Krampus: Roman (German Edition)
Treppe hoch, und die Belznickel führten sie aus der Todesfalle.
»Isabel!«, brüllte Krampus. »Wo bist du?«
»Krampus!« Es gelang ihr, eine Hand zu befreien und ihm zu winken.
Er drängte die Frauen in beide Richtungen beiseite, bewegte sich auf Isabel zu, packte sie und half ihr auf die Füße.
»Beeilung!«, rief er und stieß sie Richtung Treppe.
»Moment«, schrie Isabel. Auf der Suche nach Lacy spähte sie in den düsteren, verrauchten Flur.
Da war sie – in den Armen der Frau im Kleid. Die Frau hustete, Tränen liefen ihr über das Gesicht, aber sie hielt Lacy fest umklammert. Isabel hastete zu den beiden, legte ihnen die Arme um die Schultern und führte sie zur Treppe. Die letzten Frauen stolperten soeben mit Hilfe von Jesse und Chet die Stufen empor, dahinter gingen Isabel, Lacy und die Frau, gefolgt von Krampus, der als Letzter kam.
Sie traten in die Nachtluft, und Isabel atmete tief ein. Nie zuvor hatte die frische Luft so süß geschmeckt. Asche und glühende Funken rieselten auf den Schnee, Rauch umwogte sie. Als Isabel die riesenhafte, gehörnte Gestalt vor dieser Höllenlandschaft sah, umgeben von den Belznickeln, musste sie unwillkürlich an Satan und seine Dämonenhorde denken.
»Kommt«, sagte Krampus. »Suchen wir die Julböcke, bevor sie uns davonlaufen.« Er ging um die Kirche herum und verschwand im Rauch, gefolgt von den Belznickeln.
Die Menschen versammelten sich auf dem Parkplatz. Isabel wollte gerade die Frau im Kleid und Lacy dorthin geleiten, als sie den Streifenwagen bemerkte, der auf den Parkplatz raste und beinahe zwei Zuschauer erfasste. Quietschend kam er hinter einem weiteren Streifenwagen zum Stehen. Isabel beugte sich herunter, drückte Lacy einen schnellen Kuss auf die Wange und nahm sie fest in den Arm. »Ich muss jetzt gehen, Süße. Sei schön brav. In Ordnung?«
»Sei du auch brav«, sagte das Mädchen und erwiderte die Umarmung.
Isabel richtete sich auf und griff die Frau am Arm. »Die Kleine heißt Lacy. Bitte passen Sie auf sie auf.«
Die Frau bedachte sie mit einem verwirrten Blick, nickte jedoch ernst, nahm Lacy auf den Arm und entfernte sich von den Flammen. Isabel wollte ihnen nachsehen, aber die Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen, daher drehte sie sich um und lief Krampus hinterher in die Rauchschwaden.
***
Polizeichef Dillard Deaton sprang aus dem Wagen, wobei er beinahe seine Schrotflinte vergaß. Er griff über den Sitz und zog sie hervor.
»Menschenskind!«, rief Noel, der auf ihn zurannte. »Chief, bin ich froh, Sie zu …« Er starrte Dillard ins Gesicht. »Verflixt, Chief, was ist denn mit Ihnen passiert?«
»Wo sind sie hin?«, fragte Dillard und ging schnellen Schrittes in Richtung Feuer.
Roberts musste laufen, um mit ihm Schritt zu halten. »Äh … das lässt sich bei all dem Rauch nur schwer sagen, wissen Sie. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, sind sie um das Gebäude herumgegangen.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass du sie nicht aus den Augen lassen sollst.«
»Schon, aber der Sheriff hat gesagt, dass ich bleiben soll, wo ich bin, bis Verstärkung eintrifft.«
»Wie bitte?« Dillard wirbelte auf dem Absatz herum. »Der Sheriff? Du hast Meldung erstattet?«
»Äh … ja. Musste ich. Wir befinden uns hier außerhalb der Stadtgrenzen. Außerhalb unserer Jurisdiktion.«
»Sehe ich aus, als hätte ich einen Vortrag darüber nötig, in wessen Jurisdiktion wir uns gerade aufhalten?«
»Aber der Brand. Ich dachte, in solchen Fällen wäre es Vorschrift …«
»Halt die Klappe. Halt einfach die Klappe!« Dillard hätte dem jungen Kollegen beinahe eine reingehauen und ihn auf die Bretter geschickt, womit er jedoch nur ein unsinniges Problem mehr gehabt hätte. Er trat ganz dicht an Noel heran. »Ich will kein Wort mehr von irgendwelchen Vorschriften hören. Du gehst jetzt zurück zum Wagen und wartest darauf, dass der gottverdammte Sheriff hier auftaucht. Kapiert? Rühr dich ja nicht von der Stelle, solange ich es dir nicht erlaube. Kapiert?«
Daraufhin nickte Noel und drehte sich wie ein geprügelter Hund um. In Wahrheit beabsichtigte Dillard, Jesse aufzuspüren und ihn auf der Stelle abzuknallen. Dabei wollte er diesen Pfadfinder auf keinen Fall in der Nähe haben, denn Zeugen konnte er keine gebrauchen.
Dillard hörte entferntes Sirenengeheul, das sich schnell näherte. Verdammt noch mal. Genau das habe ich jetzt gebraucht. Ich muss den Kerl schnellstens finden. Er legte eine Patrone ein und trat in den Rauch. Im
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