Krampus: Roman (German Edition)
hoch und wollte sich an ihm vorbeischieben.
Dillard gab den Weg nicht frei.
»Mach Platz!«, zischte sie.
»Ich denke, es wäre gut, wenn wir miteinander reden.«
Ohne ihn anzusehen, drückte sie sich mit dem Rücken an die Wand. Er merkte, dass sie zitterte und nur mit Mühe die Beherrschung wahrte.
»So begreif doch, was ich getan habe, war nötig … um dich und dein kleines Mädchen zu beschützen. Jesse hat Mist gebaut, nicht ich. Seine gerechte Strafe hat er sich selbst zuzuschreiben. Das weißt du genau. Er hat es dem General gegenüber zu weit getrieben. Die Sache ist erledigt … weder du noch ich noch sonst jemand kann jetzt noch etwas für Jesse tun, niemand außer ihm selbst. Du solltest langsam mal darüber nachdenken, was das Beste für dich und Abigail ist.«
Er streckte die Hand aus und strich dem Mädchen übers Haar. »Linda, du musst begreifen, dass deine Kleine hier nur wegen mir so ruhig und sicher aufgehoben ist. Der General hatte andere Pläne, er wollte sie benutzen, um Jesse sein Verhalten heimzuzahlen. Es war nicht leicht, ihn davon abzubringen.«
Linda starrte ihn finster an. Als Dillard das Feuer in ihren Augen sah, blinzelte er. »Was du getan hast«, sagte sie, »war praktisch Mord. Du hättest ihn genauso gut selbst umbringen können.«
Der Polizeichef knirschte mit den Zähnen und unterdrückte die in ihm aufwallende Hitze. »Eine Sache muss dir klar sein … absolut klar. Der General wird gefährlich, wenn er glaubt, dass jemand etwas über seine Geschäfte ausplaudert. Falls du es dir in den Kopf gesetzt haben solltest, über das zu reden, was hier mit Jesse gelaufen ist, und sei es auch nur ein einziges Wort, kann ich nicht das Geringste tun, um dich und Abigail zu schützen. Nachdem du vor Chet und Ash den Sheriff erwähnt hast, werden sie dich im Auge behalten. Darauf kannst du dich verlassen.«
Kopfschüttelnd starrte sie die Wand an.
»Lieber Himmel, Linda. Begreifst du denn nicht – ich will nur mit allen Mitteln verhindern, dass euch etwas zustößt? Kannst du nicht wenigstens versuchen, das zu verstehen?«
Er wartete auf eine Antwort, auf irgendein Zeichen, dass nicht alles verloren war, aber sie starrte nur weiter die Wand an, als wäre er überhaupt nicht da.
»Warum machst du es mir so schwer?«, fragte er.
»Ist das dein Ernst? Soll das ein Witz sein?« Ihr galliger Tonfall überraschte ihn.
Dillard zwang sich dazu, ihre geschwollene Lippe anzusehen. Warum läuft es bei mir immer wieder auf das Gleiche hinaus? »Es … tut mir leid«, sagte er. »Ich schäme mich dafür, dass ich die Beherrschung verloren habe. Du kannst dir nicht vorstellen, wie unangenehm mir das ist. Ich würde alles tun, um es rückgängig zu machen. Das meine ich ernst, Linda. Die Situation ist außer Kontrolle geraten. Das wird nie wieder geschehen. Ich schwöre es. Bei Gott.«
Lindas Lippen bebten, und sie wischte sich über die Augen.
Auf einmal hatte Dillard das Gefühl, dass sie ihn tief im Innern vielleicht doch verstand. Jedenfalls hoffte er es. »Im Moment hast du jedes Recht, mich zu hassen. Aber ich wünsche mir, dass du das nicht tust. Dass du mir vielleicht irgendwann vergibst. Ich bitte dich nur um eines: Vergiss nicht, dass ich meine Entscheidungen, ob sie nun richtig oder falsch sind, nur für dich getroffen habe, Schatz.«
Er gab ihr noch eine Minute, in der Hoffnung, dass sie etwas sagte. Doch er wartete vergeblich.
»Hör mal«, sagte er. »Ganz egal, was du für mich empfindest, du musst dich trotzdem für ein paar Tage in meiner Nähe halten … bis sich die Sache mit dem General wieder beruhigt hat. Dann bleibt mir genügend Zeit, um ihn davon zu überzeugen, dass du dir klar bist, wie die Dinge liegen. Wenn du mich danach verlassen willst … dann werde ich mich dir nicht in den Weg stellen. Aber, Linda … ich hoffe, dass du das nicht tust. Ich zähle nach wie vor darauf, dass wir uns ein gemeinsames Leben aufbauen können.«
Lindas Miene war wie versteinert. Er konnte nichts in ihren Augen sehen, gar nichts. Ellen hatte denselben Ausdruck im Gesicht gehabt, als wäre ein Teil von ihr ausgeknipst, tot. Er hielt es nicht eine Minute länger aus, hatte Angst, die Kontrolle zu verlieren. »Ich muss jetzt raus. Aber ich bleibe in der Nähe. Wenn du einen von den Boggs vorbeifahren siehst, dann ruf mich sofort an.«
Dillard ließ sie auf der Treppe stehen und zog seine Jacke an. Er tastete die Taschen ab, um sich zu vergewissern, dass er immer noch
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