Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
Vom Netzwerk:
Assistenzarztstelle hierzulande interessant.«
    »Dr. Wolkov«, murmelte ich.
    »Der ist in Ordnung«, betonte Benno noch mal. »Der ist absolut in Ordnung.«
    »Bleibt noch dieser Pfleger.«
    »Stefan«, bestätigte Benno. »Stefan ist noch nicht allzu lange hier. Er ist erst vor ein paar Wochen auf die Station gekommen. Er wollte mal andere Luft schnuppern. Da hat er sich bei uns beworben.«
    »Wo hat er vorher gewohnt?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ein paarmal mit ihm gesprochen. Er ist ganz sympathisch. Aber so ganz viel weiß ich nicht über ihn.«
    »Tja, da wären wir dann so schlau wie schon zuvor«, murmelte ich. »Das, was wir wissen, wird über kurz oder lang auch die Polizei herausfinden.«
    »Ja, das denk’ ich auch«, Benno nickte resigniert. »Trotzdem geht mir die Sache nicht aus dem Kopf.«
    Am Nebentisch ließen sich ein paar blutjunge Krankenschwestern nieder, die sich lautstark über das vergangene Wochenende unterhielten. Ich hörte einen Moment lang amüsiert zu und wandte mich dann wieder an Benno.
    »Mich interessiert noch etwas. Du hast mal erwähnt, daß Peuler Ärger mit der Gynäkologie hatte. Wie meintest du das?«
    »Tja, die Gynäkologie. Nun, Dr. Peuler war ja Ärztlicher Direktor, damit gehörte er von Ärzteseite zu dem Gremium, das die Entscheidungen des Krankenhauses mitbestimmt. Zum Beispiel, wenn es um die anstehenden Renovierungsarbeiten ging. Das ganze Krankenhaus soll ja umgekrempelt und modernisiert werden. Auf jeden Fall war Peuler einbezogen, wenn es um Neustrukturierungen auf den Stationen ging. Und dabei ist er immer wieder mit dem Chef der Gyn aneinandergeraten.«
    »Dr. Kellermann!«
    »Genau!«
    »Worum es da genau ging, weißt du nicht?«
    »Ich habe eigentlich nur ein einziges Mal einen Streit mitbekommen. Das war vorm OP. Es ging um eine Assistenzarztstelle, die der Gyn gestrichen werden sollte.«
    »Peuler hat das befürwortet?«
    »Ja, er hat gesagt, die Gyn wäre eben auch mal dran. Alle anderen Stationen hätten ja schon geblutet.«
    Geblutet! Vor ein paar Tagen wäre mir dieser Ausdruck nicht aufgefallen. Jetzt brachte er mir sofort wieder das Bild von heute morgen in den Sinn.
    »Beate, die Krankenschwester von der Drei, hat mal gesagt, Dr. Kellermann wolle selbst Ärztlicher Direktor werden, wenn Peuler erstmal in Ruhestand sei.«
    Benno winkte beim Sprechen zu jemandem hinüber. Ich folgte seinem Blick. Es war der Mann, der mich zusammen mit Gustav durch die Gegend kutschiert hatte. Er saß allein an einem Tisch und trank eine Tasse Kaffee.
    »Mir fallt noch etwas ein, worüber sich Peuler mit der Gyn gehabt hat.« Benno war mit seiner Aufmerksamkeit wieder bei mir. »Es ging darum, ob sich das Pankratius mit einem anderen Krankenhaus zusammenschließt. Mit dem Katharinen-Hospital, glaube ich. Eine Zeit lang fanden zu diesem Thema ständig Verhandlungen statt, natürlich auch mit Köster, dem Verwaltungschef.«
    »Weißt du, wie die Meinungen da liefen? Welche Ansicht vertrat Peuler, welche Kellermann und Köster?«
    »Puh, so genau weiß ich das nicht«, Benno verzog das Gesicht. »Als Zivi wird man von den Chefs nicht gerade als kompetenter Gesprächspartner erwählt -vor allem, wenn es um brisante Themen geht.«
    Noch während Benno sprach, veränderte sich plötzlich der Tonfall der Krankenschwestern, die bislang für ein gleichmäßiges Geschnatter im Hintergrund gesorgt hatten.
    Ich drehte mich um. Ein junger Mann hatte die Cafeteria betreten. Kein Wunder, daß die jungen Schwestern sich heftig anstießen. Der Kerl war ein Adonis. Schwarzes, lockiges Haar, dunkle Gesichtsfarbe und ein durchtrainierter Körper, der unter seinem engen T-Shirt optimal zur Geltung kam.
    »Welcher Fernsehserie ist der denn entsprungen?« fragte ich an Benno gewandt. »Gibt es mittlerweile eine Art Baywatch im Ärztemilieu? Vielleicht der sportliche Notarzt, der braun gebrannt den Strand entlangschlendert, um bei Hilfeschreien gut gebaute Frauen aus dem Wasser zu tragen?«
    Benno lachte. »Ach, das ist doch nur Henry, unser Krankengymnast.«
    »Ach so, das ist nur Henry, euer Krankengymnast«, murmelte ich.
    »Ein Glücksgriff für die Bäderabteilung«, erklärte Benno. »Seit Henry eingestellt wurde, stürmen die Frauen regelrecht zur Krankengymnastik.«
    »So ist das halt«, seufzte ich. »Im Grunde zählen nur die äußeren Werte. Ich wüßte nicht, wann jemals Schülerinnen in meinen Unterricht gestürmt wären.«
    »Bei Ihnen stimmen eben die inneren Werte«

Weitere Kostenlose Bücher