Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
Vom Netzwerk:
hat. Davon bin ich nämlich überzeugt. Meinen Sie, dann läßt die Polizei das Krankenhauspersonal geschlossen nackt antreten?« Bennos Stimme war bei dieser Vorstellung leicht amüsiert. Ich hielt den Zeigefinger vor den Mund, damit er leiser sprach.
    »Das wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit bei den Leuten, die potentiell als Medikamentenmißbräuchler in Frage kommen. Deshalb laß mal hören! Wer ist noch im Rennen?«
    »Dr. Lübke, der erste Oberarzt. Kennen Sie ja vielleicht schon.«
    Ich wußte, wie er aussah. Außerdem kannte ich seine Stimme ganz gut – aus dem Gespräch mit Dr. Kellermann.
    »Dann Schwester Berthildis, unsere Stationsschwester.« Benno blickte hoch. Ich nickte.
    »Außerdem Dr. Wolkov, ein Assistenzarzt.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Ein ganz netter Kerl, aus Rußland. Nicht zu vergessen ein Pfleger. Stefan heißt er. Noch ziemlich jung«
    Pfleger Stefan – das war der Typ gewesen, den ich heute morgen zusammen mit Beate im Schwesternzimmer angetroffen hatte.
    »Vier Namen«, sagte ich in Gedanken. »Vier Personen – fällt dir dazu irgend etwas ein? Traust du die Sache einem von den Vieren zu? Hat sich jemand auffällig benommen, fahrig, nervös? Oder hatte eine der vier Personen Streß mit eurem Chef? Was meinst du?«
    »Seitdem ich die Namen weiß, geistern sie mir natürlich dauernd durch den Kopf«, gestand Benno. »Und die Vorstellung, daß Schwester Berthildis gelegentlich auf Speed ist, finde ich ausgesprochen unterhaltsam.« Benno grinste. Dann wurde er wieder ernst. »Ehrlich gesagt, traue ich keinem der vier zu, illegal Medikamente zu entwenden.« Benno stützte seine Unterarme auf dem Stehtisch auf. »Schwester Berthildis fallt raus. Ganz klar. Wenn unsere Stationsschwester Stoff nimmt, dann ist der Papst neuer Leadsänger bei den Rolling Stones. Das kann die mit ihrem Gewissen überhaupt nicht vereinbaren. Aus der Diskussion, unmöglich.«
    »Gut«, sagte ich. »Was ist mit den anderen?«
    »Dr. Lübke«, Benno schüttelte den Kopf. »Das ist so ein superkorrekter. Bei dem kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen.«
    Damit mochte ich mich nicht zufriedengeben.
    »Wie ist seine Position hier auf der Station?« wollte ich wissen. »Was gibt es über sein Verhältnis zu Peuler zu sagen?«
    »Lübke ist sozusagen der Vizechef. Peuler hat sich ja mehr und mehr zurückgezogen. Der hat immer gesagt, er hört nächstes Jahr auf, nach 25 Jahren hier am St. Pankratius. Na ja, und der Lübke war irgendwie immer schon so eine Art Ersatzchef. Derjenige, der die Verantwortung hatte, wenn Peuler nicht da war. Für mich war auch immer klar: Der Lübke wird Chefarzt, wenn Dr. Peuler in Ruhestand geht.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen«, mutmaßte ich. »Ich weiß nicht, wie es im Krankenhaus zugeht. Aber in anderen qualifizierten Berufen nimmt man eher eine frische Kraft von außerhalb.«
    Benno schmunzelte. »Da kenne ich mich natürlich nicht so aus. Ich mein’ ja nur, daß ich das immer geglaubt habe.«
    »Okay, was ist mit den übrigen?«
    »Dr. Wolkov, unser Assistenzarzt. Der ist jetzt seit zwei Jahren hier. Er kommt aus Rußland, das sagte ich ja schon. Ich finde ihn in Ordnung. Ich habe ihm mal im Nachtdienst ein bißchen Deutsch-Nachhilfe gegeben, nur so im Flachs.«
    »Kommt er hier im Krankenhaus zurecht?«
    »Ich glaub’ schon. Schwester Berthildis jedenfalls sagt immer, keiner der Russen in der Klinik wäre so emsig wie unser Stanislaw. Er hat sich von Anfang an ziemlich ins Zeug gelegt, sagen die anderen. Mittlerweile spricht er auch sehr gut deutsch. Kein Wunder, er ist seit ein paar Monaten mit einer deutschen Frau verheiratet, mit einer Schwester aus der Inneren. Ich bin sicher, er kommt gut zurecht – besser als die meisten anderen russischen Kollegen.«
    »Es gibt also mehrere russische Ärzte hier im Haus?«
    »Oh ja, der Ärztemangel macht’s. Es ist schwierig genug, Assistenzärzte zu bekommen. Die meisten Medizinabsolventen suchen sich eine Stelle im besser bezahlten Ausland, oder sie verschwinden in die Wirtschaft – bei Pharmafirmen und so. Die haben keinen Bock auf ellenlange Dienste. Und wenn man sich die Stelle aussuchen kann, bleibt man natürlich lieber in der Großstadt, anstatt hier in die Pampas zu ziehen.«
    »Und deshalb werden mehr und mehr russische Ärzte eingestellt?«
    »Nicht nur russische. Genauso gut Polen, Tschechen, Litauer. Überall dort, wo ein Ärztegehalt deutlich unter deutscher Bezahlung liegt, ist eine

Weitere Kostenlose Bücher