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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
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das Pech hat, sich zur falschen Zeit im Wirkungskreis dieser diabolischen Chemikalie zu bewegen.
    Durch zwei Kunstgriffe gelang es Goodman und Gilman
, aus einer Waffe ein brauchbares Medikament zu machen. Das Senfgas wurde chemisch leicht verändert und in eine flüssige Form gebracht. Damit konnte es über die Venen unter Umgehung der Atemwege direkt in den Blutkreislauf eingeschleust werden, ohne die üblichen Verwüstungen in den Lungen zu verursachen.
    Das Mechlorethamin war aber nur der erste Schritt. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe weiterer Abkömmlinge dieser Stickstoff-Lost-Verbindung, die durch Variationen der ursprünglichen chemischen Grundstruktur entstanden sind. Manche dieser Abkömmlinge wie das Busulfan, das Melphalan und das Chlorambucil werden immer noch vor allem zur Therapie von Krebserkrankungen des blutbildenden Systems eingesetzt. Andere wie das Cyclophosfamid, das Ifophosfamid und das Trofosfamid sind Chemotherapeutika mit einem sehr breiten Wirkungsspektrum, die auch bei der Behandlung von vielen Karzinomen und Sarkomen Verwendung finden. 32
    Weil sie ähnlich wie ionisierende Strahlung zu direkten DNA-Schäden führen, sind die Alkylantien janusköpfige Medikamente. Alle Chemotherapeutika, besonders aber die Alkylantien sind Mutagene. Wie die Strahlung können sie also nicht nur Krebszellen bekämpfen, sondern auch Krebs auslösen. Wenn es in der Praxis um Leben und Tod geht, ist dieser Effekt meist zu vernachlässigen. Insbesondere bei Krebserkrankungen, die mehrheitlich jüngere Menschen treffen und die durch Chemotherapie inzwischen mit hoher Wahrscheinlichkeit geheilt werden können, spielt die Frage des richtigen Augenmaßes beim Einsatz von Alkylantien eine immer größere Rolle.

»Es war ein Desaster …« von der Dosis-Eskalation zu den ersten Erfolgen
    Auf den letzten Seiten habe ich viel über Chemotherapie und Chemotherapeutika berichtet. Die wichtigste Frage blieb aber unbeantwortet: Bergen diese Krebsmedikamente endlich die ersehnte ultimative Lösung des Krebsproblems?
    Jeder weiß, dass dies bislang nicht der Fall war. Aber wie weit hat uns die Chemotherapie gebracht? Wo liegen die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der heute verfügbaren Zytostatika? Diese Frage kann und soll hier nicht für jede Tumorerkrankung en détail beantwortet werden. Chemotherapie wird heute unter sehr unterschiedlichen Umständen mit ganz unterschiedlichen Zielen eingesetzt. In welchen Situationen, wie und zu welchem Zweck wird Krebs mit Zytostatika behandelt? Das sind die Fragen, denen der letzte Teil dieses Kapitels gewidmet ist.
    Als Sidney Farber Anfang der fünfziger Jahre
die ersten Kinder mit Aminopterin behandelte, reagierten die Kollegen an seiner Klinik – vorsichtig ausgedrückt – mit gemischten Gefühlen. Ohne Zweifel war es ihm gelungen, die Krankheit bei einigen der kleinen Patienten zurückzudrängen. Manchen Kindern ging es unter der Therapie auch besser. Nach Absetzen der Behandlung hielt dieser Zustand allerdings nur für wenige Monate an. Dann kam dieKrankheit zurück, oft mächtiger und aggressiver als zuvor. Auf eine erneute Gabe des Medikaments reagierten diese Rückfälle fast nie an. Die meisten dieser Kinder starben binnen weniger Monate.
    Unter diesen Umständen von Erfolg zu sprechen ist also zumindest eine Frage der Perspektive. Nicht wenigen Kinderärzten in Farbers Umgebung schien der Preis der Chemotherapie zu hoch, wenn wenige Monate später doch der Rückfall und am Ende der Tod stand. Diesen Standpunkt könnte man auch heute noch teilen, wenn Farbers Therapie nicht der erste Schritt auf einem langen Weg in die richtige Richtung gewesen wäre. Akute Leukämie ist eine »Alles oder Nichts«-Erkrankung. Im Gegensatz zu manchen anderen Krebserkrankungen ist es kaum möglich, mit dieser Krankheit über Jahre einen Modus Vivendi zu finden. Unbehandelt führt sie oft schon nach Wochen zum Tode.
    Die Krankheit gibt die Richtung vor: Wenn ein auskömmliches Leben mit der Erkrankung nicht möglich ist, kann das Ziel der Therapie nur die Heilung sein. Die aggressiven Formen der Leukämie lassen aber nicht nur bei der Wahl des Therapieziels wenig Spielraum. Sie schränken auch die Wahl der Mittel ein. Da es sich um eine nicht lokalisierbare Krebserkrankung handelt, ruht die Last der Behandlung fast ausschließlich auf der Chemotherapie. Ohne Medikamente, die in der Lage sind, auch die letzte Krebszelle auszulöschen, ist dieser Krebs nicht zu besiegen. 44
    Die

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