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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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anweisen, dir zu gehorchen.«
    »Ich weiß, wie es geht«, sagte Jesse. »Ich habe ihn bereits benutzt. Ich habe mehrere Spielsachen herausgeholt.«
    »Das ist etwas anderes. Du hast nur durch die Tür gegriffen, die bereits offen stand.«
    »Nein, ich habe an ein bestimmtes Spielzeug gedacht, und der Sack hat es mir besorgt.«
    Krampus hob eine Braue. »Das ist allerdings interessant. Vielleicht trägst du eine Spur von Lokis Geist in dir. Trotzdem ist das nicht das Gleiche, wie eine Tür zu öffnen. Dazu wärst du niemals in der Lage, jedenfalls nicht allein. Aber es heißt schon mal einiges, dass der Sack dich überhaupt angehört hat.« Er lächelte. »Gut, das sollte es uns einfacher machen.«
    »Was sucht ihr denn genau?«
    »Waffen«, warf Vernon ein. »Gute Waffen. Irgendwas, womit man mordsmäßige Löcher in riesige Wölfe pusten kann.«
    »Geld«, fügte Isabel hinzu. »Wir werden das eine oder andere kaufen müssen – Dinge, die wir nicht durch den Sack bekommen. Zumindest nicht, solange Krampus nicht wieder zu Kräften gekommen ist.«
    »Weißt du, wo man all diese Dinge finden kann?«, fragte Krampus. »Denk daran, je weniger Türen ich öffnen muss, desto besser.«
    Jesse grinste. Da fiel ihm durchaus ein geeigneter Ort ein. Er war zwar niemals im Büro des Generals gewesen, aber einmal, als Chet die Tür offen gelassen hatte, hatte er hineinspähen können, und der Safe in der Ecke war ihm bis heute im Gedächtnis geblieben. Das altmodische Exemplar war fast so groß wie eine Waschmaschine, und in der Tür befand sich ein Nummernschloss aus Bronze. Jesse wusste mit Sicherheit, dass der General darin Waffen aufbewahrte. Bargeld war darin sicher auch deponiert – und wer weiß was noch alles. Ich bestehle den General nur höchst ungern, dachte Jesse. Zu dumm aber auch. »Ach, da weiß ich schon ein Plätzchen.«
    »Gut«, sagte Krampus. »Leg die Hände auf den Sack.«
    Jesse tat wie geheißen.
    »Mach die Augen zu und such.«
    »Such?«
    »Mach einfach die Augen zu, dann wirst du schon sehen.«
    Jesse zuckte die Schultern, schloss die Augen und stellte sich den Hof hinter der Mauer vor, die Autowerkstatt und schließlich das Büro des Generals im ersten Stock. Nichts weiter passierte. Dann legte Krampus die Hände auf Jesses. Langsam wurde das Bild vor seinem inneren Auge schärfer, und er sah Einzelheiten, die ihm noch nie zuvor aufgefallen waren. Der Safe stand in einer Ecke. Jesse richtete seine Gedanken darauf, und die Ansicht veränderte sich entsprechend. So einfach war das also. Als er in den Safe hineinging, wurde es dunkel.
    »Dort ist es?«, fragte Krampus. »In der Truhe?«
    »Jau.«
    Der Griff des Älteren wurde fester, und Jesse verspürte eine leichte elektrische Ladung.
    Krampus zog die Hände weg. »Es ist vollbracht.«
    »Das war alles?«
    »Der Sack reagiert gut auf dich, Jesse.« Krampus bedachte ihn mit einem wohlwollenden, beinahe väterlichen Blick. »Vielleicht fließt in deinen Adern Lokis Blut.«
    »Ich kann im Ernst einfach hineingreifen und herausholen, was ich will?«
    »Das kannst du, aber denk daran, dass du deine Hand an jenen anderen Ort ausstreckst. Jeder, der zufällig in der Nähe ist, kann sie sehen. Das hat durchaus schon mal Probleme zur Folge, schlimmstenfalls verlierst du deinen Arm oder wirst in den Sack gezogen, an ebenjenen Ort, von dem du stiehlst.«
    Jesse zögerte. »Aber es ist ein Safe. Da wird wohl kaum jemand drin sein.«
    »Nein, solange die Truhe geschlossen ist, kann dich niemand sehen.«
    Jesse lockerte die Kordel um den Sack und spähte in die wogenden Schatten. »Alles klar, los geht’s.« Er steckte die Hand hinein, bis er gegen eine Wand stieß. Sie fühlte sich richtig an, wie aus kaltem Stahl. Er ließ sie weiter nach unten gleiten, bis seine Finger etwas Festes, Zylinderförmiges berührten. Als er es umfasste, merkte er am Gewicht, dass es sich um eine Waffe handelte. Er zog die Hand wieder hervor, überaus zufrieden mit seinem Fund.
    Eine Minute später saß er vor drei Maschinenpistolen, mehreren Faustfeuerwaffen, einer abgesägten Schrotflinte, diversen Schachteln Munition und stapelweise Hundertdollarscheinen. Doch im Safe des Generals warteten weitere Überraschungen: eine ungeöffnete Flasche gut gereiften Bourbons, eine Palette Pillen – vermutlich Amphetamine –, mehrere Gramm eines Pulvers, bei dem es sich um reines Kokain zu handeln schien, kein Crack, sondern ungestreckter Stoff, Schlüssel, deren Zweck er nicht kannte,

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