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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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aufhören, Musik zu machen? Niemand will, dass du das tust. Du brauchst bloß endlich einen Plan und ein bisschen Selbstvertrauen. Du brauchst bloß genügend Eier in der Hose, um die Sache in Angriff zu nehmen.«
    »Na schön, ich mache mir einen Plan … und … äh … ich sehe zu, dass ich bald genügend Eier in der Hose habe. Himmel noch mal, ich tue alles, was nötig ist, um …«
    »Hör auf, Jesse. Bitte hör auf. Es ist zu spät. Das hast du mir alles schon x-mal erzählt. Wir wissen beide, dass sich nichts ändern wird. Auf dich ist einfach kein Verlass. Niemand wird sich je auf dich verlassen können. Du kannst dich ja nicht mal selbst auf dich verlassen. So, jetzt musst du von hier verschwinden. Und zwar bevor Dillard heimkommt. Ehe du das auch noch kaputtmachst. Bitte tu es nicht …«
    »Daddy?«, rief jemand zaghaft hinter Linda. »Mommy, ist das Daddy?«
    Linda warf Jesse einen gequälten Blick zu und öffnete die Tür ein Stück weiter. Ein kleines Mädchen mit langem, lockigem Haar in einem ausgeblichenen Flanellschlafanzug spähte in den Flur. Als es Jesse erblickte, stieß es ein Quietschen aus. »Daddy!«, rief Abigail und stürmte auf ihn zu.
    Jesse hob sie hoch, wirbelte sie herum und umarmte sie dann einfach. Der feste Druck ihrer kleinen Arme in seinem Nacken fühlte sich wunderbar an. Sie hielt ihn umklammert, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Er drückte die Nase in ihr Haar und atmete tief ein. Sie roch nach durchweichten Fruit-Loops und Kindershampoo, und es war der süßeste Duft, den er jemals gerochen hatte.
    »Daddy«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Hast du mir was mitgebracht?«
    Er öffnete die Augen und stellte fest, dass Linda ihn musterte. Sie musste kein Wort sagen, denn er kannte ihren Wieder-einmal-enttäuschst-du-sie-Blick nur zu gut.
    Jesse setzte Abigail ab. »Hattest du dir etwas gewünscht? Ich wusste nicht mehr so genau. Ich erinnere mich noch, dass du gesagt hast, du wolltest all deine Geschenke einem guten Zweck spenden.«
    Abigail stemmte die Hände in die Hüften und verzog das Gesicht, als hätte sie ihm am liebsten eine verpasst. Dann leuchteten ihre Augen auf, als wäre ihr eben etwas Tolles eingefallen. »Daddy, ich muss dir unbedingt etwas zeigen.« Sie rannte los, blieb im nächsten Moment schlitternd stehen und hielt einen winzigen Finger empor. »Ich komme gleich wieder. Geh also nicht weg. Okay? Okay?«
    »Versprochen«, sagte er und lächelte, obwohl ihre Ehrlichkeit ihn schmerzte. Offenbar hatte sie wirklich Angst, dass er weg sein könnte, wenn sie zurückkehrte. Warum sollte sie die auch nicht haben? Schließlich ist das durchaus schon vorgekommen.
    Linda betrachtete seine leeren Hände. »Du hast gar nichts für sie, nicht wahr? Hast alles für Alkohol ausgegeben, stimmt’s?«
    Jesse gab sich beleidigt. »Du wirst es wohl einfach abwarten müssen. Hab ich recht?«
    Da kam Abigail auch schon angerannt. Sie hielt eine Puppe umklammert. »Sieh mal, Daddy! Ich habe eine! Ich habe eine Teen-Tiger-Puppe!«
    »Na, wo kommt die denn her? Hat dir die der Weihnachtsmann gebracht?«
    »Nein, Dillard.«
    Jesse fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Schlag versetzt. Er gab sich alle Mühe zu lächeln, während er die Puppe musterte. »Welche ist das?«
    »Es ist Teresa Tiger. Ist sie nicht cool?«
    »Hm, ich dachte, du wolltest Tina Tiger?«
    »Wollte ich auch, aber die hatten sie im Supermarkt nicht mehr.«
    »Ach, sie ist ganz in Ordnung. Na ja, wenn das alles ist, was der Alte zu bieten hat. Ich kann verstehen, dass ein oller Furz wie Dillard nicht durch die halbe Welt fahren will, um die Puppe zu besorgen, die du eigentlich willst. Älteren Männern … na ja, ihnen fällt es eben schwer, längere Zeit zu sitzen, weil sie nämlich Hämorrhoiden haben.« Er legte die Hände verschwörerisch vor den Mund und sagte im Bühnenflüsterton: »Ihnen juckt der Arsch!«
    Abigail kicherte.
    Linda warf ihm einen verärgerten Blick zu und sagte: »Warum fragst du deinen Daddy nicht mal, was er dir mitgebracht hat?«
    Abigail richtete ihre großen Augen auf ihn.
    »Abi, mein Zuckermäulchen. Wusstest du, dass dein Daddy und der Weihnachtsmann zufällig echt gute Kumpels sind?«
    »Nee.«
    »Jau, stimmt wirklich. Wir gehen gelegentlich zusammen angeln. Genau genommen sind wir sogar so gute Kumpels, dass er mir seinen Zaubersack geliehen hat. Er meinte, wenn ich irgendwelche braven kleinen Mädchen kenne, darf ich ihnen daraus alle Spielsachen schenken, die sie

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