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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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auf den Hof hinaus, der von einer mindestens sieben Meter hohen weißen Steinmauer umgeben war. Keine Menschenseele war zu sehen, aber entlang der Mauer flackerten etwa alle zwanzig Meter Gaslaternen. Der Verschlag lehnte an einem größeren Gebäude, bei dem es sich, dem Geruch von Heu und Mist nach zu urteilen, um einen Stall handelte. Auf der anderen Seite des Innenhofs stand ein herrschaftliches Gebäude mit zahlreichen Torbögen und Türmchen, das aus dem gleichen weißen Stein wie die Mauer errichtet, aber mit roten Dachziegeln gedeckt war.
    Mit einem Mal erschien ein Cowboystiefel an einem Bein vor Jesse in der Luft. Kurz darauf landete der General im Dreck. Er sah sich gehetzt um und richtete seine Waffe hierhin und dorthin. Jesse, der befürchtete, dass der Mann jeden Moment anfing, wild herumzuballern, sprang vor und zog ihn in den Verschlag. Kurz darauf trafen Chet und Krampus ein. Letzterer stand hoch aufgerichtet und weithin sichtbar da. Er stemmte die Hände in die Hüften und ließ den Blick über den Hof schweifen. Als er den alten Schlitten entdeckte, kam er zu ihnen in den Verschlag und strich mit der Hand über das verwitterte Holz.
    »Der gehört mir«, sagte er leise. »Er hat ihn gestohlen. Eines der vielen Dinge, die er mir gestohlen hat. Eines der vielen Dinge, die ich nun zurückfordere. Kommt.«
    Er verließ den Verschlag und ging über einen kopfsteingepflasterten Weg. Die Belznickel folgten ihm. Vor dem Stall verharrte er und betrachtete ihn nachdenklich. »Das dürfte genügen.« Er öffnete eines der breiten Wagentore einen Spaltbreit und spähte hinein. »Ja, wunderbar. Chet, ich möchte, dass du und dein kleiner Troll von einem Freund hier draußen Wache haltet. Warnt uns, falls jemand kommt. Das ist ein Befehl.«
    Chet nickte, der General dagegen blickte sich völlig verwirrt um. Jesse hatte das sichere Gefühl, dass der Mann alles ruinieren würde, und er begriff nicht, warum Krampus die beiden hier draußen allein lassen wollte.
    Unterdessen betrat Krampus den Stall. Jesse, die Shawnees, Isabel und Vernon folgten ihm. Zwei Gaslaternen flackerten drinnen an ihren Haken und warfen lange Schatten. Ein gut gefüllter Heuboden verlief über ihren Köpfen und nahm die ganze Länge des Gebäudes ein. Der Mittelbereich war zum Dach hin offen. Die ersten Boxen befanden sich etwa auf halbem Weg durch den Stall, sodass ein großer Bereich zum Be- und Entladen, Anschirren und dergleichen frei blieb. Krampus schlenderte mitten hinein und stellte sich mit dem Speer in der Hand auf. Für Jesse sah er aus wie ein teuflischer Gladiator, der auf seinen Herausforderer wartet.
    »Sucht euch Deckung«, sagte Krampus und deutete mit dem Speer auf eine Reihe Boxen. »Alle auf einer Seite, damit ihr einander nicht erschießt.«
    Jesse gewann den Eindruck, dass Krampus die Sache besser geplant hatte als vermutet. Das hoffte er zumindest. Er schickte sich an, den anderen Belznickeln zu folgen, als er eine Bewegung auf dem Heuboden bemerkte. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er in die Schatten und stellte fest, dass seine neu gewonnene Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, zwar erstaunlich war, er aber dennoch nichts und niemanden entdecken konnte. Er blickte sich nach Krampus um.
    Der nickte. »Man behält uns im Auge. Seit unserer Ankunft.«
    Jesse schluckte. Die Sache wurde ziemlich schnell ziemlich ernst. Er schlüpfte hinter einen großen Holzpfeiler an der Wand und wartete, ohne zu wissen, worauf oder wie lange. Isabel und Vernon gingen hinter einem Stapel Kisten in Deckung, und die Shawnees kauerten sich in die leere Box gleich neben Jesse. Irgendwo blökte eine Ziege. Jesse spähte über die Schulter. Mehrere Rentiere erwiderten aus ihren Boxen heraus seinen Blick und schnaubten und stampften aufgeregt. Er lehnte sein Gewehr in Griffweite an den Balken, zog den Revolver aus dem Gürtel und wollte gerade nachsehen, ob er voll geladen war, als von draußen Pistolenfeuer zu hören war, gefolgt von einem Schrei. Jesse zuckte zusammen und ließ fast seine Waffe fallen. Es war ihm gerade gelungen, sie wieder in den Griff zu bekommen und auf die Tür zu richten, als eine weitere Salve ertönte. Kurz darauf traf etwas dumpf und schwer die Tür.
    Chet rannte herein, stürzte, verlor seine Waffe. »Scheiße!«, schrie er, hob sie wieder auf und kam taumelnd auf die Beine.
    Krampus packte ihn und hielt ihn fest.
    »Er ist dort draußen!«, schrie Chet und versuchte, sich dem Griff seines Herrn zu entwinden. »Wir

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