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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Schutzengel sein. Wie war Ihr Name noch mal?«
    »Die Leute nennen mich Smoke.«
    »Ich hoffe, Sie rauchen nicht. Ich habe selbst mal geraucht. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schwer es war, damit aufzuhören.«
    »Deshalb werde ich nicht so genannt.«
    Miss Sink fuhr rückwärts aus der Parklücke. Das blinde Kameraauge sah nichts.
    »Man nennt mich Smoke, weil ich als Kind das eine oder andere angesteckt habe«, sagte er durch zusammengepresste Zähne. Er griff nach hinten in seinen Hosenbund, zog seine Pistole heraus und rammte sie ihr zwischen die Rippen. »Oh, lieber Gott!«, rief Miss Sink. »Oh, nein!«
    »Fahr zu«, sagte Smoke. »Da lang. Hinten um das Zentrum herum.«
    »Oh, bitte, um Gottes willen«, flehte Miss Sink. »Es ist ein Kind im Wagen. Nehmen Sie, was Sie wollen, und lassen Sie uns allein.«
    »Halt's Maul, du Schachtel!«, sagte er.
    Smoke beobachtete, wie Divinity mit dem versteckten Escort hinter der Bank hervorkam. Sie reihte sich in die dichte Verkehrsschlange ein, die sich Richtung Innenstadt bewegte. Das Licht der frühen Morgensonne blitzte auf den Windschutzscheiben. Plötzlich roch er Exkremente. Er dachte, es wäre das Kind auf dem Rücksitz.
    »Verflucht«, sagte er, als er merkte, dass sein Opfer die Kontrolle über ihren Darm und ihre Blase verloren hatte. »Ich wünschte, du hättest das nicht getan.«
    »Es tut mir Leid. Bitte nicht...«
    »Halt die Fresse, du alte Schachtel. Du fährst jetzt ganz normal. Und wenn du irgendwelche Tricks probierst, werde ich vor deinen Augen das Gehirn deines süßen kleinen Babys über die ganze Rückbank verteilen.«
    »Nehmen Sie, was Sie wollen«, heulte sie, »nur tun Sie ihr nichts. Alles, was Sie wollen. Oh, bitte! Alles.«
    »Halt's Maul!«, fauchte Smoke.
    Miss Sink weinte so sehr, dass ihre Zähne klapperten. Sie fuhren hinter das Einkaufszentrum und hielten, wo der Asphalt endete und der Wald anfing. Smoke holte das Portemonnaie aus ihrer Tasche und nahm sich die frischen Zwanziger, die sie aus dem Automaten gezogen hatte. Dazu noch weitere zwei Dollar und zweiundsechzig Cent sowie einige Münzen und Jetons für Brücken- und Straßenzoll. Ihre Uhr und die Halskette waren die Mühe nicht wert, denn Pfandhäuser waren riskant. Sie stank dermaßen, dass er sich fast übergeben musste. Dann wachte auch noch das Kind auf und begann zu weinen. »Loraine, alles ist in Ordnung, Herzchen. Bitte sei still, Süße. Ich bin Miss Sink, und das ist meine Großnichte Loraine.« Miss Sink wimmerte weiter. »Sie werden uns nichts tun. Um Gottes willen, Sie haben doch auch eine Mutter, eine Großmutter.«
    »HALT'S MAUL! HÖR AUF, MICH ZU NERVEN, DU
    HÄSSLICHE ALTE SCHACHTEL!«
    Smoke drehte das Radio auf volle Lautstärke. Das Kind begann zu brüllen.
    »HALT DEIN DRECKIGES MAUL!«, brüllte Smoke das Baby an.
    »Oh, Gott im Himmel! Bitte tun Sie uns nichts! Lieber Gott! Bedenken Sie, was Sie tun! Sie sehen wie ein tüchtiger junger Mann aus. Sie wollen doch nicht in Schwierigkeiten geraten!«
    »Ich hasse hässliche alte Frauen wie dich. Du hältst also besser dein dreckiges Maul und schätzt dich glücklich, dass ich nicht ganz was anderes mit dir mache. Aber du stinkst dermaßen«, sagte er mit ruhiger, kalter Stimme. »Du beugst dich jetzt vornüber, damit du mich nicht sehen kannst, wenn ich aussteige. Okay?«
    »Okay«, heulte Miss Sink. Sie presste ihr Gesicht gegen das Lenkrad, drückte die Augen zu und bedeckte sie mit ihren Händen. Sie bewegte sich nicht. Sie atmete kaum. Das Radio dröhnte, Smoke wühlte sich durch das Handschuhfach, und das Baby schrie. Er leerte den Inhalt der Handtasche auf den Boden und steckte sich ein Päckchen Kaugummi, einen Nagelclip und eine Flasche verschreibungspflichtigen Hustensaft ein.
    »Vielen Dank, Miss Sink«, sagte er. »Werde erwachsen und ein anständiges Mädchen, Loraine. Ihr vergesst mich nicht, versprochen?« Er lachte.
    Er stopfte sich einen Kaugummi in den Mund und blickte sich um. Es war niemand da.
    »Weißt du, wie ich aussehe, alte Schachtel?«, sagte er. »Ich meine, wirst du mich auf der Straße wiedererkennen?«
    »Nein. Nein. Ich hab Sie nicht gesehen. Bitte«, bettelte Miss Sink.
    »Und wie steht's mit dem hässlichen kleinen Drecksack da hinten in dem kleinen Sitz. Weiß Sie, wie ich aussehe?«
    »Nein! Sie ist doch noch ein Baby. Sie werden uns doch nichts tun!«
    Miss Sink zitterte so stark, als ob sie einen Anfall hätte. »Lass mich überlegen. Was macht man in so einem Fall?«

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