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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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kalt, »du verstehst die Lage nicht. Mein Besuch hier dient nicht dem Zweck, um dich zu werben, sondern die Einzelheiten unserer Heirat zu besprechen. Du hast keine Wahl. Dein Hof hat keinen Herrn, der nach dem Rechten sieht, und du bist hoch verschuldet.«
    »Ich habe immer eine Wahl, Frobössbauer.« Agnes stand auf. Ihr Stuhl rutschte krachend nach hinten. »Wir kommen sehr gut zurecht. Ich werde meine Schuld bei dir begleichen. Mit Geld. Und mit nichts anderem.«
    Sie ging zu dem großen Schrank, in dem das gute Geschirr und die Wäsche für die Festtage aufbewahrt wurden, suchte aus dem großen Bund an ihrem Gürtel den richtigen Schlüssel heraus und öffnete die Tür. Aus dem untersten Regal nahm sie ihre Nähkiste und trug sie zum Tisch.
    »Hier.« Sie hielt Froböss ein Bündel Geldscheine hin. »Das ist alles, was ich im Moment habe. Nimm es. Bis zum Ende der Woche bekommst du den Rest.«
    Froböss richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Und wo willst du es herbekommen?«
    »Das muss nicht deine Sorge sein.« Agnes schob das Kinn vor. Froböss schnaubte und trat dicht vor sie. Ich zuckte zusammen, bereit, ihr zu Hilfe zu eilen, wenn er sie schlagen würde.
    »Du bist hochmütig, Agnes«, zischte er. »Das wird dir nicht bekommen. Es gibt mehr als nur den Frost und die Trockenheit, die unsere Ernten und Erträge bedrohen.« Er verengte seine Augen zu Schlitzen. »Wie schnell springt ein Funke von der Esse in den Heuschober des Stalles? Wie schnell reißt das Vieh die Zäune nieder und verläuft sich auf Nimmerwiedersehen?«
    Agnes hielt seinem Blick stand. »Nimm das Geld und geh, Frobössbauer.« Sie drückte ihm das Bündel Scheine in die Hand. »Geh!«
    Die Adern an seinem Hals schwollen an. Hochrot vor Wut hob er den Arm und schlug Agnes mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie stürzte, fiel gegen die Anrichte und richtete sich langsam wieder auf, ohne einen Schmerzenslaut von sich zu geben. Ich wollte ihr zu Hilfe springen, aber ein Blick von ihr stoppte mich. Er packte das Geld.
    »Geh.« Sie ging zur Tür und hielt sie ihm auf.
    »Es wird dir leidtun, Agnes.« Froböss stapfte an ihr vorbei.
    Ich lief zu Agnes und legte meine Hand auf ihre Wange, an die Stelle, die er getroffen hatte. Das Fleisch unter meinen Händen schwoll an. Sie verzog das Gesicht.
    »Ich hole dir Arnika«, sagte ich und wollte in die Kammer gehen, in der ich meine Kräutermedizin aufbewahrte, aber sie hielt mich zurück.
    »Er hat uns bedroht. Sieh nach, ob er wirklich fortreitet.«
    Ich lief in den Flur und sah durch den Türspalt auf den Hof. Froböss’ Pferd tänzelte nervös, als er seine Tasche am Sattel befestigte. Er schlug es mit der flachen Hand auf die Kruppe und riss am Zügel.
    »Was können wir tun?«
    Agnes antwortete nicht. Ich drehte mich zu ihr herum. Sie stand blass und am ganzen Leib zitternd in der Mitte des Hausflurs. Mit wenigen Schritten war ich wieder bei ihr und nahm sie in den Arm.
    »Wir werden einen Teil des Viehs und das meiste Korn verkaufen müssen, um an das Geld zu kommen. Und vielleicht will Mayerhofer das Feld übernehmen, das direkt an seines grenzt. Ich werde zu ihm gehen und ihn fragen.«
    »Wenn wir das Korn verkaufen, kommen wir selbst nicht über den Winter. Und im Frühjahr wird uns das Saatgut fehlen«, wandte ich ein, aber ich wusste, es blieb uns keine andere Möglichkeit. Agnes’ Zittern ließ nach. Sie versteifte sich unter meinen Händen.
    »Du hast recht. Wenn ich diese Dinge verkaufe, wird es uns an allen Enden fehlen, und wir können den Hof nicht weiterführen. Dann hat Froböss ein noch leichteres Spiel.« Sie nahm meine Hände in ihre und schaute mich an. »Ich werde ihn heiraten müssen, Hilda.«
    Froböss’ Pferd wieherte auf dem Hof, und ich hörte ihn fluchen. Ich strich ihr tröstend über den Arm. Wieder wieherte das Pferd und stampfte wild. Ich ging zur Tür und öffnete sie. Froböss saß im Sattel und peitschte das Tier, das mit wild rollenden Augen scheute. Von einer Sekunde zur anderen bäumte der Wallach sich auf. Froböss kämpfte darum, im Sattel zu bleiben. Er schrie und schimpfte, drosch die Peitsche auf die Flanke des Pferdes. Der Wallach schoss nach vorn, Froböss verlor den Halt und schlug dumpf mit dem Rücken auf dem Boden auf.
    Ich rannte zu ihm und beugte mich über ihn. Der Sturz musste ihm Rippen und Lungen geprellt haben, und er schnappte nach Luft. Er hob eine Hand und streckte sie nach mir aus. Ich wich einen Schritt zurück, betrachtete ihn.

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