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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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getragen? Gab es Regeln?«
    »Bis auf einen Hodenschutz waren die Kinder nackt. Sie kämpften nicht unter ihren Namen, sondern kriegten Nummern, die an dem Hodenschutz befestigt wurden. Man steckte sie in eine lange, schmale Kuhle, die Das Grab hieß. Dort kämpften sie miteinander bis aufs Blut, während das Publikum auf sie wettete.«
    »Hat sich mal einer der Jungen geweigert?«, wollte ich wissen.
    Prince hob den Blick und starrte mir in die Augen. »Wissen Sie, was ein Züchter mit einem Hund macht, der nicht kämpft? Kinder, die sich weigerten, verschwanden auf Nimmerwiedersehen von der Bildfläche.«
    »Wie lange lief das so?«
    »Drei Jahre … bis der Onkel seine Spielschulden nicht bezahlen konnte. Eines Nachts hat ihm jemand die Kehle durchgeschnitten. Bobby Lee kam in eine Wohngruppe für Jugendliche und landete später bei mir, weil er professionell kämpfen wollte. Ich habe sein Potential erkannt und gab ihm eine Chance, und er schwang sich zum Star hinauf.«
    Prince fingerte an seiner Kette herum. Cherry und mir hatte es die Sprache verschlagen. »Als er nach seinem ersten Besuch im Institut wieder hier auftauchte«, fragte ich schließlich, »wie war er da drauf?«
    »Ich hatte gehofft, er hätte sich ein bisschen gefangen, aber zunächst war er richtig wütend.«
    »Lag das eventuell daran, dass er einen Menschen getötet hatte?«, überlegte Cherry. »Richtete sich seine Wut gegen sich selbst?«
    Prince wirkte erschöpft, hilflos. Müde ließ er sich auf seinen Stuhl fallen.
    »Hören Sie, Detectives, in Mathe, Geographie und solchen Sachen bin ich nicht gut. Ich kann Ihnen nicht sagen, wo Hawaii liegt, und es ist mir auch schnuppe. Dafür bin ich ein guter Menschenkenner und sehe Dinge, die andere nicht mitkriegen. Das hilft mir, meine Kämpfer zu verstehen. Ich weiß, was sie brauchen, und sorge dafür, dass sie’s kriegen. Bei Bobby lag der Fall anders. Er musste der Champion werden, aber er brauchte etwas anderes. Ich weiß nicht, ob ich’s Ihnen erklären kann.«
    »Versuchen Sie es«, drängte ich ihn.
    »Ich wollte immer reich sein«, meinte Prince fast entschuldigend. »Das hat zwar eine Weile gedauert, aber ich erreichte mein Ziel. Reich zu sein fühlt sich gut an und macht mich glücklich. Aber was, wenn Gott mir gesagt hätte: Mickey, es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, doch egal wie sehr du dich anstrengst, du wirst immer arm wie eine Kirchenmaus sein ?« Prince suchte meinen Blick. »Das war mein Gefühl in Bezug auf Bobby. Können Sie damit etwas anfangen?«
    »Als hätte Bobby Lee Crayline gewusst, dass ihm irgendetwas immer verwehrt bleiben würde?«
    »Ja. Genau. Sie haben es auf den Punkt gebracht.«
    *
    Cherry setzte sich hinter das Steuer und fuhr nach Woslee County zurück. Obwohl wir immer noch nicht wussten, wieso Crayline gemordet hatte, konnten wir uns langsam ein Bild von ihm machen. Ich zog meine Baseballkappe tief in die Stirn, lehnte mich zurück und versuchte zu ergründen, was Bobby Lee sich vergeblich gewünscht haben mochte. In der Nähe von Lexington riss Cherry mich aus meinen Grübeleien.
    »Die Entführung … Wie ist man Crayline auf die Schliche gekommen?«
    »Reiner Zufall.« Ich gähnte. »Vermessungstechniker suchten die beste Strecke für eine Gaspipeline. Einer von ihnen brauchte die Erlaubnis, einen Winkel der Farm, die Crayline gemietet hatte, zu erkunden. Er ließ sich von den vielen Zutritt-verboten-Schildern nicht ins Bockshorn jagen, marschierte die Zufahrt zu Haus und Schuppen hinunter und beobachtete dabei zufällig, wie Bobby Lee – nur mit einem Suspensorium bekleidet – in die Scheune rannte, ein paar Bretter, die auf einem Erdloch lagen, hochhob und herumschrie. Alarmiert, machte sich der Vermessungstechniker vom Acker und meldete seine Entdeckung der Polizei. Wieso fragst du?«
    »Ich wundere mich nur … Crayline wollte den Mann töten, den er entführt hatte. Was meinst du? War er auf Rache aus, weil Stone ihn vor dem Publikum gedemütigt hatte?«
    »Ich glaube, Crayline musste gewinnen, auch wenn Prince da eine andere Auffassung vertritt. Für Bobby Lee gab es nur das Siegerpodest, sonst nichts.«
    »Aber warum hat Crayline dann nicht zu Ende gebracht, was er angefangen hatte? Mit Stone?«
    Ich holte mein Handy heraus, wählte die Nummer von X-Ventures und wurde zu Prince durchgestellt.
    »Bitte, glauben Sie mir endlich, dass ich nichts mit Bobby Lees Flucht zu tun hatte«, platzte es aus ihm heraus.
    »Das tue ich, Mick«,

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