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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Wand, der Putz riss und rieselte, fiel in großen Brocken zu Boden. Mir blieb kaum Zeit, mich über das nicht unerhebliche Loch zu ärgern, weil Herr Hoppenstedt panisch zwischen meinen Beinen hindurch und an mir vorbeihuschte und im Obergeschoss verschwand. Ich fluchte, schnappte mir mit Ausnahme der Papierunterlagen-Überreste die Einzelteile der Transportkiste und folgte ihm. Neue Taktik. Ich würde den Transporter am oberen Ende der Treppe aufstellen und mich selbst darunter auf die Stufen hocken. Irgendwann würde seine Neugierde siegen, und er käme aus seinem Versteck. Da war ich mir sicher. Nicht sicher war ich mir darüber, wie lange ich dort würde sitzen müssen. Ein Kissen als Unterlage wäre sicher angenehm unterm Sitzfleisch. Auf dem Sessel im Schlafzimmer hatte ich welche gesehen.
    Meine zusätzliche Hoffnung, Herrn Hoppenstedt dort vielleicht auf dem Bett liegend vorzufinden, wurde enttäuscht.
    »Hallo?« Eine Frauenstimme.
    »Ja?« Ich beugte mich über das obere Treppengeländer. Jemand stand im Flur. »Machen Sie die Tür zu!«
    Die Frau folgte der Anweisung und sah zu mir hoch.
    »Ist er jetzt rausgelaufen?«
    »Wer?«, fragte sie.
    »Herr Hoppenstedt.«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Hier ist niemand durch die Tür.«
    »Herr Hoppenstedt ist mein Kater.«
    »Ach so.«
    Während ich die wenigen Stufen zu ihr nach unten ging, dachte ich über den Eindruck nach, den ich wohl auf sie machen musste. Normalerweise achtete ich darauf, Fremden ein professionelles Äußeres zu präsentieren. Das bedeutete in meinem Fall die Basisausstattung, als da wären: gekämmte Haare, saubere und gegebenenfalls modische Kleidung sowie anständige Schuhe. Als Journalistin muss man vertrauenerweckend aussehen, sonst hocken die Leute auf ihren Informationen wie die Hühner auf den Eiern und rücken sie nicht raus. In diesem Moment kam ich mir ganz und gar nicht professionell vor. Auf der Jeans prangten an den Oberschenkeln dicke Flecken aus Spinnweben und Wandfiasko-Resten. Mein Pullover hatte ebenfalls sehr gelitten. Darüber, wie viele meiner braunen Haare noch in dem Zopf steckten, den ich heute Morgen gebunden hatte, konnte ich nur Spekulationen anstellen. Der Staub hatte sie vermutlich grau gefärbt, und die Frau hielt mich jetzt für fünfundfünfzig statt für zweiunddreißig. Da ich aber sowieso nicht vorhatte zu bleiben, konnte mir das alles egal sein.
    »Und?«
    »Was und?«
    »Ist er?«
    »Nein.«
    Wir starrten uns an. Die Frau streckte mir ihre Hand entgegen. »Mila Seidenmacher. Die Nachbarin.«
    Ich ergriff die Hand und schüttelte sie. Ihre Haut fühlte sich rau an, wie die Haut eines Menschen, der viel mit den Händen arbeitete. Vermutlich tat sie das auch.
    »Katharina Rübchen.«
    »Die Nichte«, stellte Mila Seidenmacher fest. Ich nickte und schwieg. Was sollte ich auch sagen?
    Sie verlor kein Wort über mein Fernbleiben bei Marions Beerdigung. Kein Vorwurf, keine hochgezogene Augenbraue. Gut so. Ich hatte keine Lust, mich ihr gegenüber zu rechtfertigen, wie ich es mir selbst gegenüber ständig tat, weil mein schlechtes Gewissen immer wieder wie ein kleiner Teufel aus der Kiste sprang. Mila Seidenmacher ließ meine Hand los.
    »Ich habe hier nach dem Rechten geschaut, seitdem Marion gestorben ist.«
    Sie redete nicht um den heißen Brei herum. Sagte nicht so etwas wie »von uns gegangen« oder »hat uns verlassen«. Sie sagte »gestorben«, ohne mit der Wimper zu zucken. Das gefiel mir.
    »Die Post haben Sie sicher schon entdeckt. Ich wollte sie nicht öffnen. Der Nachlassverwalter hatte Ihr Kommen angekündigt, und da dachte ich, dass …«
    »Vielen Dank«, unterbrach ich sie. »Ich habe die Briefe gefunden. Ich werde sie mitnehmen und zu Hause in Ruhe durchgehen. Ich kann Ihnen gern meine Adresse dalassen. Oder nein, ich werde einen Nachsendeantrag stellen, dann haben Sie keine Mühe mehr damit.«
    »Sie bleiben nicht hier? Der Nachlassverwalter, dieser Doktor …« Sie suchte nach dem Namen.
    »Habschick. Dr. Habschick«, half ich aus.
    »Genau. Dieser Habschick hatte uns gesagt, Sie würden sich hier niederlassen wollen.«
    »Ich habe es mir anders überlegt.«
    »Oh.« Sie zögerte einen Moment. »Warum?«
    Nichts in ihrer Miene verriet, wie sie darüber dachte. Freute es sie, oder bedauerte sie es?
    »Weil das alles hier«, ich umfasste mit einer Geste die Umgebung, »nichts für mich ist. Ich bin kein Land…« Ich verstummte.
    »Landei wollten Sie sagen, richtig?« Sie grinste,

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