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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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der Polizeiwache an der Mainzer Straße geht ein Anruf ein. Es ist ein Mann. Er sagt: »Hören Sie mir genau zu! Hören Sie mir genau zu?«
    Der Beamte erwidert: »Selbstverständlich!«
    Der Mann erklärt: »Mein Name ist Leo Kaminski. Ich habe eine junge Frau bei mir, die ich töten werde. Ich verlange, dass die Polizei meine Ehefrau hierher bringt, damit ich in Ruhe mit ihr reden kann. Meine Ehefrau ist Monika Kaminski. Wir haben zwei Kinder. Die Tochter ist 18 Jahre alt und heißt Esther. Der Sohn ist 16 Jahre alt und heißt Paul. Die beiden Kinder muss ich nicht sehen, aber …«
    Der Polizeibeamte unterbricht ihn: »Moment mal, wenn ich etwas sagen darf, Herr Kaminski. Wo sind Sie? Wir können Ihre Frau nicht zu Ihnen bringen, wenn wir nicht wissen, wohin wir sie bringen sollen.«
    »Das geht Sie erst mal einen Scheißdreck an«, sagt Leo Kaminski scharf. »Das werden Sie noch erfahren. Also, Sie bringen meine Frau zu mir, damit ich mit ihr reden kann. Und dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich habe hier eine junge Frau, die ich töten werde, wenn Sie meinen Befehlen nicht gehorchen …«
    »Immer mit der Ruhe, Herr Kaminski! Wer ist denn diese junge Frau?«
    »Das kann sie Ihnen selbst sagen. Hier ist sie.«
    Es gibt Hintergrundgeräusche, dann kommt die sehr dünne, sehr mutlose Stimme einer jungen Frau. »Mein Name ist Cynthia Fries, ich bin 23 Jahre alt. Ich wohne in Daun in der Abt-Richard-Straße 26. Mein Freund, Marc Aumann, weiß nicht, wo ich bin. Der Mann hier hat ein schreckliches Messer und eine Pistole oder einen Revolver, ich weiß nicht, wie diese Dinger heißen. Er sagt, er tötet mich, wenn ich nicht genau tue, was er will.«
    »Wo sind Sie denn?«, fragt der Polizeibeamte.
    »Irgendwo in einem Keller«, antwortet die Frau.
    Starke Hintergrundgeräusche, dann die bellende Stimme von Leo Kaminski: »So, das muss jetzt aber reichen. Bringen Sie meine Frau hierher! Und vorher rufen Sie mich an.«
    »Dann geben Sie mir wenigstens die Nummer Ihres Handys«, sagt der Polizeibeamte ganz gelassen.
    »Haben Sie was zu schreiben?«, fragt Kaminski.
    »Selbstverständlich«, sagt der Polizeibeamte.
    »Dann schreiben Sie«, sagt Kaminski und diktiert die Handynummer. »Und keine miesen Tricks, sonst passiert hier was.«
    »Schalten Sie Ihr Handy nicht aus!«, bemerkt der Polizeibeamte gemütlich. »Ende.«
    Er wendet sich an den Leiter der Polizei, der in dieser Sekunde die Wache erreicht. Er sagt: »Der Mann heißt Leo Kaminski, und er hat eine Geisel. Und er droht, sie zu töten. Er hat mir eine Handynummer gegeben.«
    »Kennen wir den Mann?« fragt der Leiter der Polizei.
    »Ich glaube, Günter hatte mit dem zu tun. Ein Krawallmacher, ein Suffkopp.«
    »Ich brauche Günter, egal, wo er ist. Treibt ihn auf«, sagt der Leiter der Polizei.
    DAUN, Freitag, 8. Juli, 22.25 Uhr
.
    In diesem Augenblick ereignet sich eine Panne. Der Freund der Geisel, Marc Aumann (25), kommt zurück von einem Treffen mit ehemaligen Mitschülern in einer Dauner Kneipe. Er wird im Treppenhaus von dem Mitbewohner Weiler aufgehalten, der ihm sagt: »Junge, du sollst hier auf die Polizei warten. Er hat deine Freundin.«
    »Von wem reden Sie? Wen hat er?« fragt Aumann verblüfft.
    »Na ja, deine Frau oder Freundin«, antwortet Weiler. »Er bedroht sie mit Messer oder Revolver, was weiß ich. Er ist dieser Kaminski, der hier dauernd einen Riesenscheiß gemacht hat, als die Familie hier noch im Haus lebte. Also, er ist bewaffnet.«
    Aumann ist hochintelligent. Er muss sich auf die Treppe setzen, hat die Hände auf dem Gesicht und sagt: »Und wohin ist er mit Cynthia?«
    »Also, in die Innenstadt«, antwortet Weiler. »Wo genau wissen nur die Bullen. Und da ist alles abgesperrt, wurde gesagt.«
    »Ich geh dann mal«, nuschelt Aumann. Als er aufsteht, schwankt er leicht, fängt sich wieder und geht die Treppe hinunter. Von der Haustür an rennt er, so schnell er kann, nach links in die Altstadt hinein.
    DAUN, Freitag 8. Juli, 22.24 Uhr
.
    Der Polizeibeamte mit dem Namen Günter Horten aus Niederstadtfeld ruft den Leiter der Polizei an. »Zu deiner Frage nach Leo Kaminski«, erklärt er ohne Einleitung. »Der Mann ist Dachdecker, arbeitet aber schon seit Jahren nicht mehr und hat in den letzten Jahren dauernd die Familie traktiert. Er ist einfach gewalttätig, wenn er getrunken hat. Er schlug die Frau, er schlug die Kinder, er rastete regelmäßig aus und zertrümmerte die Wohnung. Drogen hat er auch genommen, soviel ich weiß.

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