Kraut und Rübchen - Landkrimi
Inneres und verlangsamte die Blutung.
»Das wird dein letztes Kind gewesen sein«, prophezeite sie mir. »Es hat zu viel Schaden angerichtet.«
Katharina schrie mit einer kräftigen, tiefen Stimme und verlor rasch die blaue Färbung. Ihre winzigen Fäuste umfassten meinen Finger und klammerten sich kräftig darum. Auch wenn zu dieser Zeit viele Kinder starben, wusste ich, dass sie wachsen und zu einer jungen Frau werden würde.
Bevor die Hebamme ging, wandte sie sich an Agnes. »Achtet auf Eure Magd. Wenn sie Fieber bekommt oder Schmerzen im Leib oder in den Brüsten, ruft mich sofort.« Agnes nickte. Wir beide kannten die Gefahr für die Wöchnerinnen, nach der Geburt am Kindbettfieber zu erkranken. Viele Frauen starben daran. Niemand wusste, warum das so war. Aber die Meinung, es läge an schädlichen Säften aus dem Inneren der Frauen, die nach der Geburt zu gären begännen, teilte ich nicht. Ich hatte gesehen, dass die Frauen starben, die in Armut und Schmutz ihre Kinder bekamen, und dass die, die in reinlichen Wochenbetten lagen, weniger oft von diesem Unglück heimgesucht wurden. Auch hatte ich gehört, dass in den Städten, wo die Frauen in den Hospitälern entbanden, viele bei der Geburt starben. Ich stellte mir vor, wie die Ärzte von Bett zu Bett gingen, und wunderte mich nicht, wenn sie die Krankheiten von einem zum nächsten brachten.
Ich bat Agnes, aus Eisenkraut einen Tee zu kochen und mir etwas von dem Kraut, zusammen mit Ingwer, Nelkenknospen und Zimtrinde, aus der Kammer, in der ich die Kräuter aufbewahrte, zu bringen. Außerdem die Flasche mit dem Öl. Die Hebamme nickte.
»Ich sehe, ihr wisst, was ihr tut. Aber nehmt ein gutes Öl, sonst ist die Wirkung nach dem Einreiben nicht so stark, wie sie sein soll.«
Nach einer Weile spürte ich, wie mein Unterleib sich zusammenzog und die Wunde in meinem Inneren sich schloss. Trotzdem dauerte es einige Wochen, bis ich wieder auf dem Hof und bei der Saat helfen konnte. Die anderen Knechte und Mägde achteten nicht auf das Kind, so wie sie vorher nicht auf meine Schwangerschaft geachtet hatten. Niemand stellte Fragen nach dem Vater, obwohl ich in ihren Mienen ihre Vermutungen ablesen konnte wie in einem offenen Buch. Der Pfarrer schimpfte und wetterte weiter von der Kanzel und sah mich dabei strafend an. Trotzdem taufte er Katharina und akzeptierte zähneknirschend das neue Kind. Er rang mir das Versprechen ab, in Zukunft einen untadeligen Lebenswandel zu führen und mich so lange von den Männern fernzuhalten, bis ich in den gesegneten Stand der Ehe eintreten würde.
Unser Leben verlief friedlich und ereignislos. Die Jahreszeiten wechselten sich ab, die Alten starben, und neue Kinder wurden geboren. Katharina und Johannes wuchsen heran und machten Agnes und mir viel Freude, weil sie begierig ihre Aufgaben übernahmen und lernten, was ein guter Landmann und eine Bäuerin für das Leben können mussten. Mit acht Jahren führte Johannes den Ochsen vor dem Pflug und fieberte darauf, der Pflughaber zu werden. Katharina ging mit mir hinterher. Wir waren die Nachhauer, kehrten die nicht gut umgelegten Sohlen nieder und hauten die Furchen aus, die der Pflug nicht gepackt hatte.
Die Kleinen arbeiteten wie wir Großen. Im Stall und auf dem Feld, in der Küche und in der Flickstube. Wenn Waschwoche war, trugen wir alle Wäsche zusammen und weichten sie in einem großen Zuber ein.
Das Auswringen betrieben die Kinder zuerst mit Freude, doch je mehr Stücke bearbeitet werden mussten, desto mehr erkannten sie die Anstrengung darin und wurden immer stiller. Wenn endlich alles aufgelockert in einem Zuber lag, breiteten wir ein großes Leinentuch über die Wäsche, streuten Birkenholzasche darauf und gossen heißes Wasser zu. Wenn der Händler da gewesen war, nahmen wir auch ab und an Waschpulver. Das Schrubben und Bürsten auf der Waschbank mit Kernseife übernahmen die Mägde.
Aus den Jahren wurden Jahrzehnte. Agnes und ich wurden grau in den Haaren und krummer an Gestalt. Katharina wuchs zu einer kräftigen jungen Frau heran, deren herbe Schönheit zu unserem Leben passte und die mehr als einen Verehrer anlockte. Sie wies sie ab.
Johannes ging für zwei Jahre fort, lernte auf anderen Höfen, und als er schließlich wiederkam, fanden er und Katharina, dass sie ein gutes Bauernpaar abgeben würden.
Die Hochzeit wurde gefeiert, und wir tischten auf, was unsere Speisekammern hergaben.
So hätte alles enden können.
Herbstzeitlose , Colchicum autumnale –
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