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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
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Jahrzehnten aber glücklicherweise stark verbessert haben. Vor 60 Jahren war die akute lymphatische Leukämie gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Inzwischen können mehr als vier von fünf Kindern von dieser Krankheit geheilt werden – Tendenz steigend.
    Ähnliche Erfolge sind von der Behandlung
der aggressiven, schnell wachsenden Formen des Lymphdrüsenkrebses zu berichten. Kaplans Großfeldbestrahlung des Morbus Hodgkin wurde inzwischen durch eine sehr effiziente Form der Chemotherapie weitgehend abgelöst. 49 Die Chemotherapie ist auch hochwirksam bei den sogenannten Blastomen. Das sind seltene Tumoren, die aus Resten embryonaler Zellen entstehen und daher fast nur im frühen Kindesalter auftreten. Zu diesen Kolibris der Onkologie gehören die Retinoblastome der Netzhaut, die Neuroblastome und die Medulloblastome, Tumoren des peripheren oder zentralen Nervensystems und das Nephroblastom, 50 eine seltene Tumorerkrankung der Nieren. Noch günstiger ist die Situation bei den seltenen Krebserkrankungen der Keimzellen von Hoden und Eierstöcken. Die Heilungschancen dieser Erkrankungen nähern sich langsam der magischen 100 Prozent-Grenze.
    Bei einigen Krebserkrankungen
scheint die moderne Chemotherapie der Lösung des Krebsproblems also sehr nahe zu kommen. Aber alle diese Erkrankungen sind in mehrfacher Hinsicht Exoten. Sie alle machen zusammen kaum 5 Prozent aller Krebserkrankungen aus. Sie sind nicht nur selten. Sie entstehen auch aus sehr speziellen Zellen, die sich stark von den meisten anderen Körperzellen unterscheiden. Die gesunden Vorfahren, aus denen sich solche Krebserkrankungen entwickeln, zeichnen sich alle durch ein hohes Zellteilungspotential aus. Sie verfügen daher auch über sehr wirksame Mechanismen zur Kontrolle und Begrenzung des Zellwachstums. Ihre »Selbstmordprogramme« 51 sind hocheffizient und auch nach der Verwandlung in eine Krebszelle oft noch intakt. Im Vergleich zu den Zellen von häufigen Tumoren wie Brust-, Prostata- oder Darmkrebs müssen sie – salopp ausgedrückt – nur angepustet werden, um sie in den zellulären Suizid zu treiben.
    In den neunziger Jahren gab es Versuche, die Logik der Dosis-Eskalationvon den Leukämien auf die Karzinome zu übertragen. Vor allem der Brustkrebs stand im Visier solcher Bemühungen. Alle diese Studien endeten in einem Debakel. Selbst eine Hochdosis-Chemotherapie mit Unterstützung durch Transplantation von Stammzellen ist nicht in der Lage, eine metastasierte Brustkrebserkrankung dauerhaft zu kurieren.
    Die schlechte Nachricht zur Chemotherapie lautet: Bis heute lässt sich keine der häufigen Krebserkrankungen des Erwachsenen ausschließlich durch Medikamente heilen. 52 In letzter grausamer Konsequenz bedeutet das, dass bei metastasierten Erkrankungen kaum eine Aussicht auf Heilung besteht.
    Trotzdem hat die Entwicklung der Chemotherapie auch die Behandlung dieser Krebserkrankungen verändert. Bei metastasierten Karzinomen kann sie helfen, die Krankheit zurückzudrängen, Zeit zu gewinnen und Symptome zu lindern. In bestimmten Situationen kommt sie aber auch als dritte Komponente ins Spiel, um in Kombination mit Operation oder Strahlentherapie die Rückfallgefahr einer scheinbar noch lokalisierten Erkrankung zu verringern.

Lindernde Gifte?
    Sonntag, 20. Dezember 2009
    I ch zögerte. Es fiel schwer, das, was mir auf dem Herzen lag, in die passenden Worte zu kleiden.
    »Imogen, es kann sein, dass bald der Punkt kommt, an dem du entscheiden musst, wie weit du gehen möchtest, um dem Krebs noch ein bißchen Zeit abzuzwacken.« Sie legte ihre Stirn auf meine Schulter: »Ich weiß.«
    Schon die Blutwerte der letzten Wochen hatten es angedeutet. Das Computertomogramm vor einigen Tagen hatte dann allen Schönredereien ein Ende gemacht: Er wuchs wieder – trotz Chemotherapie!
    Wir spazierten am Flussufer entlang. Nebel lag über dem Wasser, und die Dezemberkälte hatte die kahlen Äste am Ufer mit dickem Rauhreif überzuckert.
    »Weißt du, die letzten drei Monate hatte ich das Gefühl, auf einer kippeligen Wippe zu verbringen. Bis Anfang Dezember hab’ ich es geschafft, die Balance zu halten. Ich hatte mich sogar an die Chemo gewöhnt, solange ich das Gefühl hatte, dass sie auf meiner Seite was drauflegt, wenn der Krebs nach unten zu ziehen beginnt. Aber seit zwei oder drei Wochen merke ich, dass etwas aus dem Lot geraten ist. Ich werde weniger, und er wird mehr. Und jetzt geht auch der Deal mit der Chemo nicht mehr auf.«
    Ich zog sie enger an

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