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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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allerlei Verträge und Schuldscheine, ein dicker Umschlag mit Polaroidfotos von einer splitterfasernackten Frau, die stark an Frau Sawyer erinnerte, Jesses Lehrerin aus der dritten Klasse. Er verzog das Gesicht, machte jedoch weiter, bis der Safe leer war. Es fühlte sich gut an, sich von dem Menschen, der ihm so viel gestohlen hatte, etwas zurückzuholen, und die Vorstellung, dass er die Waffen des Generals bald auf ihn richten würde, versüßte ihm den Raubzug zusätzlich.
    Krampus erwiderte sein Grinsen. »Es macht dir offensichtlich Spaß.«
    »Der Safe ist leer.«
    »Damit sind wir fertig.«
    Jesse ließ den Blick über die Beute schweifen, über das Geld, die Waffen und die Munition. Er nickte und atmete tief aus. Mit einem Mal fühlte er sich ausgelaugt.
    »Du bist müde?«
    »Ich brauche bloß was zu essen, weiter nichts.«
    »Das liegt an dem Sack. Er fordert seinen Tribut.«
    Jesse fragte sich, woher genau der Sack sich bei ihm seinen Tribut genommen hatte.
    »Du solltest etwas zu dir nehmen«, sagte Krampus und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Zuber, in dem das Rind lag.
    Jesse musterte das Kuhbein. Er war zwar hungrig genug, um es roh zu essen, kam aber zu dem Schluss, dass er sich doch besser ein paar Streifen über dem Ofen rösten sollte. Er sprang auf und ging Richtung Zuber, da fiel sein Blick auf den Kuhkopf, und er hielt inne. »He«, rief er, »kann man auch etwas hineinstecken? Also zurück in den Safe legen?«
    Krampus hob eine Braue. »Ja, das ist möglich. Ist das Portal einmal geöffnet, bleibt es so, bis ich ein neues aufmache.«
    Jesse hob den Kuhkopf am Ohr hoch und kam damit zurück. »Der Safe gehört dem Mann, der mir das Loch durch die Hand gebohrt hat.«
    Da nickte Krampus, grinste und hielt den Sack auf, woraufhin Jesse den Kopf hineinfallen ließ. »Jesse, du gefällst mir wirklich.«

    ***

    Isabel ging mit Jesse den Kiesweg entlang. Sie war froh, der schimmelig riechenden Kirche zu entkommen. Es war Nacht, und sie waren zu einem Gemischtwarenladen namens Pepper’s unterwegs, der sich Jesses Aussage zufolge drei Kilometer weiter an der Route 3 befand. Sie hatten beschlossen zu laufen, anstatt das Risiko einzugehen, dass jemand ihren Wagen sah oder ihnen der Sprit ausging. Jesse hatte den leeren Benzinkanister dabei, der hinten im Wagen gelegen hatte. Benzin gehörte zu den Dingen, die Krampus dem Sack nicht entlocken konnte.
    »Mann, was würde ich geben, könnte ich das Gesicht des Generals sehen, wenn ihn der Kuhkopf anstarrt«, sagte Jesse lachend. »Mehr als vierzigtausend Dollar verschwunden. Wusch! Der pisst sich ein.«
    Isabel schüttelte geistesabwesend den Kopf, während sie die Schatten um sie herum mit Blicken absuchte und die Ohren nach verdächtigen Geräuschen offenhielt, nach Anzeichen dafür, dass Sankt Nikolaus oder die Wölfe in ihrer Nähe waren.
    Jesse versetzte ihr einen spielerischen Stoß. »He, komm schon, das ist lustig. Glaub’s mir. Dieser Kerl ist der größte Hurensohn in ganz Boone County. Vielleicht sogar in ganz West Virginia.«
    Seine Begleiterin rang sich ein Lächeln ab. Sie mochte es, wenn er sie ansah, sie mochte seine grünen Augen, sein markantes Kinn, aber vor allem mochte sie sein Lachen – gütig, warm und voller Leben. Es ist nett, dachte sie, einen Spaziergang mit jemandem zu machen, der nicht so alt wie die Berge ist. Es schadet auch nicht, dass er hübsch anzusehen ist, gestand sie sich ein. Nein, kein bisschen. Sie fragte sich, wie es wohl wäre, seine Hand zu halten. Es war lange her, seit sie die Hand von irgendwem gehalten hatte. Das letzte Mal die von Daniel, vor über vierzig Jahren. Aber ihr war klar, dass dieser Mann das mit Sicherheit nicht wollte. Ihr war klar, wie sie dieser Tage aussah.
    »Na schön, jetzt hilf mir mal«, sagte Jesse. »Junge, wo soll ich bloß anfangen? Nichts ergibt einen Sinn. Der Weihnachtsmann, riesige Wölfe und … was zum Henker ist dieser Krampus für ein Kerl? Wie zum Geier seid ihr bei diesem Teufel gelandet?«
    »Er ist kein Teufel.«
    Jesse blieb stehen. »Moment mal, habe ich da was falsch verstanden? Bist du etwa nicht seine Sklavin? Hat er dir nicht das hier angetan?« Er deutete auf ihr Gesicht. »Ein Monster aus dir gemacht?«
    Isabels Wangen glühten. Sie wandte den Blick ab, überrascht, wie sehr seine Worte sie schmerzten. »Er hat mir das Leben gerettet«, sagte sie, während sie den Reißverschluss ihrer Jacke zu- und sich die Kapuze ins Gesicht zog, um sich in ihren

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