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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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lehnte mich an den Türrahmen.
    »Was stand in den Papieren?«, wollte ich wissen.
    »Nichts Besonderes.«
    »Sie haben sie also gelesen?«
    »Überflogen.« Mila Seidenmacher hievte einen Korb auf die Spüle, nahm einen Laib Brot, eine Butterdose und ein Marmeladenglas heraus und stellte alles auf den Tisch. Es folgte ein mit Alufolie abgedeckter Teller, auf dem sie Wurst und Käse angerichtet hatte. »Ich dachte mir, nur mit dem Kaffee kann man nicht leben.«
    »Woher wussten Sie eigentlich, wo Marion ihre Unterlagen aufbewahrt?« Ich setzte mich, trank einen Schluck von meinem mittlerweile kalt gewordenen Kaffee und schob den Teller ein Stück von mir weg. Mila Seidenmacher bemühte sich, mir einen herzlichen Empfang zu bereiten, aber allmählich ging mir ihr Verhalten ein Stück zu weit.
    »Ich habe ihr ab und an geholfen.« Sie hob den Brotkorb an und hielt ihn mir hin. Ich lehnte dankend ab.
    »Wobei?«
    »Mit den Kräutern. Sie hat mir eine Menge beigebracht in den letzten Jahren. Ich weiß, wo die Pflanzen hier in der Gegend wachsen.« Sie bestrich ihr Brot mit Butter und klatschte sich einen Löffel aus dem Marmeladenglas darauf. »Hier zum Beispiel. Das ist Waldmeistergelee. Der wächst natürlich überall. Nichts Besonderes. Aber am liebsten unter Buchen und da dann auch besonders prächtig. Dementsprechend intensiv wirken die Pflanzen, die wir an diesen Stellen gesammelt haben.« Sie verteilte die klare, leicht grünliche Masse mit energischen Bewegungen und sah mich unter gesenkten Lidern an. »Jemand Fremdes bräuchte sehr lange, bis er alle Standorte gefunden hätte und sich so auskennen würde wie ich.«
    »Sie meinen jemand Fremdes wie ich«, sagte ich beiläufig. Sie lächelte knapp. Ich betrachtete sie nachdenklich. Da war noch mehr.
    »Sie sind gestern bei mir eingebrochen, richtig?«, sprach ich die Vermutung, die mir gerade gekommen war, laut aus. Ich war mir nicht ganz sicher, aber es würde passen.
    Mila Seidenmacher senkte den Kopf wie ein ertapptes Schulkind. Treffer.
    »Ja.«
    »Wie ›Ja‹? Sonst nichts? Keine Erklärung? Nur ›Ja‹? Gehört das hier zur Tradition, bei neuen Nachbarn einzubrechen?«
    »Nein.« Sie erwiderte meinen Blick. »Nein«, wiederholte sie dann mit festerer Stimme. »Natürlich nicht.« Sie holte tief Luft. Ich wartete. »Ich habe das Buch gesucht. Ich bin neugierig und wollte weiter darin lesen.«
    »Aber Sie haben es nicht gefunden.«
    »Nein.«
    »Das konnten Sie auch nicht, weil es nicht im Haus war.« Mila Seidenmacher nickte stumm. »Okay.« Ich wollte das Thema beenden, weil ich mir erst noch darüber klar werden musste, wie ich zu dieser Sache stand. Pluspunkte brachte ihr das bei mir sicher nicht ein. »Was ist mit Herrn Hoppenstedt? Ist er Ihnen entwischt?«
    »Ich habe ihn nicht bemerkt.«
    »Sie haben nicht an ihn gedacht?«
    »Nein.« Sie versuchte sich an einem Lächeln. »Es tut mir leid.« Ich hinterfragte nicht, was genau ihr leidtat. Der Einbruch oder ihr fahrlässiger Umgang mit Herrn Hoppenstedt?
    »Vielleicht kann ich es ja wiedergutmachen? Ich könnte Ihnen alles zeigen, wenn Sie …« Sie verstummte und biss in ihr Brot.
    »Wenn ich was?«
    »Wenn Sie Marions Nachfolge antreten.«
    »Nachfolge? Inwiefern?« Ich trank einen weiteren Schluck kalten Kaffee.
    »Ihre Aufgaben hier übernehmen.«
    »Ich habe meinen eigenen Beruf. Ich bin Journalistin.« Vom Prinzip her stimmte das sogar, wenn auch gerade nicht in einer besonders festen Anstellung. Aber das musste ich ihr nicht auf die Nase binden. »Oder meinen Sie Marions Aufgaben hier im Dorf?«
    »Das trifft es so ungefähr.« Mila nickte und biss wieder in ihr Brot. »Aber fühlen Sie sich zu nichts gedrängt. Wie gesagt, ich habe eine Menge von Marion gelernt und kann das auch machen.«
    »Solange ich noch nicht einmal genau weiß, was mit ›Aufgaben im Dorf‹ gemeint ist …«
    »Kein Problem. Das ergibt sich alles.« Sie hustete. »Was ist jetzt mit den Ziegen? Und wie geht es Ihrem Kater unter der Anrichte?«
    »Lasst es euch schmecken, meine Damen, der Herr.« Ich verteilte einen Armvoll Heu auf dem Futtergestell. Mila hatte mir gesagt, dass die Viecher Äste mit frischem Laub liebten, und so ging ich die wenigen Meter quer über die angrenzende Wiese zum nahe liegenden Waldrand und schnitt einige Äste von einem Haselnussstrauch ab. Die Ziegen kamen sofort, als ich einen davon ebenfalls in das Gestell hängte, und fingen an zu fressen. Auch dem Bock gab ich einen Anteil. »Marilyn,

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