Krank (German Edition)
Digest, Modern Weapons, Southern Partisan . Der einzig saubere Fleck war ein Computerarbeitsplatz in einer Zimmerecke mit einem großen Monitor und einer modernen Tastatur, über dem eine Konföderiertenflagge hing.
»Ich bin nicht so ordentlich, wie ich möchte, aber falls einer von Ihnen auch alleinstehend ist, weiß er ja, dass Junggesellen ziemlich schlampig sind.«
Jetzt wollen wir mal das Sandkorn in die Muschel stecken, dachte Nautilus und lächelte gutmütig.
»Ich bin ledig, Mr. Oakes«, begann er leicht herablassend. »Und bei mir herrscht überhaupt keine Unordnung. Ich räume einfach eine Viertelstunde pro Tag auf. Ist wirklich erstaunlich, was man in fünfzehn Minuten bewerkstelligen kann, wenn man nur will.«
»Vielleicht sollte ich das auch mal probieren«, erwiderte Oakes heiser. »Fünfzehn Minuten, sagen Sie?«
Nautilus ließ den Blick durch Oakes’ Heim schweifen und runzelte die Stirn. »Na, hier braucht’s wahrscheinlich schon eine Stunde.«
Oakes’ Blick verfinsterte sich. Er drehte sich um und schob einen Stapel Wäsche von der Couch in eine Ecke. »Wenn Sie möchten, können Sie hier Platz nehmen.«
Nautilus fixierte das abgewetzte Sofa, als wäre es verlaust. »Ich denke, ich stehe lieber, aber trotzdem danke.«
Sandhill lehnte sich an eine Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie Sie wissen, Mr. Oakes, ist ein Mann namens Bobby Lee Crayline an jenem Tag aus dem Gefängnistransporter getürmt. Sie sagten, bevor Sie am Tatort eintrafen, hätten Sie gehört, wie Motorräder wegfuhren.«
»Ja, so ist es.«
Sandhill rückte nah an Oakes heran und stellte sich so dicht vor ihn hin, dass Oakes direkt auf Sandhills breiten Brustkorb sehen musste. »Crayline war Mitglied bei Aryan Conquest. Das ist so etwas wie ein Gefängnisclub nur für Weiße. Haben Sie jemals davon gehört?«
Der Farmer kratzte sich mit einem vergilbten Fingernagel an der Schläfe. »Nee, eher nicht.«
»Wir gehen davon aus«, fuhr Sandhill fort, »dass einer oder mehrere Motorradfahrer neben dem Gefängnistransporter hergefahren sind und den Kopf des Fahrers mit einem Gewehr weggeblasen haben. Danach kippte der Transporter um, und der Tank bekam einen Riss. Die Jungs mussten sich also beeilen, um Crayline rechtzeitig rauszuholen, auf ein Motorrad zu setzen und wegzuschaffen. Haben Sie das gehört?«
»Ich hab’ mit dem Traktor Heuballen transportiert, was ziemlich laut ist. Die Motorräder konnte ich gerade noch so hören. Und dann habe ich den Rauch gesehen und bin sofort hingefahren.«
»Was haben Sie vorgefunden?«
»Die Frontscheibe des Transporters war rausgeflogen, und der Typ auf dem Beifahrersitz kam aus den Flammen gekrochen. Und dann ist schon der Bulle aufgetaucht, dieser Ryder.«
Sandhill schrieb etwas in sein Notizbuch. »Sagen Sie, Mr. Oakes, stand …«
»Wo steckt der Schwarze?«, rief Oakes, als ihm auffiel, dass Nautilus nicht mehr im Raum war.
»Vielleicht auf der Toilette. Sagen Sie, Mr. Oakes, stand die Heckklappe offen?«
Anstatt zu antworten, verließ Oakes das Zimmer und bog um die Ecke in die Küche. »He, Sie da, kommen Sie da raus. Hier gibt es nichts zu sehen.«
»Ich habe mich nur mal umgeschaut, Mr. Oakes«, erklärte Nautilus, der vor einem alten, laut brummenden Kühlschrank stand. »Ich bin noch nicht in vielen Bauernhäusern gewesen und wollte mal sehen, wie Leute wie Sie wohnen.« Er betonte Leute wie Sie .
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, meinte Oakes.
Nautilus bedachte ihn mit dem Blick eines Unschuldslammes. »Na, eben Leute wie Sie. Landwirte.«
Ein böses Funkeln trat in Oakes’ Augen. »Dann werde ich Ihnen mal verklickern, wie Leute wie ich leben, Mister Detective. Wir leben hier draußen in sauberer Luft und nicht dicht an dicht gequetscht wie die Städter. Außerdem sind wir rechtschaffen und gottesfürchtig und …«
»Die Heckklappe, Mr. Oakes«, unterbrach Sandhill seinen Redefluss. »Stand sie offen?«
Oakes wirbelte herum. »Wie soll ich mich an so etwas erinnern? Da hat es einen Unfall gegeben und ein Feuer, und ich habe versucht, ein Menschenleben zu retten und …«
»Die Einzelheiten, Mr. Oakes«, fiel Nautilus ihm ins Wort und rückte näher. »Es ist keineswegs unüblich, dass man sich erst Monate später an bestimmte Tatortdetails erinnert.« Er redete so bedächtig, als wollte er einem lernbehinderten Kind ein einfaches Konzept erläutern. »Man könnte fast behaupten, die Leute sehen den ganzen Vorfall später
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