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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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holen.
    »Bring mich zu ihr.«
    Ich wischte meine Hände an der Schürze ab und bedeutete ihm, mir zu folgen. Seine Schritte klangen dumpf und schwer auf dem harten Lehmboden des Hofes.
    »Der Frobössbauer«, kündigte ich sein Erscheinen an. Agnes saß über Papiere gebeugt und rechnete. Erschrocken fuhr sie hoch.
    »Was wollt Ihr?«, fragte sie statt einer Begrüßung, stand aber auf und kam ihm mit ausgestreckter Hand entgegen. Froböss reagierte nicht darauf.
    »Ihr habt eure Schulden bei mir nicht bezahlt, du und dein Mann, und ich komme, um sie einzutreiben.« Er stellte sich breitbeinig mitten in den Raum und zog den Kopf ein wenig ein, um nicht an die niedrige Decke zu stoßen. Das Schultercape seines dunklen frackartigen Mantels und die betonte Taille ließen ihn noch größer wirken, als er ohnehin schon war.
    »Welche Schulden sollen das sein?« Agnes stemmte die Hände in die Hüften und straffte den Rücken.
    »Ich habe deinem Mann im letzten Jahr eine große Summe Geld geliehen. Er versprach, es zügig zurückzuzahlen.« Froböss griff in die Innentasche seines Mantels und zog einen Brief hervor. Er öffnete den Umschlag, entnahm ihm ein Blatt Papier und hielt es Agnes hin. Ich erkannte durch die Rückseite ein rotes Siegel und zwei Unterschriften. Agnes nahm das Blatt und überflog es. Sie wurde blass.
    »Er war sehr krank.«
    »Und konnte seine Schuld nicht begleichen, bevor er starb. Ich weiß. Friede seiner Seele.« Froböss räusperte sich. »Aber das ändert nichts an der Sache. Ich habe dich bisher geschont. Dir eine Trauerfrist gelassen, Agnes. Aber jetzt muss es wieder auf den Tisch kommen.«
    »So viel Geld habe ich nicht.« Agnes blieb vor Froböss stehen, wich keinen Millimeter vor ihm zurück. »Ich werde jetzt einen Teil der Schuld begleichen, einen weiteren Teil im Herbst nach der Ernte und den Rest im nächsten Jahr.« Sie lächelte.
    »Ich brauche das Geld sofort.«
    Ihr Lächeln schwand. »Ich habe es nicht.«
    Stille. Ich hörte nur das Atmen der beiden, die sich wie Kampfhähne gegenüberstanden. Keiner bereit, auch nur ein Jota zurückzuweichen.
    »Und ich wusste nichts von den Schulden. Anders hat mir nichts gesagt.«
    »Ein Mann muss seine Geschäfte nicht mit seiner Frau besprechen.«
    »Anders hat es aber getan.«
    »Er wollte nicht, dass jemand davon erfährt. Es war eine Angelegenheit ausschließlich zwischen ihm und mir. Niemand weiß davon.« Er schaute auf den Schuldschein. »Und wenn du willst, wird es auch so bleiben.«
    »Ich kann Euch das Geld nicht geben, Frobössbauer, weil ich es nicht habe.«
    »Es gibt eine andere Möglichkeit, die Schuld auszugleichen.« Froböss ging zum Tisch, zog einen Stuhl darunter hervor und knöpfte seinen Mantel auf. Breitbeinig setzte er sich und wies mit der Hand auf den anderen freien Stuhl. »Komm zu mir, Agnes«, sagte er, und in seine Stimme mischte sich ein schmeichelnder Unterton. Mir schenkte er keine Aufmerksamkeit. Mägde sind wie Inventar, sie verdienen keinerlei Beachtung.
    Agnes nahm Platz, nicht ohne mir einen warnenden Blick zuzuwerfen. Ich zog mich in den Schatten neben dem Fenster zurück. Sollte Froböss meine Anwesenheit ruhig vergessen. Wenn Agnes mich brauchte, wäre ich zur Stelle.
    Er lächelte Agnes an. »Wir sind beide im Witwerstand, deine Trauerzeit ist nahezu vorbei, und unsere Felder grenzen aneinander. Was hältst du davon, wenn wir uns zusammentun?« Er rückte mit seinem Stuhl ein wenig näher an Agnes heran und ergriff ihre Hand. »Du solltest mich heiraten, Agnes. Dann wären alle deine Probleme mit einem Schlag gelöst.«
    Ich hielt die Luft an. Agnes’ Hochzeit mit ihrem ersten Mann war keine Liebeshochzeit gewesen, sondern eine von den Eltern gutgeheißene Vernunftehe, um Haus und Hof zusammenzuhalten. Trotzdem hatte zwischen den beiden Freundschaft und Respekt geherrscht. Ein Vertrauen darauf, sich auf den anderen verlassen zu können. In allen Belangen. Der Herr war ein guter Mensch gewesen, gerecht zu seinem Weib, zu den Knechten und sorgsam mit dem Vieh. Nie hatte er seine Hand gehoben. Froböss’ Jähzorn und Härte waren über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt.
    Agnes drückte den Rücken durch, setzte sich sehr gerade hin und entzog Froböss ihre Hand.
    »Vielen Dank für Euren Antrag, Frobössbauer«, bemühte sie sich um Höflichkeit. »Aber ich werde nicht wieder heiraten.«
    Ich seufzte vor Erleichterung leise auf. Froböss erstarrte. Seine Miene verhärtete sich.
    »Agnes«, sagte er

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