Krank (German Edition)
»Ja, habe ich.«
»Das Kapitel stammt von mir«, gestand ich, beugte mich vor und rasselte mit den Handschellen. »Wäre es eventuell möglich, dass Sie etwas Nachsicht mit einem Kollegen üben?«
Kapitel 8
Wir befanden uns in einem senfgelben Besprechungszimmer auf dem Polizeirevier von Woslee County. Ein Potpourri aus Kaffee, Zigarettenrauch und billigem Aftershave hing in der Luft. Donna Cherry, Leiterin der Eastern Kentucky Combined Law Enforcement Region 5, legte seufzend den Telefonhörer auf die Gabel, nachdem sie bei der Mobile Police Informationen über mich eingeholt hatte. Sie lehnte sich an die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte mich mit ihrem leicht irritierenden Blick. Der Anruf hatte nicht dazu geführt, dass die Stimmung sich besserte.
»Lassen Sie uns noch mal von vorn anfangen, Ryder.«
»Kommen Sie, Sie verdächtigen mich doch nicht allen Ernstes, oder?«, sagte ich. »Sie haben eben erfahren, dass ich …«
»Mit Sicherheit weiß ich nur, dass Sie ein Bulle sind. Nur erklärt das noch längst nicht, wieso Sie vor der hiesigen Polizei am Tatort waren.«
»Verflucht, Sie haben mich doch angerufen. Mein Handy klingelte und Sie haben mir die Koordinaten durchgegeben und mich um Hilfe gebeten.«
»Das ist glatt gelogen, Ryder. Ich habe Sie nicht angerufen.«
»Ihre Stimme ist sehr einprägsam«, entgegnete ich. Dass sie klang, als würde jemand mit Nägeln über eine Schiefertafel kratzen, behielt ich für mich.
Ihr ganzes Gehabe zeugte von Empörung. Ärgerte es sie, dass ich nicht einknickte und Gott weiß was gestand? Während sie hinter mir auf und ab ging, spürte ich ihren bohrenden Blick im Rücken. Schließlich nahm sie mir gegenüber am Tisch Platz und begann erneut, mich mit Fragen zu bombardieren.
»Sie behaupten, der Anruf hätte Sie kalt erwischt, Ryder. Wenn dem so war, warum haben Sie dann nicht zurückgerufen und nachgehakt?«
Langsam wurde ich sauer. Ich hatte einen kryptischen Anruf erhalten, mich auf dem Weg gemacht, um zu helfen, und wurde nun für meine Gutmütigkeit in die Zange genommen.
»Sie haben Ihre Nummer unterdrückt, doch da erzähle ich Ihnen ja nichts Neues, oder, Detective Cherry? Aus irgendeinem Grund spielen Sie hier Spielchen.«
» ICH SPIELE ÜBERHAUPT KEINE …« Sie brach ab und brauchte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder im Griff hatte. Währenddessen trommelte sie mit ihren durchsichtig lackierten Nägeln auf die Tischplatte. Ein Auge musterte mich wütend, das andere fassungslos und beide zusammen ziemlich entnervt.
»Wie hätte ich Sie denn anrufen sollen, ohne Ihre Nummer zu kennen, Klugscheißer?«, fragte sie mich.
»Ich habe mehreren Leuten hier in der Gegend meine Nummer gegeben und erzählt, dass ich in Mobile bei der Polizei bin. Den Leuten von Compass Point Outfitters. Einer Dame, die an der Tankstelle in Pine Ridge arbeitet. Und Dottie Fugate, Herrin über die Hütten.«
»Na, und?«
»Ich weiß doch, wie schnell sich hier Nachrichten verbreiten. Einer von denen hat Sie angerufen und gesagt: Stell dir mal vor … hier macht ein Typ von der Mordkommission Urlaub .«
Sie heuchelte Verwunderung. »Wollen Sie etwa behaupten, ich hätte nichts anderes zu tun, als mich an einen Kriminalbeamten aus der Großstadt zu wenden, wenn hier ein Mord passiert?«
Ich schenkte ihr ein sardonisches Lächeln. »Lady, Sie haben mich angerufen und nicht ich Sie.«
Sie stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. »Wenn ich Sie angerufen hätte, warum hat es mich dann überrascht, Sie am Tatort zu treffen, Einstein? Haben Sie darauf eine Antwort?«
Tatsächlich machte mich dieser Punkt genauso ratlos wie sie, doch ich hatte bereits eine Theorie parat. »Die Verbindung war mies. Sie haben nicht geschnallt, dass Ihre Nachricht mich wirklich erreicht hat. Und als Sie mich neben der Leiche mit einem Taschentuch auf dem Mund vorfanden, hielten Sie mich für den Täter.«
»Und nicht für einen super-duper Schnüffler aus Mobile.«
»Das behaupten Sie, nicht ich«, wehrte ich mich. »Aber jetzt zurück zu meiner Frage: Wieso spielen Sie Spielchen mit mir?«
»Das tue ich nicht, Ryder«, sagte sie so langsam, als rede sie mit einem Kind. »Ich habe Sie nicht inkognito angerufen, weil Sie ein Superbulle sind, der Bücher schreibt. Ich versuche nur, Ihre Geschichte und Ihr Tun in Übereinstimmung zu bringen.«
Da Cherry tatsächlich der felsenfesten Überzeugung zu sein schien, mich nicht angerufen zu
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