Kramp, Ralf (Hrsg)
toten Chinesen und irgendwelcher energetischer Vorfälle. Wollten alles zu unserer 5-Achs-Fräsmaschine wissen. Wenn du mich fragst – die sind ein bisschen vor die Pumpe gelaufen.«
»Aber man fragt Sie nicht.« Muldenau und Kall erschienen plötzlich wie aus dem Nichts direkt neben ihnen. »Und Sie plaudern ja doch alles aus.«
»Aber ich muss doch Bescheid sagen, was hier los ist«, wehrte sich Vera Scheuch. »Sie müssen wohl zugeben, dass dies alles sehr verrückt erscheint.«
»Natürlich«, räumte Muldenau ein. »Deswegen sind ja auch wir zwei hier. Wir wissen wohl, dass wir etwas verrückt erscheinen, das bringt die Arbeit an diesen speziellen Fällen mit sich. Außerdem sind wir medial veranlagt und deswegen in der Spezialeinheit. Das sagten wir zwar bereits, aber ich bin anscheinend etwas unkonzentriert und werde redundant. Jetzt ist jedenfalls keine akute Gefahr mehr gegeben, solange Sie nur die Chinesen gut hüten, denn wenn jemand zu Schaden kommt, dann ein Chinese, das lässt sich nämlich errechnen anhand des heutigen Datums in Binärcodierung und der Mitarbeiterzahl dieser Firma, deren Quotient gleich ist der Entfernung nach China in russischen Werst und der Anzahl der anwesenden chinesischen Gäste.«
»Was?«, riefen die beiden Angestellten wie aus einem Munde aus. Die beiden Agenten begannen schon wieder, durch die Halle zu stromern, und ihrem Murmeln war zu entnehmen, dass sie nach irgendwelchen Zeichen suchten.
»Kann man das nachrechnen, was die da eben gesagt haben?«, flüsterte Vera Scheuch. »Nie im Leben«, antwortete Jörg Hüllen. »Das hört sich nach totalem Blödsinn an.«
»Find ich auch. Was tun wir jetzt?«
Agentin Kall war im nächsten Augenblick schon wieder zu ihnen zurückgekehrt, offenbar verfügte sie über ein extrem feines Gehör. Sie raunte ihnen zu: »Völlig klar, dass Sie das nicht nachrechnen können. Abgesehen davon, dass Ihnen die dafür notwendigen Algorithmen nicht geläufig sind, muss man ja jetzt den Toten von der Anzahl der Chinesen abziehen. Außerdem ist China sehr groß, und nur Eingeweihte wissen um das energetische Zentrum Chinas, dessen Koordinaten für solche Berechnungen herangezogen werden müssen. Sie sehen also, es ist das Beste, Sie halten sich zurück und lassen uns unsere Arbeit machen, die schon komplex genug ist. Wir wollen doch nicht, dass noch mehr Unglücksfälle geschehen. Sie ahnen ja gar nicht, welche Mächte hier am Werk sind.«
»Aber hier bei FELUWA gibt es auch ein paar Regeln, die ...«
»Aha!«, rief Kall aus. »Da sehen Sie es: FELUWA ist ein Akronym für
felis, lupus
und
warg
. Das deutet auf Raubkatzen und Wölfe. Es handelt sich also um einen raubtierähnlichen Täter, der von dem Energiepotential angezogen wurde und schnellstens neutralisiert, wenn nicht eliminiert werden muss.«
Mit dieser wenig erhellenden Erläuterung wandte sich Diana Kall wieder ab und fuhr fort, mit Wolf Muldenau die Halle zu durchstreifen. Jörg Hüllen flüsterte seiner Kollegin zu: »Wir müssen das schleunigst mit der Geschäftsführung besprechen.«
»Ich habe schon versucht, das alles Herrn Nägel zu berichten, aber er war zu sehr mit den Chinesen beschäftigt, die ihren toten Kollegen suchen. Und es ist gerade kein Geschäftsführer im Haus.«
»Umso mehr müssen wir mit ihm sprechen. Wenn er erfährt, was hier abläuft, wird er besser zuhören.«
Gemeinsam eilten sie in den Verwaltungstrakt. Und wieder kam ihnen Heinz Nägel auf halbem Wege entgegen, diesmal nur mit einem Teil der Gäste.
»Herr Nägel, wir müssen unbedingt reden!«, begann Vera Scheuch. »Diese Polizisten sind sehr seltsam und irgendwie wirr. Wir wissen nicht, was wir von denen halten sollen.«
»Und wir suchen drei Gäste, die sich eben ohne Führung auf den Weg gemacht haben, um die Fertigung zu inspizieren. Haben Sie Herrn Müllers getroffen?«
»Nein. Wollte er die Gäste dort betreuen?«
»Von
wollen
kann keine Rede sein. Ich habe ihn zu erreichen versucht, er weiß gar nichts von seinem Glück.«
Heinz Nägel schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »Aber wenn Sie meinen, diese Ermittler seien seltsam, dann werde ich selbst die Polizei anrufen und klären, was hier geschieht.«
»Das ist gut«, seufzte Vera Scheuch. »Ich habe ein ungutes Gefühl bei dieser Sache. Wissen die Herrschaften, dass einer von ihnen ermordet worden ist?«
»Das ist ja mein Problem«, seufzte nun Heinz Nägel seinerseits. »Aber erst einmal spreche ich mit der Polizei.«
Er
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