Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
Vom Netzwerk:
sich vor und zog den Sack unter Jesse hervor. Der Stoff war voller Blut. Der General war sich ziemlich sicher, dass der Verletzte nicht mehr lange durchhielt.
    »Was hast du mit diesem Dreckshaufen vor?«, schrie Chet.
    »Hör auf zu brüllen«, sagte der General. »Ich stehe direkt neben dir.«
    »Der Dreckskerl hätte mich beinahe umgebracht! Er hätte uns beinahe alle umgebracht!«
    »Jau.« Der General zog den Sack auf und spähte in dessen rauchige Tiefen.
    »He, du denkst doch wohl nicht darüber nach, den Arm da reinzustecken, oder?«
    Der General nickte abwesend. »Doch, genau das werde ich tun.«
    Die Männer standen nach und nach wieder auf und suchten ihre Körper nach Einschusslöchern ab. Anscheinend hatte niemand einen der Querschläger abbekommen, daher versammelten sich alle wieder, den Blick fest auf den Sack geheftet.
    Dann steckte der General die Hand bis zum Handgelenk hinein und wartete. Die Luft im Sack fühlte sich kühler an, aber abgesehen davon geschah nichts. Er schob den ganzen Arm hinein, bis er mit der Hand gegen etwas Nachgiebiges stieß. Als er es abtastete, war ihm sofort klar, worum es sich handelte. Er zog eine Handvoll Hunderter hervor. »Wenn das mal nicht der Knaller ist.« Er grinste. Erneut steckte er die Hand in den Sack, allerdings fand er diesmal kein Geld – stattdessen fand etwas ihn. Sein Grinsen verblasste, und er riss die Augen auf. Jemand hielt ihn fest.
    »Was ist?«, fragte Chet. »Was zum Geier ist denn jetzt?«
    Der General stieß ein Quieken aus und versuchte, sich zu befreien, als das Etwas an ihm zerrte und erst den Arm, dann die Schulter und schließlich seinen Kopf in den Sack zog. Einen Moment lang herrschte Finsternis, dann sah er sich von Angesicht zu Angesicht … dem Teufel gegenüber. Der General schrie. Der Teufel drückte seine Nase gegen die des Generals und grinste. Heißer Atem strömte ihm zwischen den spitzen Zähnen hervor, und mit rot glühenden Augen starrte er dem Fremden mitten ins Gesicht.
    Der schrie erneut und spürte, wie mehrere Hände ihn an Beinen und Hüfte packten und zurück in die Werkstatt zogen. Doch der Teufel ließ nicht los, vielmehr hielt er sich an seinem Arm fest und kam mit.
    »Was zum Geier ist das?«, brüllte Chet.
    Halb in den Raum geschlüpft, sah der Teufel aus wie ein Kind beim Sackhüpfen. Er ließ den Fremden los und kletterte ganz heraus.
    Der General versuchte erneut zu schreien, doch weil er keine Luft mehr in den Lungen hatte, kam nur ein jämmerliches Krächzen heraus.
    Da richtete sich das Wesen zu seiner vollen Größe auf. Mindestens zwei Meter hoch ragte es über ihnen auf und schien ganz aus drahtigen Muskeln, Adern, dunkler, glänzender Haut und schwarzem Fell zu bestehen. Aus der wilden tintenschwarzen Mähne sprossen gewundene Hörner, deren Spitzen schulterbreit auseinanderstanden. Der Teufel ließ den Blick über die Männer schweifen und grinste von einem Ohr bis zum anderen. Seine roten Schlitzaugen leuchteten. Er begann zu lachen.
    Alle erstarrten.
    »Zeit, schrecklich zu sein«, sagte der Teufel und ließ den Schwanz wie eine Peitsche schnalzen.
    Die Männer wichen taumelnd zurück, und das Ungeheuer stieß ein Brüllen aus. Der donnernde Laut ließ die Metallwände beben.
    Chet griff nach der kurzen Pistole des Generals, die auf dem Werkzeugwagen lag, doch das Ungeheuer bewegte sich so schnell, dass der General ihm mit bloßem Auge kaum folgen konnte. Mit seinen Klauen riss es Chet den Brustkorb bis auf die Knochen auf, sodass er in die Menge zurückgeschleudert wurde.
    Die Männer versuchten in alle Richtungen zu fliehen, wobei sie ineinanderrannten oder gegen den Werkzeugwagen stießen. Chaos brach aus. Ein Schuss knallte und dann noch einer, doch das Ungeheuer war schon wieder anderswo und hechtete quer durch den Raum. Dabei schlug es nach den Deckenlampen, und die Leuchtröhren explodierten in einem Funkenregen, sodass der Raum in den roten Schein der Weihnachtsbeleuchtung getaucht wurde. Erneut fielen Schüsse, und im Mündungsfeuer sah der General, wie das Ungeheuer mit Zähnen und Klauen einen nach dem anderen in Stücke riss. Die Männer schrien, weinten, schluchzten.
    Der General kroch auf allen vieren in Richtung Tür. Er glitt mit den Händen im Blut aus – so viel Blut. Als er über zwei Leiber hinwegkletterte, verfing sich seine eine Hand in etwas Warmem, Schwammigem – dem Darm eines seiner Männer. Eine Kugel traf den General ins Bein. Er stieß einen Schrei aus und

Weitere Kostenlose Bücher