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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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flüsterte er. »Wie spannt man das Ding noch mal?«
    Als Erstes drückte Jesse den Lauf zu Boden. Er hatte wenig Vertrauen in Vernons Fähigkeit, die Waffe einzusetzen, ohne dabei sich selbst oder seine Freunde zu erschießen, und hoffte bloß, dass er sich nicht in der Nähe befinden würde, falls der Belznickel sie tatsächlich abfeuern sollte.
    »Wenn du schießen willst, musst du diesen Kolben hier zurückziehen.« Jesse hatte noch nie zuvor eine Maschinenpistole abgefeuert, aber es war ein simples Modell. So wie Vernon damit umging, fragte er sich, ob er überhaupt jemals eine Schusswaffe abgefeuert hatte. »Spann den Kolben erst, wenn du wirklich schießen willst, sonst geht die Waffe noch aus Versehen los.«
    Vernon zog den Kolben zurück.
    »Nicht doch! Erst, wenn du wirklich schießen willst.«
    »Ich will ja schießen«, sagte Vernon und richtete die Waffe erneut auf Jesse.
    »Mensch, Vernon«, blaffte Jesse und schob den Lauf der Waffe beiseite. »Du musst besser aufpassen, wo du mit dem Scheißding hinzeigst, alles klar?«
    »Ach ja, stimmt. Tut mir leid.«
    Krampus und die Shawnees standen am Hang und blickten suchend in die Schlucht zu ihren Füßen hinab. Ein leises Heulen hallte durchs Tal, und Jesse stellten sich die Nackenhaare auf. Anscheinend waren die Wölfe ganz in der Nähe.
    Makwa rannte ein Stück die Straße entlang, blieb stehen und zeigte nach unten.
    »Sie haben etwas gefunden«, sagte Vernon.
    »Na, dann schauen wir mal nach«, erwiderte Isabel. Sie schickte sich an auszusteigen, hielt dann aber inne und sah zu Jesse hinüber.
    »Ich komme hier schon allein zurecht«, sagte er.
    Isabel schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
    Jesse schnaubte, zog die Handbremse und stieg aus. »Würde mir wenigstens jemand eine Waffe geben?« Niemand beachtete ihn. »Na schön«, sagte er und folgte Isabel und Vernon zum Hang.
    Er entdeckte die Wölfe, alle beide, etwa fünfzig Meter weiter unten. Einer der beiden lag auf der Seite. Für Jesse sah er tot aus. Der andere hielt neben ihm Wache. Er blickte zu ihnen auf und knurrte mit gesträubtem Fell. Wir sollten das Vieh einfach in Ruhe lassen.
    Krampus und der Wolf starrten einander mehrere Minuten lang an, wobei beide nervös mit den Schwänzen zuckten. Schließlich sagte Krampus: »Niemand von euch setzt seine Waffe ohne meine Anweisung ein. Das ist ein Befehl. Und jetzt wartet hier.« Er ging zurück zum Wagen und holte den Sack heraus.
    »Was hat er vor?«, fragte Vernon niemand im Besonderen.
    Krampus schloss die Augen, umklammerte den Sack und zog irgendeinen Brocken daraus hervor. Dann warf er den Sack wieder in den Wagen und kehrte zu ihnen zurück.
    »Das ist die Rinderkeule«, sagte Vernon. »Er will die verdammten Viecher füttern. Stimmt’s? Er ist verrückt, total verrückt.«
    Jesse begriff, dass Krampus eine Tür zur Kirche geöffnet und das Fleisch einfach aus dem Waschzuber geholt hatte. »Vielleicht darfst du sie ja füttern, Vernon.«
    Aber Krampus ging ohne ein Wort an ihnen vorbei und begann, den felsigen Hang hinabzuklettern. Schlitternd und stolpernd kam er auf dem Grund der Schlucht an, wo er geschickt von einem Felsbrocken zum nächsten sprang, bis er nur noch etwa zwanzig Meter von dem Wolf entfernt war. Das riesige Tier bleckte die Zähne und blieb, wo es war. Sie hörten das tiefe Grollen aus seiner Kehle bis nach oben.
    »Meine Freunde«, sagte Vernon mit unverhohlenem Vergnügen, »Meister Krampus wird vermutlich gleich vor unseren Augen verschlungen werden.«
    Die Shawnees bedachten ihn mit finsteren Blicken.
    »Glotzt mich gefälligst nicht so an, ihr Wilden. Nicht alle amüsieren sich hier so prächtig wie ihr. Ob er nun ein Gott ist oder nicht, jedenfalls ist er endgültig plemplem.« Vernon lächelte. »Je eher er tot ist, desto eher erwache ich aus diesem Albtraum.«
    Krampus machte einen Schritt und dann noch einen. Langsam näherte er sich dem Wolf. Der hatte offenbar nicht die Absicht, vor ihm zurückzuweichen. Stattdessen knurrte er lauter. Jesse teilte Vernons Meinung: Krampus hatte tatsächlich den Verstand verloren. Selbst die Shawnees wirkten unsicher und umklammerten ihre Waffen, während sie nervöse Blicke wechselten.
    Nun trat Krampus auf den Vorsprung, auf dem sich die riesigen Wölfe befanden. Er streckte die Rinderkeule vor sich aus und redete auf das Tier ein. Aus der Entfernung konnten sie seine Worte unmöglich verstehen, dennoch nahm Jesse den leisen, beruhigenden Tonfall wahr, als würde

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