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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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gespieltem Erstaunen. »Ich dachte, er hätte einen Mann während eines Entertainment Events umgebracht.«
    »Boxer sterben. Fußballer sterben. Du liebe Zeit, selbst Profiradfahrer sterben. Muss deshalb jemand für ein halbes Jahr ins Gefängnis?«
    »Crayline war nicht im Gefängnis«, stellte ich klar. »Aufgrund seiner gewalttätigen Vorgeschichte schickte der Richter ihn ins Alabama Institute for Aberrational Behavior. Gefangene wandern ins Gefängnis, Mickey. Im Institut landen Patienten. Dort behandelt man sie wie Menschen, so weit ihr Zustand es erlaubt, und sorgt dafür, dass ihnen nichts zustößt. Mit einem Gefängnisaufenthalt lässt sich das nicht vergleichen.«
    »Ja, Sie haben recht«, pflichtete Prince mir bei und nickte. »Stimmt schon.«
    »Irgendwann kam Bobby Lee wieder raus und machte dort weiter, wo er aufgehört hatte … in der XFL «, führte Cherry aus. »Hat das Publikum es ihm nicht krumm genommen, dass er einen Mann getötet hatte?«
    »Dadurch wurde Bobby ein noch größerer Star. Schauen Sie mich nicht so an. So läuft das nun mal.«
    »Bobby Lee macht ein paar Jahre wie gewohnt weiter und gewinnt jeden Kampf«, fuhr ich fort. »Wird der XFL -Star, der Champion. Und dann verliert er zum ersten Mal einen Kampf – das muss eine Katastrophe für ihn gewesen sein.«
    Prince zuckte mit den Achseln. »Das war doch kein Schiffbruch. Jessie Stone war ein guter Kämpfer, aber Bobby war einfach der Beste und hätte den nächsten Kampf wieder für sich entschieden. Ich hätte das als großen Rachefeldzug aufgezogen, und alle hätten noch mehr Kohle abgesahnt.«
    Ich erhob mich und lehnte mich neben Prince an die Wand. Da ich ein gutes Stück größer war als er, musste er aufschauen, um mich anzusehen, während ich auf ihn herabblickte. Kontrolle.
    »Stattdessen wirft Crayline urplötzlich alles hin und verschwindet von der Bildfläche«, sagte ich. »Sechs Monate später entführt er Stone, sperrt ihn in ein Erdloch und setzt ihn unaussprechlichen Qualen aus. Und als Bobby Lee in den Knast wandert, ziehen Sie ein paar Strippen, sorgen dafür, dass man ihn wieder ins Institut verfrachtet und heuern eine hochkarätige Anwaltskanzlei an …«
    »Ich wollte, dass Bobby Lee psychologische Hilfe kriegt«, sagte Prince, und es hörte sich an, als ob er es ernst meinte. »Das war ich ihm schuldig. Immerhin hat er mich reich gemacht. Slezak zog einen Seelenklempner zu Rate, aber Bobby lachte nur und sagte, soll er doch probieren, mich zu hypnotisieren, das schafft der eh nicht. Wie sich rausstellte, funktionierte es blendend. Dr. Needles erfuhr nach und nach die Details und setzte sie zu einem stimmigen Bild zusammen. Das, was er zutage förderte, war grauenvoll. Möchten Sie das wirklich hören?«
    »Ich denke, wir werden es verkraften.«
    Prince fing an, auf und ab zu gehen, als würde die Bewegung ihm helfen, die Geschichte zu erzählen.
    »Bobbys Vater verschwand, als der Junge fünf war. Seine Mutter starb ein paar Monate später daheim an einer Überdosis. Eines Tages tauchte ein Verwandter auf und fand Bobbys Mutter halb verwest auf der Couch. Bobby hatte sich unter dem Haus in einem Gemüsekeller versteckt.«
    »Puh«, entfuhr es Cherry.
    »Bobby landete bei einer gestörten Tante und deren Mann. Dieser Onkel verdiente seinen Lebensunterhalt mit Hahnen- und Hundekämpfen. Die Hunde lebten in zugeschissenen Käfigen. Er ließ die Tiere hungern, schlug sie, züchtigte sie mit einem elektrischen Viehtreiber.«
    »Zur Abhärtung«, sagte ich und spürte, wie mir flau im Magen wurde.
    »Eines schönen Tages überlegte dieser Onkel …« Prince holte tief Luft. »… ob man einen Elfjährigen nicht auch zum Kampfhund abrichten könnte.«
    Ich schloss die Augen. Übelkeit stieg in mir auf.
    »Am Anfang«, fuhr Prince fort, »zwang der Onkel Bobby, in einem Sturmkeller zu hausen. Ohne Licht. Bobby musste in eine Waschwanne scheißen und pissen, die höchstens einmal pro Woche geleert wurde. Der Onkel gab ihm Abfälle zu essen und schlug ihn so lange, bis er sich an den Schmerz gewöhnte.«
    »Gegen wen, verdammt noch mal, sollte ein Elfjähriger denn antreten?«, fragte Cherry entsetzt.
    »Andere Kinder. Bobby wusste nicht, woher die kamen. All paar Monate wurde er aus dem Keller geholt und mit dem Auto irgendwohin gebracht. Manchmal waren sie stundenlang unterwegs, bis sie zu einem alten Schuppen oder einer verlassenen Zeche kamen, wo andere Kinder auf ihn warteten.«
    »Haben sie Handschuhe

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