Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
Vom Netzwerk:
wurde geworfen. Nur zwei Personen standen auf der Tanzfläche, Martha und Lynn. Wie immer tanzten sie miteinander, weil keiner der Männer sie auffordern wollte.
    Abgesehen von einer Handvoll Motorradrocker waren hauptsächlich Stammgäste da: Rusty, Jim, Thornton und der restliche Trupp. Tom Mullins und seine vier Brüder waren ebenfalls aufgetaucht, was Horton zuerst ein bisschen nervös gemacht hatte, weil diese Familie Ärger anzog wie Scheiße Fliegen. Doch selbst Tom schien heute Abend nicht in Stimmung zu sein. Er nippte bloß an seinem Bier, anstatt es wie sonst hinunterzukippen, und spielte mit der grobschlächtigen Kate aus Goodhope Billard. Die Rocker blieben in ihrer Ecke mehr oder weniger unter sich. Horton roch Haschisch und hätte sie am liebsten darum gebeten, draußen zu rauchen – nicht weil es ihn störte, sondern weil sie dann vielleicht ein bisschen mehr getrunken hätten. Aber er kannte die Jungs nicht und wollte nichts lostreten. Andererseits hoffte er, dass irgendjemand irgendetwas lostreten würde, damit der Abend endlich in Gang kam.
    »He«, sagte Horton zu der Handvoll griesgrämiger Gesichter vor ihm an der Bar, »ist jemand gestorben, ohne dass ich davon gehört habe? Oder hat die Post vergessen, den Leuten ihre Sozialhilfeschecks zuzustellen?«
    Niemand ließ auch nur das kleinste Lachen hören.
    Da ging die Tür auf. Horton schaute nicht mal hin, bis er den Ausdruck auf Duffys Gesicht bemerkte. Ein Mann, vielmehr ein Hüne, betrat zusammen mit einem kalten Luftzug die Bar. Es war nicht besonders hell, aber hell genug, um zu erkennen, dass dem Mann gewundene Hörner mitten aus der Stirn wuchsen.
    »Da soll mich doch einer kräftig in den Arsch ficken«, lallte Lucy und stieß ihrer Freundin Nelly den Ellbogen in die Seite. »He, Nell, schau dir mal den an.«
    Sechs weitere Gestalten traten hinter dem großen Teufelsmann ein. Sie hatten altertümliche Kostüme an, und ihre Gesichter waren schwarz verschmiert. Einige von ihnen trugen Felle und Masken mit Hörnern. Am meisten beunruhigten Horton jedoch ihre Augen, denn darin fing sich das Licht und ließ sie orange aufleuchten.
    Soll das ein Witz sein?, fragte er sich. Da spielt mir doch jemand einen Streich. Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, hat hier nämlich kein Kostümwettbewerb stattgefunden. Er erhaschte einen Blick auf einen großen Sack, den der hochgewachsene Teufel gerade an einen aus seiner Truppe weiterreichte. Er flüsterte dem hageren Mann etwas ins Ohr und deutete auf die Theke. Oh Scheiße. Auf einmal begriff Horton, was die Verkleidungen sollten und dass diese Gestalten beabsichtigten, ihn auszurauben. Hastig trat er an die Kühltruhe und legte die Hand auf die abgesägte Schrotflinte unter der Theke. Spinnen die? Wissen die denn nicht, mit wem sie es hier zu tun haben? Horton vermutete, dass etwa die Hälfte der Gäste bewaffnet war, diejenigen, die zu ihrer Verteidigung nur Messer dabeihatten, nicht mitgezählt. Es waren abgehärtete Männer und Frauen, die keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gingen. Horton zweifelte nicht daran, dass hier jemand als Sieb enden würde, falls diese Trottel tatsächlich Waffen zogen.
    »Das sind sie«, sagte Lucy. »Du weißt schon. Die aus der Zeitung.«
    »Wer aus der Zeitung?«, fragte Nelly.
    »Dan«, zischte Horton scharf. »Halt mir den Rücken frei.«
    Dan saß neben Lucy. Horton hatte eine halbe Dienstzeit in Vietnam mit Dan hinter sich und wusste sowohl, dass sein Kumpel ohne seine Knarre nirgendwohin ging, als auch, dass er einem wie kein anderer den Rücken frei halten konnte. Als Dan sah, dass Horton die Hand unter die Theke gestreckt hatte, wurde er sofort nüchtern. Er drehte sich um und ließ die Hand in die Jackentasche gleiten.
    Der hagere Mann mit dem Sack näherte sich der Theke. Aus der Nähe sah er noch gruseliger aus. Die Schminke und dieses seltsame Leuchten in seinen Augen wirkten unglaublich echt. Horton hatte keine Ahnung, wie der Kerl das mit den Augen hinbekommen hatte. Waren das irgendwelche neumodischen Kontaktlinsen?
    »Mister«, sagte der schlanke Mann, »bitte entschuldigen Sie. Ich hätte da eine Frage.«
    Ohne sich vom Fleck zu rühren und ohne die Hand von der Flinte zu nehmen, starrte Horton den Mann eine Weile an. Dann sagte er: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir würden für den Rest des Abends gerne ein paar Lokalrunden einläuten.«
    Horton hatte mit einer ganzen Menge gerechnet, aber nicht damit. Er schielte zu Dan hinüber, aber

Weitere Kostenlose Bücher