Kraftvolle Visionen gegen Burnout und Blockaden
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Das deutsche Wort »Kaufmann« ist abgeleitet vom lateinischen »caupo«, das den Schankwirt und Gelegenheitshändler meint, der die römischen Truppen begleitete und mit den Germanen einen regen Handel betrieb. Das griechische Wort »emporos« ist hingegen der, der auf einem Schiff reist und mit Waren handelt. Die Griechen verbanden also mit dem Kaufmann einen Menschen, der lange Fahrten unternimmt, um die Waren von einem Land zum anderen zu bringen, der also den Menschen das bringt, was sie zum Leben brauchen, was sie aber in ihrem eigenen Umfeld nicht haben. Auch darin steckt ein schönes Bild: für Menschen zu sorgen, damit ihr Leben von Dingen bereichert wird, die in anderen Ländern produziert werden, weil es dort die entsprechenden Pflanzen oder Rohstoffe gibt. Im Mittelalter entstand das Bild des ehrbaren Kaufmanns, der sich an Werte hält, der ehrenhaft handelt, der ehrlich ist und seinen Kunden die Ehre erweist, die ihnen gebührt. Wenn wir das Wesen dieses Berufes bedenken, entdecken wir darin auch Bilder, die uns beflügeln können.
Anderen leichter leben helfen
Heute gibt es viele neue Berufe, die wenig mit den alten Berufsbildern zu tun haben. Aber auch in ihnen stecken oft archetypische Anteile und Aspekte, die in einem ursprünglichen Sinn zum Menschsein, ja zum Leben gehören Wir alle sind, von Anfang an und währende des ganzen Lebens, auf andere Menschen angewiesen. Leben heißt in einem ganz elementaren Sinn auch: Helfen und auf Hilfe angewiesen sein, in Kooperation und Kommunikation existieren. »Service« ist ein Wort, das in gesellschaftlichem Zusammenhang Dienstleistung, Betreuung meint und auch auf ganz bestimmte Berufsgruppen angewendet wird. Da gibt es etwa die vielen Service-Berufe. Diese Menschen dienen anderen. Das heißt nicht, dass sie sich kleinmachen. Sie dienen vielmehr dem Leben und einem guten Zusammenleben. Sie wecken Leben in den Menschen, denen sie einen Dienst erweisen. Da gibt es die vielen Service-Berufe, die rund um die EDV entstanden sind, Männer und Frauen, die einzelne Firmen unterstützen, ein gutes Programm für ihre Aufgaben zu entwickeln, die Arbeit zu erleichtern und zu strukturieren. Wir kennen inzwischen sehr viele Beratungsberufe: den Bankberater, den Vermögensberater, den Versicherungsberater, den Farbberater, den Eheberater, den Unternehmensberater. In nahezu allen Bereichen unseres immer komplizierter werdenden Lebens gibt es heute Fachkräfte, die einen solchen Beratungsservice als Hilfestellung anbieten. Auch sie tragen archetypische Bilder in sich, die sie zu mehr und zu etwas anderem machen als zu bloßen Spezialisten in einemTeilbereich. Offensichtlich kennen die Menschen oft nicht den Weg, der sie weiterbringt. Da brauchen sie andere, die mit ihnen gemeinsam überlegen, was für sie stimmig ist. Raten heißt ursprünglich auch: für jemanden sorgen und Vorsorge treffen. Die vielen Berater wollen den Menschen helfen, dass sie für sich selbst gut sorgen, damit ihr Leben gelingt, damit sie für die Zukunft vorsorgen. Das Sprichwort sagt: »Guter Rat ist teuer.« Es ist wertvoll, wenn Menschen mich gut beraten, wenn sie mir nicht etwas aufdrängen, sondern mit mir gemeinsam überlegen, was ich brauche, damit mein Leben gelingt.
Schwächeren Hilfe leisten
Auch die vielen Helferberufe, die unsere arbeitsteilige Gesellschaft kennt, tragen archetypische Bilder in sich. Zu den helfenden Berufen gehören alle Pflegeberufe: Krankenschwester, Altenpfleger, Sozialarbeiter, die Dorfhelferin, die Familienhelferin. Auch die therapeutischen, ärztlichen und seelsorglichen Berufe fallen unter die Helferberufe. Seit Wolfgangs Schmidbauers berühmtem Buch »Die hilflosen Helfer« sind diese Berufe in den Verdacht geraten, dass die, die sie ausüben, anderen helfen, obwohl sie selbst der Hilfe am meisten bedürfen. Doch wir dürfen wegen der Gefährdung der Helferberufe – auf diesen Berufsstand ist ja das Wort vom »Ausbrennen«, dem Burnout zuerst angewandt worden – nicht die positive archetypische Seite des Helfens übersehen. Einem anderen Menschen zu Hilfe zu kommen, Hilfe zu leisten dem gegenüber,der sich nicht selber zu helfen vermag, das entspricht einem hohen menschlichen Ethos. Es gibt viele Menschen, die leidenschaftlich gerne helfen. Sie gehen darin auf. Das darf man nicht von vorneherein verdächtigen. Wer anderen hilft und die Dankbarkeit erlebt, der hat selbst etwas davon. Er gibt nicht, weil er braucht, sondern er gibt, weil er gerne gibt
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