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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Basketballsaison begann und niemand ihn mehr zu den Spielen mitnahm. Das letzte Mal, dass Weed Gardener aus Trauer geweint hatte, war im August gewesen, als Twister beim Joggen von einem Auto überfahren worden war, dessen Fahrer anschließend Fahrerflucht begangen hatte. Weshalb Weed weinte, war ihm selbst ein Rätsel, außer, dass er sich allein auf einem Friedhof befand und an Twister denken musste, der auf dem Forest-Lawn-Friedhof im Norden der Stadt begraben war. Twister hatte Weeds künstlerische Begabung stets unterstützt. Er hatte über seine wilden Entwürfe und Cartoons gelacht und sie toll gefunden, denn Twister war zwar berühmt und außerdem auch gut in der Schule, doch zeichnen konnte er nicht. Er hatte auch kein Gespür für Farben, weder bei der Einrichtung seines Zimmers noch bei der Wahl seiner Kleidung.
    Immer hatte er Weed gesagt, er sei verdammt noch mal ein Genie. Genau das waren seine Worte gewesen. Weed wollte, dass Twister ihn dafür bewunderte, wie er die Statue bemalt hatte. Er wollte, dass Twister begeistert war. Er wollte, dass Twister Smoke verprügelte oder ihn sogar tötete, damit sich Weed nicht mehr verstecken musste, damit er zurück in seinen Kunstkurs gehen und mit der Band zusammen üben konnte. Tränen rannen über Weeds Gesicht, und er musste schlucken, als er daran denken musste, wie die Leute vom Fernsehen und von der Zeitung Twister einen Tornado auf dem Basketballplatz genannt hatten. Twister war groß wie ein Baum gewesen, hatte gut ausgesehen, Mädchen hatten sich Poster von ihm in ihre Zimmer gehängt. Er hätte ein Model werden können, ein Filmstar, wenn er gewollt hätte.
    Er und Twister hatten niemand, nur einander gehabt. Twister hatte ihn zum Schwimmen im Steinbruch mitgenommen, zur Regency Mall, zu Bullets zum Hamburgeressen und natürlich zu den Spielen, wo er direkt hinter Twister saß, der sich ab und zu zu ihm umdrehte und ihm zublinzelte, vor all den Tausenden von Zuschauern. Weed vermisste Twister so sehr, dass er sich weigerte, zu glauben, dass Twister für immer fort war. »Siehst du das?«, schluchzte Weed als er mit seinem toten großen Bruder sprach. »Siehst du, was ich da gemacht habe? Ich habe richtig hart gearbeitet, alleine in der Dunkelheit. Wie kommt es, dass du nicht mehr hier bist, Twister?« Plötzlich hörte er eine laute Stimme hinter sich. Weed haute es beinahe aus seinen Schuhen. Er schrie auf, seine Augen weit aufgerissen.
    »Keine Bewegung!«, rief Officer Brazil. Brazil war so nahe, er hätte Weed berühren können.
    »Was? Was? Was?«, stammelte Weed.
    »Was tust du hier?« Brazil sprach in dem strengen Ton, den Polizisten anwenden, um den Leuten klarzumachen, dass Recht und Gesetz herrschen.
    »Ich gucke nur«, sagte Weed. »Das ist doch nicht verboten«, sagte er und hoffte, dass das stimmte.
    »Was guckst du denn?«
    »Die Malerei. Ich hab davon gehört«, sagte Weed. »Also bin ich hergekommen, um's mir anzusehen.«
    »Mit wem hast du gesprochen?«
    »Ich habe nicht gesprochen.«
    »Ich habe dich gehört«, sagte Brazil. Weed musste überlegen. Er brauchte eine Zeit dazu. »Ich hab zu Jesus gebetet«, sagte er. »Worum?«
    Brazil versuchte gemein zu sein, aber Weed glaubte nicht, dass er das wirklich war.
    »Für all diese toten Leute«, sagte Weed.
    »Wie bist du hier hergekommen? Bist du zu Fuß unterwegs?« Weed nickte.
    »Hat dich niemand gefahren? Bist du alleine?« Weed schüttelte den Kopf.
    »Nein. Zu welcher Frage?«
    »Dass ich alleine hier bin«, antwortete Weed.
    »Das heißt also, dass du alleine hier bist oder nicht?«
    »Ja.«
    »Ja?« Brazil musste das klarstellen. »Bist du alleine hier?« Weed nickte.
    »Und du bist reingekommen, indem du über den Zaun geklettert bist.«
    »Was?«
    »Ich habe dich gesehen. Du hast dich am Schild der Victory-Teppichreinigung festgehalten und bist rübergeklettert.«
    »Warum machen die auf einem Friedhofszaun Reklame? Wer lässt da wohl seine Teppiche reinigen? Die Toten?« Weed versuchte vom Gespräch abzulenken.
    »Weshalb bist du über den Zaun geklettert?«, fragte ihn Brazil.
    »Das ging schneller.« Weed versuchte sich gelassen zu geben, doch sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
    »Warum bist du nicht in der Schule?«
    »Weil Feiertag ist.«
    »Ach ja?«, fragte Brazil. »Welcher?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass heute kein Feiertag ist«, sagte Brazil.
    »Wie kommt es dann, dass keine Schule ist?«, fragte Weed.
    Brazil fand nicht, dass Weed

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