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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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alles überhaupt nicht nötig.«
    Er spürte, wie sein Zorn aufwallte. »Hast du nicht gehört, was deine Mutter gesagt hat? Klingt das wie der Jesse, den du mal gekannt hast?«
    »Ich werde hier ganz sicher nicht tatenlos rumstehen und zulassen, dass du ihn erschießt.«
    »Herrgott noch mal, Linda.« Er machte einen Schritt auf sie zu, fest entschlossen, ihr auf die eine oder andere Art den Marsch zu blasen, als ihm plötzlich klarwurde, dass sie vielleicht genau das war, was er brauchte. Er atmete tief aus. »Na schön, du willst Jesse retten? Dann bring ihn dazu, die Waffe abzulegen. Meinst du, du bekommst das hin?«
    Linda nickte, ohne zu zögern.
    »Lass dir eines gesagt sein: Solange er bewaffnet ist, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit nur tot aus der Sache rauskommen.«
    »Ich weiß.«
    Er wischte sich mit der Hand über den Mund. »Lass ihn rein, lenk ihn ab und …«
    Dillard hörte, wie sich ein Fahrzeug näherte, und erkannte das Geräusch von Jesses kaputtem Auspuff. Kurz darauf wurde der Motor ausgeschaltet. Der Polizeichef vermutete, dass Jesse am Fuß des Hügels angehalten hatte.
    Er schaute Linda in die vor Angst weit aufgerissenen Augen. »Bist du bereit?«
    Sie nickte, aber er merkte, dass ihre Hände zitterten.

    ***

    Jesse nahm die Mac-10 in Anschlag und legte einen Munitionsstreifen ein. Die übrigen Streifen schob er wieder in die Tasche, dann stieg er aus dem Wagen. Leise drückte er die Tür hinter sich zu und blickte in beide Richtungen die Waldstraße entlang. Hier standen nur wenige, weit verstreute Häuser, und den letzten Briefkasten hatte er vor mindestens hundert Metern passiert. Er schulterte die Waffe und klemmte sich die Maschinenpistole unter den Arm. Der leichte Schneefall war einem elenden Nieselregen gewichen. Jesse klappte den Jackenkragen hoch und machte sich im Schutz der Bäume auf den Weg über den Kamm, hinter dem Dillards Haus lag.
    Am Rand der Auffahrt kauerte er sich ins Gebüsch. Wie gerne hätte er sich jetzt eine Zigarette angezündet oder etwas anderes gehabt, um seine Nerven zu beruhigen. Der Streifenwagen war nicht da, was bedeutete, dass Dillard mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht zu Hause war. Falls er doch da sein sollte, lag er hoffentlich noch im Bett, sodass Jesse ihn überraschen konnte. Bist du wirklich dazu bereit, ihn abzuknallen? Jesse erinnerte sich daran, wie er das letzte Mal vor dieser Entscheidung gestanden hatte. Diesmal ist es anders. Diesmal geht es nicht um mich, sondern um Abigail. Wenn es sein muss, werde ich ihn abknallen. Er atmete tief durch, entsicherte die Waffe und hoffte dabei, dass er niemanden würde erschießen müssen. Dann verließ er seine Deckung und erklomm den Hang.
    Jesse schlich an der Vorderseite des Hauses entlang und spähte durch die Fenster hinein, auf der Suche nach Licht oder irgendeinem anderen Hinweis darauf, wer sich im Innern befand. Er ging gerade die Verandatreppe hoch, als die Tür sich öffnete. Jesse zuckte zusammen und riss die Waffe mit dem Finger am Abzug hoch.
    Linda stand im Türspalt, und einen Moment lang vergaß er Dillard, den General und sogar Krampus und spürte nichts als den Schmerz in seiner Brust.
    »Jesse«, sagte Linda mit entsetzter Miene. »Was machst du hier?«
    Er rannte die Stufen hoch und versuchte, ins Haus zu spähen, die Waffe schussbereit erhoben. »Ist er hier?«, zischte er. »Ist Dillard hier?«
    Sie schüttelte den Kopf, und eine Woge der Erleichterung durchströmte ihn.
    Linda schaute an ihm vorbei auf die Straße. »Schnell, komm rein, bevor dich jemand sieht.«
    Sie musterte ihn von oben bis unten, und der Ausdruck in ihren Augen verriet ihm, wie fertig er aussah.
    »Ich mache mir solche Sorgen um dich. Was ist …«
    »Ist sie hier? Ist Abigail hier?«
    »Würdest du bitte die Waffe weglegen.« Er hörte das Zittern in ihrer Stimme und merkte, dass sie betont sachte mit ihm sprach, wie mit einem Verrückten.
    »Bitte«, sagte sie. »Leg sie einfach weg und rede mit mir. Jesse, bitte.«
    Da erkannte er die Angst in ihrem Blick. »Ach, Linda. Nein … du verstehst das alles falsch.« Er riss sich den Waffengurt von der Schulter und legte die Maschinenpistole vor den ovalen Spiegel auf der Anrichte im Flur. Dann trat er auf sie zu. »Liebes, ich wollte dir doch keine Angst einjagen.«
    Sie wich zurück.
    Jesse ertrug den Schmerz in ihren Augen nicht. Mit ausgestreckter Hand machte er einen weiteren Schritt auf sie zu. »Linda, bitte, hör mir einfach nur zu. Ich kann

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