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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 4
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darauf, sich nicht mehr zu bewegen. Er hatte panische Angst.
    Das Licht der Lampe fiel vor ihm auf einen Haufen alter Gerätschaften. Er sah Eimer, er sah Harken, Mistgabeln, einen alten Heuwender, zwei Pflüge, die Reste von mindestens drei Traktoren, sehr viele uralte Farbeimer. Das Durcheinander befand sich etwa drei Meter unter ihm, und er war augenblicklich ratlos.
    Er wartete, bis der Staub sich ein wenig gelegt hatte und leuchtete mit der Taschenlampe dorthin, wo es dicht neben ihm so laut geknallt hatte. Da war ein gewaltiges Loch in der abschüssigen Ebene. Als er hineinleuchtete, sah er unter sich eine lange Werkbank mit einem Amboss und zwei Schraubstöcken, mit einer Unmenge von kleinen und großen Dingen, die meisten aus Metall. Ein gewaltiges Brett war mit Hämmern, Zangen und Schraubenziehern in allen Größen behängt. Und auch diese Landschaft bäuerlicher Antiquitäten aus sehr fernen Tagen lag mehr als drei Meter unter ihm.
    »Wir haben ein Problem«, sagte er in das Handy. Er räusperte sich mehrmals.
    »Ich habe das bis hierhin gehört«, sagte sie vollkommen gelassen. »Ich dachte schon, du bist abgestürzt. Was liegt an?«
    »Ich kann nicht in die Scheune abspringen. Da liegt zu viel altes Zeug, da breche ich mir sämtliche Knochen. In die Werkstatt kann ich auch nicht runter, dann bin ich ebenfalls krankenhausreif. Kannst du dich erinnern, wie ihr als Kinder hier herumgeklettert seid? Wie seid ihr auf den Boden der Scheune gekommen?«
    »Da muss ich überlegen«, sagte sie. »Ich melde mich. Und beweg dich nicht.«
    Alschowski dachte grimmig: Keine Sorge! Eigentlich habe ich es ganz bequem und gemütlich. Ich werde nicht mal nass, wenn es anfängt zu regnen. Und wenn diese Bretter unter meinem Arsch wegbrechen, lande ich höchstens in einer alten Sense oder in einer Mistgabel oder in einer alten Egge. Im Grunde kann mir nichts Besseres passieren, als dass Otto mich hier erlöst und mir einen Kaffee anbietet. Falls ich bis dahin überlebt habe.
    Dann kam Olgas Stimme. »Also früher war da, wo du jetzt bist, Heu und Stroh. Da müssen aber auch Balken sein, also vom Dachstuhl.«
    »Da sind welche. Weit über mir. Nicht erreichbar«, bestätigte Alschowski.
    »Kannst du nicht zwei oder drei Heuballen runterwerfen, damit du weich landest?«
    »Wie denn das? Hier liegt kein Heu und kein Stroh. Das ist mehr als sechzig Jahre her, Olga. Hier ist nichts mehr außer schwarzer Finsternis.« Er lauschte seiner Stimme nach und fand die Formulierung mit der Finsternis hervorragend.
    »Dann weiß ich es auch nicht«, sagte sie mutlos.
    »Lass mich das mal machen«, murmelte Alschowski, um sie zu beruhigen. Er leuchtete seine Umgebung ab, und er beschäftigte sich ganz nebenbei mit dem harschen, in seinen Ohren dröhnenden Befehl eines Polizisten: »Sie da oben! Was machen Sie da? Kommen Sie herunter und lassen Sie ihre Waffen auf den Fußboden fallen. Heben Sie die Hände über den Kopf!«
    Ach, leckt mich doch kreuzweise! Blöde Olga!
    Dann entdeckte er den Kasten. Der Begriff stimmte irgendwie nicht, denn der Kasten war eigentlich eine Riesenkiste. Etwa zwei Meter hoch, vier mal sechs Meter im Geviert, gezimmert aus frischen, dicken Brettern.
    Da hat Otto sicher seinen heimlichen Porsche stehen, dachte Alschowski beflügelt. Da komme ich herunter auf Mutter Erde, da komme ich ins Haus.
    »Ich sehe einen Weg!«, teilte er seiner Kommandantin mit.
    »Auf dich ist eben Verlass«, bemerkte sie stolz.
    Alschowski begann nach rechts zu rutschen, Zentimeter für Zentimeter, immer in der wahnwitzigen Hoffnung, dass nichts brach oder einbrach oder zusammenbrach.
    Als er genau über der Riesenkiste war, drehte er sich und schob sich an den Rand der abschüssigen Fläche. Er ließ sich vorsichtig weiter herab, bis er auf der Kiste stand. Dann war es geschafft. Von der Kiste herunter auf den Boden war eine sehr leichte Übung.
    »Ich bin unten«, sagte er in das Handy. »Ich gehe jetzt in das Haus. Du hattest übrigens Recht: Er hat einen Durchbruch gemacht. Aber warum tut er immer so, als sei der nicht vorhanden?«
    »Knips mir da jetzt bloß nirgendwo das Licht an. Schulzens Maria würde das sehen und dann ist alles Essig mit unserem Plan.«
    »Ich bin doch kein Anfänger«, sagte Alschowski mit leichter Empörung.
    Die Tür ins Haus war nicht abgeschlossen. Er kam in eine Küche, die ärmlich eingerichtet war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass hier jemand wohnte. Dann kam ein schmaler Flur, von dem drei Türen

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