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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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ausgestiegen war. Die Einfahrt glich einer ostdeutschen Seenplatte. Regen war hier anscheinend kein Wetter, sondern Dauerzustand. Riesige Pfützen, voneinander getrennt durch graubraune Grasbüschelinseln, spiegelten den grauen Himmel.
    Du hast die falschen Schuhe an, dachte ich, bis mir bewusst wurde, dass ich nicht nur die falschen Schuhe trug, sondern genau genommen überhaupt kein Modell besaß, das diesen Wasserlöchern gewachsen wäre.
    Ich blinzelte. Am Haus blätterte an einigen Stellen der Putz ab, auf dem Dach fehlten gerade so viele Ziegel, dass es sich noch lohnen würde, sie zu ersetzen und nicht das gesamte Dach zu erneuern. Wenn darunter keine Löcher klafften, die ich mir von meiner Position aus nur vorstellen konnte, aber eigentlich nicht ausdenken wollte. Dicke Tropfen rannen die Fensterscheiben herunter und sammelten sich im aufgesprungenen Holz der Rahmen.
    Am liebsten hätte ich mich ohne Umschweife wieder ins Auto gesetzt und wäre zurück in meine schöne, saubere, matsch- und pfützenfreie Stadt gefahren. Aber das ging nicht. Ich hatte diverse Papiere unterschrieben und war nun offizielle Besitzerin dieses Hauses. Nach dem Rechten sehen war das Mindeste, was ich hier tun musste.
    »Wer wollte denn unbedingt aufs Land? Du doch, liebe Katharina«, schimpfte ich mit mir selbst. Endlich ein Garten statt eines Schlauchbalkons. Endlich ein eigener Komposthaufen anstelle von Guanodüngerorgien. Endlich Landluft statt Abgasdunst.
    Hinter der Mauer aus Findlingen, die eine wilde Wiese von der Einfahrt trennte, lehnte eine Schneeschaufel an der Wand. Laut Dr. Habschicks Informationen hatte Marion beim abendlichen Schneeschippen einen Herzanfall erlitten, war bewusstlos geworden und in der Nacht erfroren. Die Nachbarin hatte sie am nächsten Morgen in der Früh gefunden und sofort den Krankenwagen alarmiert, aber es war bereits zu spät gewesen.
    Ich betrachtete den kümmerlichen gräulich weißen Überrest des Schneehaufens, den Tante Marion zusammengeschoben hatte, und dachte an die Schneemassen, mit denen uns der Winter beglückt hatte. Bis in den März hinein waren immer wieder Glatteisattacken, Kältewellen und Schneegestöber über uns hereingebrochen. Die apfelzimtliche Gemütlichkeit des Dezembers war im Januar der neuschneeknirschenden guten Laune gewichen. Der Februar hatte Frühlingshoffnungen geweckt. Allerdings nur kurz. Die Regengüsse verwandelten sich bald in Hagel und wurden im nahtlosen Übergang wieder zu Schnee. In der Redaktion sortierten wir die Bilder von Frühjahrsblühern in königsblauen Metallblumenkästen wieder aus und entwickelten stattdessen in Selbstversuchen Kräutertees gegen Winterdepressionen. Der Hausmeister hatte in diesen Wochen mit Salz und dem Räumgebläse gekämpft und geflucht, was das Zeug hielt. Welche Schneehöhen musste der Winter erst hier auf dem Land produziert haben? Auf jeden Fall zu hohe für Marion, die zwar im Herzen jung, aber nicht gesund geblieben war.
    Ich balancierte auf Zehenspitzen um mein Auto, öffnete die Beifahrertür und schnallte Herrn Hoppenstedts Transportkiste ab. Er maunzte. Und er stank. Ich seufzte. Herr Hoppenstedt hasste Autofahrten. Oder besser gesagt, er hasste Autofahrten in seiner Transportkiste. Regelmäßig stand ihm weißer Schaum vor dem Maul, er jaulte und brummte zwischen seinen Ausbruchversuchen, und irgendwann hielt sein Verdauungssystem die Anspannung nicht mehr aus und gab nach. Ich hatte mir angewöhnt, ihn während der kurzen Strecken zum Tierarzt frei in meinem Wagen herumlaufen zu lassen. Natürlich wusste ich, dass das verboten war. Aber Herr Hoppenstedt zeigte sich den Stethoskopen, Fieberthermometern und Spritzen der Tierärztin gegenüber dann deutlich zugänglicher. Er saß während der Fahrt auf der Ablage, spielte Wackeldackel-Imitator und ließ sich am Ziel relativ leicht mit Leckerlis bestechen, in seinen Transporter zu klettern.
    Die Fahrt zu Marions Hof hatte allerdings über zwei Stunden gedauert und führte über Autobahnstrecken. Also musste Herr Hoppenstedt in seinen Kasten, ob er wollte oder nicht. Er wollte nicht. Und hatte das auch sehr deutlich gezeigt. Jetzt stank er, jammerte kläglich und schaute mich mit Schaumresten vor dem Maul an, als ob ich ihn an eine Tierversuchsstation verschachert hätte.
    Ich kramte den Schlüssel zu Marions Haus aus meinem Rucksack. Vollgepackt mit Katerkiste und einem Koffer mit meinen Utensilien, hüpfte und sprang ich im Slalom durch die Kraterlandschaft bis

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