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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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bekommen. Das ist doch sehr positiv.«
    »Nennt man das heute so, wenn man jemanden ins Aus stellt? Mehr Entscheidungsfreiheiten?«, imitierte ich seinen Tonfall.
    »Du interpretierst das alles fehl.«
    »Tue ich das? Mich beschleicht ein anderer Eindruck.«
    »Daran kann ich nichts ändern. Also: Wo bist du?«
    »Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte.«
    »Mich persönlich vielleicht nicht, aber mich als dein Chef.«
    Björn klang zusehends genervter. Aber ich hatte keine Lust, ihm zu erzählen, wo ich war und was ich vorhatte. Erst recht nicht, wenn er mich so behandelte, wie er es gerade tat. Herablassend und über mich bestimmend. Auch wenn ich mich in der Durchführung meines ursprünglichen Planes, hierzubleiben, bisher so konsequent gezeigt hatte wie eine Schokoladensüchtige bei einer Kohlsuppendiät, wollte ich auf keinen Fall das Heft aus der Hand geben.
    »Also gut«, lenkte ich ein. »Ich bin auf einer Dienstreise.«
    »Einer Dienstreise?« Er schnaubte. »Und wieso weiß ich davon nichts?«
    »Hast du meine Nachricht nicht gefunden?«
    »Deine Nachricht?«
    Wenn er nicht bald aufhörte, Bruchstücke meiner Sätze als Fragen zu wiederholen, würde ich noch wütender werden, als ich ohnehin schon war.
    Im Grunde hatte er ja recht. Ich konnte nicht einfach der Redaktion fernbleiben. Ich hatte weder Urlaub eingereicht noch mich krankgemeldet. Aber früher war das auch kein Problem gewesen. Da hatte ich keine Anwesenheitspflicht gehabt. Konnte kommen und gehen, wie ich wollte. Hauptsache, ich erschien zu den Redaktionssitzungen und brachte anständige Arbeitsergebnisse. Anscheinend wollte er mir auch noch diese Freiheit nehmen.
    »Ja.« Ich kniff die Augen zusammen.
    Denk nach, Katharina. Lass dir was einfallen. Etwas Glaubwürdiges, Nachvollziehbares.
    »Nein, eine Nachricht habe ich nicht gefunden.«
    »Ich habe dir den Zettel ins Fach gelegt.« Das hatte ich natürlich nicht getan. »Vielleicht ist er herausgefallen oder hängt jetzt irgendwo zwischen deinen anderen Papieren.«
    »Das glaube ich eher nicht.« Er machte eine Pause, und ich konnte hören, wie er den Hörer von einem Ohr zum anderen wechselte, während er sich in seinem Chefredakteursessel nach hinten lehnte. »Sag mir, was draufstand.«
    »Dass ich für ein paar Tage weg bin.«
    »Weg?« Er tat es schon wieder.
    »Ja.«
    »Um was zu tun?« Seine vorgetäuschte Geduld troff förmlich aus dem Hörer.
    »Um einen Artikel darüber zu schreiben, wie es ist, aus der Stadt aufs Land zu ziehen.«
    »Aufs Land zu ziehen.«
    »Björn, jetzt hör auf damit.«
    »Womit?«
    »Du wiederholst ständig meine Formulierungen.«
    »Deine Formu…« Er brach ab und holte tief Luft. »Drei Worte zum Konzept?«
    »Ich werde in einer Art Selbstversuch herausfinden, wie es ist, wenn man als Städter aufs Land hinauszieht. Welche Schwierigkeiten auf einen zukommen.«
    Björn knurrte unwirsch.
    »Und wie man mit den Schwierigkeiten klarkommt«, ergänzte ich im Hinblick auf das Credo unserer Redaktion, nur die positiven Aspekte des Landlebens in den Vordergrund zu stellen. »Die Herzlichkeit der Dorfbewohner, die gute Luft, das ursprüngliche Leben, der ganze Kram eben. Landleben Vollprogramm.«
    »Bis wann?«
    »Bis wann was?«
    »Bis wann hast du den Artikel fertig?«
    Zum zweiten Mal in diesem Gespräch schaute ich verblüfft auf den Hörer. Hieß das, er glaubte mir? Ich biss mir auf die Lippe, um ein Grinsen zu unterdrücken, bis mir klar wurde, dass er mich am Haken hatte. Wollte ich mein Gesicht nicht verlieren, musste ich diesen Artikel schreiben, komme, was wolle. Ich schaute mich in Marions Küche um. In den oberen Ecken des Raumes wurde der Putz nur noch von Spinnweben an der Wand gehalten. Feine Risse in der Farbe zogen sich von der Decke bis zum Boden. Der Fensterkitt bröckelte bereits beim Hinsehen.
    »Es wird ein wenig dauern. Renovierungen brauchen Zeit.«
    »Zehn Tage.«
    »Zehn …«
    »Jetzt wiederholst du meine Worte, Katharina. Zehn Tage. Dann will ich den Artikel auf meinem Tisch sehen.« Er räusperte sich. »Frohes Schaffen.« Er legte auf.
    Ich sank auf meinem Stuhl in mich zusammen. Was für einen Mist hatte ich mir da eingebrockt? Wo bekam ich jetzt genug Stoff für eine Story her? Das übliche Geschwafel von in der üblichen Technik restaurierten Lehmwänden und den üblichen Mosaikfliesenböden würde Björn nicht vom Hocker hauen.
    Meine Finger trommelten auf die Tischplatte.
    Das hatte noch Zeit. Ich betrachtete das Buch und

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