Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
schickt im Frühjahr ihre Blätter und die Fruchtknollen des letzten Jahres ans Tageslicht, die dem Bärlauch zum Verwechseln ähnlich sehen. Erst im Herbst blüht sie zartlila. Die Vergiftung zeigt sich durch Erbrechen und blutigen Durchfall. In tödlicher Dosierung führt das Gift in wenigen Tagen zu Atem- und Kreislaufstillstand.

Vierzehn
    Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen. Drei Stunden waren mir noch vergönnt gewesen, nachdem ich aus Alex’ Wohnung geflüchtet war. Dann trompetete Herr Hoppenstedt in mein Ohr und verlangte lautstark Atzung. Der Aufenthalt in dem kleinen Käfig hatte ihn anscheinend nachhaltig eingeschüchtert, und das Haus kam ihm nun wie ein Paradies vor, das es zu erobern galt. Ganz unten im Schrank versteckte sich eine Packung Müsli. Zusammen mit einem Tee, den Resten der Milch von gestern, die wir gerecht aufteilten, und der letzten Dose Katzenfutter für den Kater fabrizierte ich ein annehmbares Frühstück für uns beide. Ich musste unbedingt einkaufen gehen und einige Vorräte anlegen.
    Die Uhr über der Spüle zeigte halb neun. Ich schaute auf das Display meines Handys. Alex hatte nicht versucht, mich anzurufen, obwohl ihm irgendeine kalbende Kuh höchstwahrscheinlich schon Beine gemacht hatte. Ich biss mir auf die Lippen. Selbst wenn er denken würde, ich hätte das Weite gesucht, wie es sich nach einem gepflegten One-Night-Stand gehörte, so musste ihm Herrn Hoppenstedts Abwesenheit doch auffallen. Ich traute ihm durchaus zu, eins und eins zusammenzählen zu können und zu begreifen, dass nur ich den Kater mitgenommen haben konnte. Und dass mir dazu die eine oder andere Frage auf der Seele brannte.
    Aber vielleicht lag es auch an dem unfreiwilligen Schlammbad? In der Tiefe einer Küchenschublade stieß ich nach ausführlicher Suche auf eine Nähnadel, die dünn und spitz genug war, um in die Ritzen des Handys zu passen. Der Schlamm war bis in die letzten Ecken gekrochen und hatte sich da zu einer festen Masse verhärtet, die ungeahnten Widerstand leistete. Es dauerte, bis ich alles, so weit es ging, auseinandergenommen, gereinigt und wieder zusammengesetzt hatte.
    Ich drückte auf den Anschalter. Nichts, kein Anruf, keine SMS . Ich trank einen Schluck Tee. Er war kalt geworden und schmeckte bitter.
    Nein. Schluss jetzt.
    »Geh endlich einen Laden suchen, Katharina!«, befahl ich mir. Herr Hoppenstedt sah mich an und maunzte. Ich ließ alles stehen, wo es stand, suchte Handtasche und Autoschlüssel. Aufräumen konnte ich später immer noch.
    Mila stand vornübergebeugt in ihrem Garten und jätete. Die Ärmel ihrer Bluse hatte sie trotz der frischen Temperaturen hochgekrempelt, die Jeans steckten in Gummistiefeln, deren buntes Blumenmuster durch das Grau des Morgens leuchtete. Hatte sie gestern nicht ein Paar mit Schottenmuster getragen? Anscheinend besaß sie verschiedene Exemplare.
    Sie hob den Kopf, blickte zu mir herüber und richtete sich auf. Mit dem Handrücken wischte sie den Schweiß von ihrer Stirn. Sie zögerte.
    Ich blieb mit dem Autoschlüssel in der Hand unschlüssig stehen. Wir musterten uns. Sie schwieg, wartete ab, was ich tun würde. Ich hielt ihrem Blick stand. Während des Streites gestern hatte Ellen ihr scharf das Wort abgeschnitten, als sie etwas sagen wollte, und Mila hatte während der ganzen Zeit danach geschwiegen. Sie hatte am Rand der Gruppe gesessen. Ein Teil davon und doch auf eine Art und Weise außen vor, die ich mir nicht erklären konnte. Oder sollte Alex doch recht haben mit seinen Theorien zum Verhältnis der Dörfler zu den Zugezogenen? Hatte Mila keine wirklichen Freunde hier? War Marion ihre einzige Vertraute gewesen, und in ihrem Schlepptau war sie akzeptiert gewesen? Ich betrachtete nachdenklich den Schlüssel in meiner Hand.
    Das Einzige, was von Marion geblieben war, waren ihre wenigen Habseligkeiten. Ihren wirklichen Schatz, ihr Wissen, hatte sie an Mila weitergegeben. Natürlich betrachtete Mila diese Kenntnisse als Eintrittskarte in die Dorfgemeinschaft, erhoffte sich endlich Anerkennung um ihrer selbst willen. Und dann kam ich daher und nahm ihr das alles weg. Auf diese Weise hatte ich es bisher noch nicht betrachtet, aber es ergab einen Sinn. Mila hatte nichts gegen mich als Person. Sie hatte etwas gegen das, was ich verkörperte.
    Ich packte den Schlüssel in die Tasche und ging zu ihr.
    »Guten Morgen.« Ich blieb in einiger Entfernung stehen.
    Mila nickte, erwiderte aber nichts.
    »Hast du ein bisschen Zeit für mich?«
    »Bist

Weitere Kostenlose Bücher