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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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abgingen. Zwei davon führten in einen Wohnraum, in dem es muffig roch und der aussah, als sei er vor dreißig Jahren eingerichtet worden. Die dritte Tür führte in ein kleines Schlafzimmer. Hier strotzte es von Leben: Das Bett war nicht gemacht.
    »Ich gehe jetzt in den ersten Stock«, teilte er mit.
    Er lief die Treppe hinauf, sie war aus Kunststein. Trotzdem roch es muffig. Das ganze Haus roch, als werde nirgendwo gelebt. Er machte die Türen nur kurz auf, leuchtete hinein und schloss sie wieder. Kein Zeichen von Zivilisation. Die Einrichtungen waren uralt, und mit Sicherheit hatte Otto in den letzten zehn Jahren das Haus nicht gelüftet.
    Otto wird mir immer unsympathischer, dachte Alschowski.
    »Jetzt gehe ich in den Keller«, sagte er in das Handy. »Bisher nichts, aber auch gar nichts.«
    Der Keller brachte keine Neuigkeit. Drei Räume, in einem davon die Ölheizung, der Wasseranschluss, in den beiden anderen Gerümpel, abgelegte Dinge. Auf einem Regal zwei große Kisten randvoll mit neuen Glühbirnen.
    Dann eine Tiefkühltruhe. Er hob den Deckel an und wurde gleichzeitig von einer Welle der Panik erfasst. Bloß keine Leichenteile!, dachte er fiebrig und stellte sich vor, er müsse den abgetrennten Kopf einer Frauenleiche bergen. Er brachte es sogar fertig, ein paar der Plastikbeutel herauszuziehen und im Licht der Taschenlampe zu betrachten. Es war Gemüse, Erbsen und Möhren. Dann einige Packungen mit Speiseeis und eine große Tüte mit Schnitzeln. Keine Leichenteile.
    »Nichts. Ich habe nichts«, sagte er in das Handy.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte Olga mutlos. »Das kann einfach nicht sein.«
    »Vielleicht beim nächsten Mal«, tröstete Alschowski, der sich selbst zu diesem Husarenritt von Herzen beglückwünschte, sie großmütig. »Jetzt komme ich wieder nach Hause. Falls die Götter mir gewogen sind.«
    Er ging durch die Tür im Durchbruch zur Scheune und atmete ein paarmal tief durch. Dann besah er sich die Riesenkiste, die seine Rettung gewesen war, und er stutzte. Natürlich hatte Otto hier nicht seinen Porsche stehen. Aber warum hatte er eine Riesenkiste gebaut? Was sollte das?
    »Ich versuche noch etwas«, versprach er düster in das Handy. »Man kann ja nie wissen.«
    Die Kiste hatte eine ordentliche Tür aus frischen Brettern. Aber die Tür war gesichert, genauer gesagt: mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert. Es war neu und glitzerte.
    Warum baut sich jemand eine Riesenkiste in seinen Heuschober und sichert sie durch ein Vorhängeschloss?, fragte sich Alschowski. Das ist doch Unsinn!
    »Kannst du dich erinnern, ob jemand dem Otto etwas angeliefert hat? Ein kleiner Lastwagen zum Beispiel?«
    »Da war etwas«, bestätigte Olga. »Warte mal. Das war im September vergangenes Jahr. Christian Vormann hat Holz geliefert, Vormann aus Gerolstein oder Daun, das weiß ich nicht mehr.«
    »Hast du das fotografiert?«
    »Ja, klar. Ich habe alles fotografiert. Seit einem Jahr habe ich das durchgezogen. Vormann mit vielen Brettern und Kanthölzern, das weiß ich noch. Brauchst du die Fotos jetzt? Mit Datum, mit Lieferdatum? Habe ich alles.«
    »Nein. Bretter sind schon gut genug. Hier ist eine Riesenkiste mit einem Vorhängeschloss. Das muss ich knacken. Hoffentlich besuchst du mich im Knast.«
    »Das mache ich, mein Kleiner. Versprochen.«
    Alschowski bahnte sich vorsichtig einen Weg durch all die herumstehenden kleinen und großen Geräte. Er musste in die Werkstatt, da führte kein Weg dran vorbei. Es schepperte wie irre, als er mit dem rechten Arm einen Turm aus alten Eimern berührte, der sofort umfiel. Es war ein Heidenkrach, der nicht aufhören wollte.
    »Wilhelm? Hörst du mich?«, schrillte Olgas Stimme.
    »Ja, ja, ich höre dich. War eine kleine Panne.«
    Alschowski musste zwei Pflüge übersteigen, die nicht umgangen werden konnten. Das war schwierig, und beim letzten großen Schritt geriet er an ein Bündel von Mistgabeln und anderen Geräten, die in eine alte Zinkwanne schepperten.
    »Sorry!«, sagte er in das Handy. »Ich bin auf dem Weg in die Werkstatt. Ich suche eine dieser Spezialzangen, mit denen sie im Fernsehen immer die Schlösser knacken. Ich beeile mich jetzt einfach. Vorsicht ist vorbei, sage ich.«
    »Und wenn er zurückkommt und dich sieht?«
    »Dann stelle ich mich vor. Als sein neuer Nachbar. Ruf doch Schulzens Maria an, damit sie abgelenkt ist.«
    »Das ist eine sehr gute Idee«, sagte Olga.
    Alschowski fand in der Werkstatt das Gerät, das er brauchte. Es war lang

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