KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)
durch eine Krebserkrankung ausgelöst worden sind.
Paraneoplastische Phänomene sind ebenso exotische wie tückische Erscheinungsformen des Krebses. Diese Kategorie von Symptomen ist irreführender als alles, was wir bisher kennengelernt haben, denn sie sind nicht einfach eine direkte Folge der sich ausbreitenden Tumormassen. Sie beruhen auf aktiven biologischen Besonderheiten mancher Krebszellen. Solche Krebszellen agieren wie Hochstapler: Sie verhalten sich plötzlich wie spezialisierte Drüsenzellen und produzieren Hormone oder Hormon-ähnliche Botenstoffe, oder sie präsentieren Antigene, die das Immunsystem zu Fehlattacken verleiten. Der Krebs macht seinem Ruf als Chamäleon unter den Krankheiten hier alle Ehre.Uns bleibt ein schwacher Trost: Solche Scharlatanerien sind glücklicherweise selten. Allerdings gibt es noch eine weitere kleine Gruppe von Krebserkrankungen, die sich an kaum eine der üblichen Regeln hält und die uns Probleme ganz eigener Art beschert.
Wie wird Krebs entdeckt?
Am Anfang steht das Gespräch
Anamnese stammt aus dem Altgriechischen (anámnēsis) und bedeutet Erinnerung. So nennen die Mediziner das Erstgespräch zwischen Arzt und Patient. Dieses Gespräch ist alles andere als eine regellose, informelle Plauderei. Auch wenn ein talentierter Kommunikator sie wie ein zwangloses Gespräch erscheinen lassen kann, steckt hinter einer guten Anamnese ein hochsystematisches Frage- und Antwortspiel. Ein Arzt braucht sehr viel Hintergrundwissen, um die richtigen Fragen zu stellen, sich von den Antworten zu den Anschlussfragen leiten zu lassen und schließlich aus den Informationen Stück für Stück ein tragfähiges Hypothesengebäude zu zimmern.
Ein Mensch, der sich mit akuten Beschwerden
an seinen Arzt wendet, hat den verständlichen Wunsch, zunächst über sein Problem zu berichten. Natürlich soll dieses Erstgespräch den Hilfesuchenden auch entlasten. Gleichzeitig ist es das erste und vielleicht sogar das wichtigste diagnostische Instrument des Arztes.
Daher folgt die Anamnese einer inneren Richtschur und soll alles, was für die Enträtselung eines Beschwerdebildes von Bedeutung sein kann, Schicht für Schicht ans Tageslicht fördern: Welche Beschwerden stehen im Vordergrund? Unter welchen Umständen treten sie auf? Wie verlaufen sie?
Nach und nach entfernt sich das Gespräch vom aktuellen Problem und beginnt die Hintergründe auszuleuchten. Dabei sind unter Umständen auch Dinge von Bedeutung, die bis in die Kindheit des Patienten zurückreichen. Der Arzt fragt nach Vorerkrankungen, Operationen, Medikamenten oder bestehenden chronischen Krankheiten. Er interessiert sich für das Risikoverhaltenseines Gesprächspartners. Er erkundigt sich nach Rauch- und Ernährungsgewohnheiten, nach Alkoholgenuss und Drogenkonsum. Er möchte die Lebensumstände des Patienten kennenlernen, sein familiäres Umfeld, er fragt nach Berufstätigkeit, Reisen und natürlich auch nach Erkrankungen in der nahen Verwandtschaft. Aus den vielen einzelnen Puzzleteilchen einer guten Anamnese entsteht nach und nach ein immer konsistenteres Bild. Die Umrisse einer Verdachtsdiagnose werden deutlich. Tatsächlich führt eine gute Anamnese in mehr als der Hälfte der Fälle auf die richtige Spur. Der Verdacht muss dann nur noch mit Hilfe entsprechender Untersuchungen bestätigt werden. Dem Wort folgt die Tat.
Sehen, Tasten, Hören, Riechen – die vier Sinne des Arztes
Wir leben ohne Zweifel im Zeitalter der Apparatemedizin. Trotzdem gehören, wie schon vor 2000 Jahren, zumindest vier der fünf Sinne des Arztes noch immer zu den wichtigsten Werkzeugen der Diagnostik.
Die Untersuchung eines Patienten
beginnt mit dem Hinschauen, der Inspektion. Schon die Körperoberfläche des Menschen kann mehr über den Gesundheitszustand eines Menschen verraten, als der medizinisch nicht Vorgebildete zu ahnen vermag. Bestimmte Krebsformen wachsen auf der Oberfläche und sind daher mit bloßem Auge zu erkennen. Das gilt für alle Krebserkrankungen der Haut, Melanome, Basaliome und Plattenepithelkarzinome, sowie für Metastasen, die sich in der Haut eingenistet haben. Auch die Tumoren an den Körpereröffnungen, die Karzinome an Anus, Vulva oder an den Lippen sowie die Krebserkrankungen der Mundhöhle sollten dem geschulten Blick nicht entgehen. Mit entsprechenden Instrumenten kann der Frauenarzt auch die Scheide und den Muttermund einsehen und einen Krebsbefall dieser Organe oft schon auf den ersten Blick entdecken.
Mit Hilfe eines
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