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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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führte ein Gestell mit einer Infusion mit sich. Inzwischen hatte ich Dr. Peulers Büro erreicht. Es war verschlossen. Dann sah ich das Siegel. Tatsächlich war ein Siegel an die Tür geklebt worden, genau wie im Fernsehen. Am Zimmer der Sekretärin, das mit Peulers Büro verbunden war, war es dasselbe. Darüber hinaus gab es nichts Auffälliges zu sehen.
    Hinter der Glastür, die den Flur abschloß, trat ich in eine Qualmwolke. Die obligatorische Raucherecke, die es auf jeder Station gab. Zwei Frauen und ein Mann saßen dort, beide in ballonseidenen Jogginganzügen. In meinem Rücken spürte ich neugierige Raucherblicke, als ich den Wegweiser studierte. Die Cafeteria lag eine Etage darunter im zweiten Stock, genau wie die Kapelle und die Abteilung für innere Medizin. Dann mal los.
    Gewiß war ich kein regelmäßiger Besucher von Krankenhauscafés, aber als ich ein paar Minuten später eintrat, war mir sofort klar, daß es sich hier um einen Klassiker handelte. Die hellbraune Bestuhlung mit grünen Kunststoffbezügen, die fahrbaren Blumenständer, die mit dünnem Gestrüpp verzweifelt versuchten, die Tische voneinander abzutrennen, die längliche Selbstbedienungstheke, neben einem kleinen Buffet auch in Zellophan eingepackte Käsebrötchen, die darauf warteten, kaugummiartig verzehrt zu werden. Ich nahm mir ein Tablett und entschied mich für eine Banane und ein Joghurt. Mit Schonkost würde ich meinen Magen am besten wieder eingewöhnen können. Als ich mich gerade nach einem Tisch umsah, betrat Benno die Cafeteria. Er blickte sich suchend um, und als er mich entdeckt hatte, steuerte er geradewegs auf mich zu.
    »Herr Jakobs, hier sind Sie also.«
    »Muß ich aufs Zimmer?« Mir kam in den Sinn, daß noch einmal Blut abgenommen werden sollte.
    »Nein, nein, ich wollte Sie nur kurz sprechen.« Benno wirkte nervös. Ich stellte mich mit ihm an einen Stehtisch hinten am Fenster. Wir plazierten uns so, daß wir einen guten Blick in den Raum hatten.
    »Ich habe dich eben gesucht«, erklärte ich Benno. »Ich wollte gerne dabei sein, wenn du mit dieser Oberste sprichst.«
    »Das ist nett, danke«, Benno lächelte verhalten. »Aber so schlimm war es nicht. Ich habe vorgetragen, was ich zu sagen hatte. Dann wurden mir noch zwei, drei Fragen gestellt, das war’s.«
    »Fragen, auf die du eine Antwort wußtest?« Ich schälte vorsichtig meine Banane.
    »Nein, eigentlich nicht. Wenn ich wüßte, was es mit den Medikamenten auf sich hat, hätte ich das ja auch dem Chef erzählt.«
    »Die werden schon nachforschen«, murmelte ich. »Für die Polizei ist das wahrscheinlich die erste brauchbare Spur.«
    »Apropos nachforschen«, Benno senkte seine Stimme. »Ich habe mir selbst mal die Mühe gemacht und die Dienstpläne durchgeschaut.«
    »Die Dienstpläne?«
    »Ich hab mir gedacht, es bringt ja vielleicht etwas, wenn man weiß, wer an den Tagen Dienst hatte, als die Medikamente verschwanden. Ich meine, vielleicht gibt es da ja Überschneidungen, und dann wäre das ein Hinweis.«
    »Natürlich sollten wir das besser der Polizei überlassen«, sagte ich. Benno fuhr sich verlegen durch sein blond gefärbtes Haar. »Also, was ist rausgekommen?«
    Benno grinste mich an. Dann zog er einen Zettel aus der Tasche. »Fünf Personen waren an beiden Tagen im Dienst. Nur die fünf hätten meiner Meinung nach Gelegenheit gehabt, an die Sachen heranzukommen.« Benno fuckelte umständlich an seinem Zettel herum. Ich legte die leere Bananenschale beiseite.
    »Da ist erstmal Dr. Peuler selber, das Mordopfer.«
    »Dr. Peuler«, murmelte ich. »Nehmen wir einmal an, er habe das Zeug selber genommen. Dann würde der Mord einen Sinn ergeben. Vielleicht wollte jemand diese moralische Ungeheuerlichkeit unterbinden.«
    »Wenn man Peuler kannte, fällt es einem schwer zu glauben, daß er an der Nadel hing«, erklärte Benno.
    »Wieso Nadel?« Ich blickte erstaunt hoch. »Wird der Stoff etwa gespritzt?«
    »Aber natürlich, was haben Sie denn gedacht?« Benno war die Unschuld selber.
    Ich schlug mir mit der Hand vor die Stirn. »Ja, dann dürfte es doch wohl ein Kinderspiel sein, den Betroffenen zu finden. Alle einmal ausziehen und fertig. Einstichlöcher sind nicht so leicht zu vertuschen.«
    »Stimmt.« Benno knickte den Zettel umständlich in verschiedene Richtungen.
    »Auf jeden Fall werden am Peuler bei der Autopsie Einstichlöcher auffallen«, erklärte ich, »ich meine für den Fall, daß er welche hat.«
    »Gehen wir mal davon aus, daß er keine

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