Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Sie löste sich aus dem Schatten des Tors und wagte sich einige Schritte vor. »Keine Angst, ich beiße nicht.«
    Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Trotz der klammen Kälte, die aus dem Boden aufstieg, schwitzte ich von der Arbeit, und mein Herz schlug heftig. Vielleicht sollte ich dem Wasser später noch Senfmehl zufügen, um das fiebrige Gefühl zu vertreiben. Ein Regenschauer hatte mich auf meiner Suche nach den richtigen Pflanzen im Wald überrascht, und ich hatte gefroren, bis ich wieder im Warmen angelangt war und meine Kleider am Feuer hatte trocknen können.
    »Ich bin krank.« Sie bewegte sich wie ein Reh, das aus Angst vor dem Jäger zögerte und das lockende Futter scheute. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Knoten gedreht, ein dunkles Tuch eng um die Schultern gebunden. Unter dem hellblauen Kleid trug sie eine weiße Bluse, die sauber und ohne Flecken war. Rote Knöpfe hielten ein enges Mieder.
    »Angerl, du bist es«, begrüßte ich die Tochter des Weilerbauern, als sie mit gesenktem Kopf vor mir stand, und bemerkte nicht zum ersten Mal, dass es mir schwerfiel, die Menschen aus der Ferne richtig zu erkennen. »Du bist krank?«
    »Die Mutter hat mich geschickt. In der nächsten Woche soll die Hochzeit mit dem Gregor Rosegger sein, und ich werde jeden Tag schwächer. Die Mutter meint, ob du nicht ein Kraut hast, das mich stärken kann.«
    »Dazu muss ich wissen, was genau dich quält.« Ich nahm den Zuber hoch und wandte mich zum Haus. »Komm mit. Im Warmen lässt es sich besser reden.« Sie folgte mir.
    In der Küche zeigte ich auf einen Stuhl in der Nähe des Fensters. »Setz dich.« Ich wartete, bis sie meiner Bitte gefolgt war, trat zu ihr und hob ihr Gesicht ins Licht. »Mach den Mund auf.« Sie streckte die Zunge weit heraus und schielte mich über ihre Nasenspitze hinweg an. »Danke«, sagte ich, nachdem ich einen Blick hineingeworfen hatte. Ich zog ihre unteren Lider herunter, schaute mir die Farbe des inneren Fleisches und das Weiß ihrer Augen genau an. Die Seiten ihres Halses waren glatt und ohne Schwellung. Ich fühlte ihre Stirn.
    Angerl schwieg, ließ mich aber keine Sekunde aus den Augen.
    »Was quält dich denn? Hast du Schmerzen oder fühlst du dich anders krank?«
    »Ich weiß nicht, was es ist. Ich habe keine Kraft, bin morgens so müde, dass ich nicht aus dem Bett aufstehen mag, und auf meiner Brust lastet ein Druck, den ich kaum ertragen kann.«
    »Ich kann nichts finden. Du hast kein Fieber, alles sieht gesund aus.«
    Angerl seufzte und senkte den Kopf. Wieder knetete sie ihre Hände in den Stoff ihres Rockes. Ich betrachtete sie. Sie war ein hübsches Mädchen mit ihren hellen Haaren und den blauen Augen. Ihre Zähne glänzten und standen in Reih und Glied. Angerl war schlank und hochgewachsen. Jeder Mann konnte sich glücklich schätzen, sie zur Frau zu bekommen.
    »Ist es wegen der Hochzeit?«, fragte ich leise und legte meine Hände auf ihre. »Wegen Gregor?« Ich lächelte. »Hast du Angst vor dem, was dich erwartet?«
    Eigentlich wäre es die Aufgabe ihrer Mutter gewesen, die Tochter auf das Eheleben vorzubereiten, ihr das notwendige Wissen mit auf den Weg zu geben und ihr ihre Pflichten aufzuzeigen. Auch wenn die Töchter der Gutsherren und großen Bauern tugendhaft erzogen und von den Sünden ferngehalten wurden, konnten sie doch beobachten, wenn der Stier zu den Kühen geführt wurde oder der Hengst zur Stute. Ganz ohne Ahnung blieb keine von ihnen. Und sei es durch das Gemauschel des Gesindes, wenn manch einer Magd der Bauch auch ohne Segen des Pfarrers anschwoll. Ich nahm einen Stuhl und setzte mich ihr gegenüber hin, damit ich sie ansehen konnte.
    »Nein.« Angerl senkte wieder den Kopf. »Ich weiß, was ich zu tun habe.« Ihre Hände fuhren mit einer schnellen Bewegung über ihren Leib und sanken wieder in ihren Schoß. Ich wartete ab und betrachtete sie.
    »Du trägst ein Kind unter dem Herzen«, sprach ich meine Vermutung aus, als sie stumm blieb.
    Sie blickte mich an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie nickte.
    »Aber dann ist es doch gut, wenn du deinen Gregor heiratest. Dann hat alles seine Ordnung.« Ich beugte mich zu ihr und strich sanft über ihre Wange. Sie weinte stumm.
    »Es ist nicht Gregors Kind. Es ist von einem anderen.«
    »Einem, den du lieb hast?«, fragte ich leise. Sie nickte. »Wer ist es?« Sie biss sich auf die Lippen, presste die Augen zusammen und senkte den Kopf. »Weiß die Mutter Bescheid?«
    »Gott bewahre!« Sie sprang

Weitere Kostenlose Bücher