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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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verdunkelnde Himmel tauchte alles in Grautöne. Gefolgt von Ash, der in Jesses Wagen saß, fuhr Chet auf das Gelände des Generals und auf die Werkstatt zu. Hinter ihnen schloss sich das Tor mit einem Rattern und einem abschließenden Knall, der in Jesses Kopf wie ein Todesurteil widerhallte. Mauern aus Betonklötzen, Stacheldraht, Nebengebäude aus Stahlblech, vor sich hin rostende Dieselmotorteile und schmutziger Schnee – einen trostloseren Ort zum Sterben konnte Jesse sich nicht ausmalen.
    Er sah zu, wie sich die Wassertropfen sammelten und über die Windschutzscheibe liefen, und dachte daran, wie er sich als Kind immer vorgestellt hatte, dass sie einander auffraßen. Dabei versuchte er so zu tun, als säße er in diesem Moment hinten im Auto seines Vaters und wäre unterwegs zum Abendessen bei Oma. Angestrengt bemühte er sich darum, nicht zu zittern und die Angst zu unterdrücken, die ihm den Magen zusammenzog. Sie rührte nicht daher, dass er um seinen baldigen Tod wusste; zum Sterben war er mehr als bereit. Er hatte alles verloren, Abigail, Linda und jetzt auch noch das Letzte, was ihm geblieben war: seine Musik. Seine linke Hand war unwiederbringlich ruiniert, und er würde nie wieder Gitarre spielen können. Nein, seine Angst rührte von dem Wissen her, dass er einem langen und schmerzhaften Tod entgegensah … einem extrem schmerzhaften Tod. Er kniff die Augen zu. Bitte, lieber Gott, lass es schnell gehen. Ich bin nicht stark genug für so etwas. Das weißt du doch.
    Chet stieg aus, ging um das Auto herum und öffnete Jesses Tür. Er kramte Dillards Schlüssel aus der Jackentasche und löste Jesses Handschellen von der Armlehne. Dann steckte er die Handschellen ein und zog den Gefangenen aus dem Auto, wobei er gegen dessen verletzte Hand stieß. Einmal mehr schoss Jesse ein brennender Schmerz durch den Arm, und er musste sich zusammenreißen, um nicht aufzuschreien.
    »An die Schmerzen solltest du dich lieber gewöhnen«, sagte Chet. »Du betrittst nämlich gleich eine Welt der Schmerzen. Ich kann dir sogar versichern, dass du zweifellos der letzte Mensch auf der Welt bist, in dessen Haut ich derzeit stecken möchte.«
    Jesse sah ihm an, dass er es ernst meinte, und entdeckte ehrliches Mitgefühl in seiner Miene.
    Etwas klickte, dann ertönte ein elektrisches Summen, das Werkstatttor fuhr ratternd hoch und gab den Blick erst auf eine Reihe Stiefel, dann Beine und schließlich Menschen frei. Der General stand mit vor der Brust verschränkten Armen da, den Blick fest auf Jesse gerichtet. Seine Miene war wie versteinert, er schien nicht einmal zu blinzeln. Hinter ihm stand ein knappes Dutzend Männer, allesamt Boggs und Smotses und alle auf die eine oder andere Art mit dem General verwandt. Die ganze Sippe beisammen, dachte Jesse. Eine Familienzusammenkunft, nur für mich. Der Grund dafür war ihm durchaus klar. Er wusste, dass der General ein Exempel an ihm statuieren wollte, dass er diesen Männern zeigen wollte, was passierte, wenn man Sampson Ulysses Boggs hinterging.
    »Bringt ihn rein«, sagte der General mit einer Stimme, die so ausgedörrt und tot war wie sein Blick.
    Chet und Ash packten Jesse bei den Armen. »Du steckst wirklich tief in der Scheiße, Mann«, sagte Ash. »Und zwar so was von tief drin.« Sie zerrten ihn in die Werkstatt. Die Männer machten ihnen Platz und gaben den Blick auf einen einzelnen Bürostuhl aus Metall frei, der in der Mitte des Raums stand. Chet und Ash drückten Jesse darauf.
    Der General nahm eine Rolle mit grauem Klebeband von der Werkzeugwand und warf sie Chet zu. »Achte darauf, dass er sich nicht rauswinden kann.«
    Jesse wollte aufstehen, doch zwei Paar Hände drückten ihn grob herunter und hielten ihn fest, während Chet ihm die Knöchel an die vorderen Stuhlbeine fesselte und die Hände an die hinteren.
    Ash kam wieder herein, die Mac-10 in der Hand, die Dillard Jesse abgenommen hatte. Er überreichte sie dem General zusammen mit den Munitionsstreifen und dem Bargeld aus Jesses Jackentaschen.
    Der General begutachtete die Waffe und nickte. »Du hast recht, Chet. Das ist eine von meinen.« Er legte die Waffe auf einen Werkzeugwagen und fing an, das Geld zu zählen.
    »Achthundert Dollar«, sagte Chet.
    »Acht, aha«, sagte der General und kratzte sich den dichten Bart. »Ich würde sagen, da fehlen mindestens vierzigtausend.« Er blickte zu Jesse und wedelte ihm mit den Geldscheinen vor der Nase herum. »Jemand hat das aus meinem Safe gestohlen … ohne ihn

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