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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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bevor er abgehauen ist?«, fragte ich.
    »Oakes wollte von Crayline wissen, was er nun vorhabe, woraufhin Bobby Lee antwortete, er würde seiner Vergangenheit auf den Pelz rücken. Genau das waren seine Worte, Carson.«
    »Seiner Vergangenheit auf den Pelz rücken?«
    »Hast du eine Idee, was er damit gemeint haben könnte, Bruder?«
    »Nein, und ich will mir auch gar nicht den Kopf darüber zerbrechen.«
    Harry kriegte einen Anruf auf der anderen Leitung herein und beendete das Telefonat. Ich schlenderte zu Cherry hinüber, die mich hoffnungsvoll ansah.
    »Sie haben während des Gesprächs gelächelt. Gute Neuigkeiten in Bezug auf Mix-up?«
    »Nein, nur ein paar neue Infos, die einen alten Fall betreffen, den ich Ihnen gegenüber schon mal erwähnt habe.« Ich ließ den Kopf hängen und fühlte mich wie ein Ballon, aus dem Luft entwich.
    Cherry musterte meine Miene. »Ich weiß, was Sie jetzt brauchen, Ryder. Eine kleine Aufmunterung. Die könnte ich jetzt auch vertragen. Zum Glück ist mein Dealer ganz in der Nähe.«
    Mit Vollgas bretterte sie einen steilen Abhang hinunter, und anstatt auf die Bundesstraße zu biegen, fuhr sie eine Viertelmeile geradeaus und hielt schließlich auf einem asphaltierten Parkplatz. Linker Hand gab es ein Holzhäuschen mit einem Schild, auf dem SESSELLIFT – TICKETVERKAUF UND SOUVENIRSHOP stand. Daneben befand sich ein riesiges, horizontales Stahlrad. An den Liftkabeln hingen schlichte rote Holzbänke, wie man sie in Parks findet. Manche fuhren nach oben, andere kamen vom Berg herunter. Dass die meisten leer waren, schob ich auf die vorgerückte Stunde.
    Ich schluckte schwer und folgte Cherry in das Häuschen, wo T-Shirts, Kappen und Postkarten feilgeboten wurden. Ein schmunzelnder Mann stand hinter der Registrierkasse. Er war Anfang sechzig, hatte ein rundes Gesicht, einen stattlichen Bauch und trug eine nagelneu wirkende Baseballkappe, auf die Natural Bridge gestickt war.
    »Das ist Bob Quint«, verkündete Cherry und nickte dem Mann mit der Kappe zu. »Er ist mein Dealer.«
    »Ist schon eine Weile her, dass Sie hier waren, Donna«, fand der Mann. »Zumindest kommt es mir so vor.«
    »Siebenundzwanzig Tage. Kein Wunder, dass ich schlecht drauf bin.« Sie zog ein paar Geldscheine aus ihrer Tasche. »Ich brauche ein Ticket für meinen Freund hier.«
    »Und Sie brauchen keins?«, wunderte ich mich.
    »Donna hat eine Dauerkarte, die bis zu ihrem Lebensende gültig ist«, sagte Bob und zwinkerte Cherry zu. »Das haben wir vor ein paar Jahren so gedeichselt.«
    Kaum hatte sie den Fahrschein, schleifte sie mich wie ein störrisches Kind zur Tür hinaus. »Wir müssen einsteigen, bevor neue Kundschaft auftaucht.«
    »Warum?«
    Sie ignorierte meine Frage, zerrte mich auf die Plattform, wo ein Teenager mein Ticket kontrollierte. Eine Bank kam herunter, vollführte eine Drehung, und als sie auf gleicher Höhe mit uns war, sprangen wir auf. Der Teenager drückte den Sicherheitsbügel auf unseren Schoß, und ehe wir uns versahen, glitten wir aufwärts.
    Anfänglich betrug der Abstand zwischen uns und dem Boden sechs, sieben Meter, doch dann stiegen wir weiter hoch, näherten uns langsam, aber beharrlich dem Berg. Unter uns tat sich eine dreißig Meter breite gerodete Schneise auf, die locker als Golfplatz getaugt hätte. Stämmige, dunkle Bäume säumten die Schneise. Zu meiner Rechten gab es einen Bach, der am Wald entlangfloss. Wir kamen an einem riesigen Felsbrocken vorbei, auf dem Münzen lagen, die andere Fahrgäste dorthin geworfen hatten. Könnte ich wohl auf den Felsen springen und fliehen?, sinnierte ich.
    »Was hat es mit Ihrer Dauerkarte auf sich?«, fragte ich, um mich abzulenken.
    »Ist ’ne lange Geschichte«, meinte Cherry und betrachtete einen Roten Kardinal, der auf einem Baum saß.
    »Dann fassen Sie sich eben kurz.«
    »Der Lift gehört Bob und seiner Frau Cindy und nicht dem Staat, der allerdings einen Teil der Einnahmen kassiert. Der Unterhalt von einem Sessellift kostet ein Vermögen. Als die vorigen Besitzer in Rente gingen, hat Bob sich bei mehreren Banken Geld geliehen, nur fehlten ihm am Ende immer noch zweihunderttausend Dollar, was ihn zu einem Riesenfehler verleitet hat.«
    »Er hat sich die Summe bei einem Geldhai geborgt?«
    Sie nickte. »Zuerst waren die Zinsen moderat, stiegen jedoch innerhalb von einem halben Jahr ins Unermessliche. Der Kreditgeber drohte damit, den Lift zu übernehmen, was bestimmt von Anfang an sein Plan gewesen war. Ich verhandelte den

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