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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Felder aufgeteilt war. Er fotografierte sie von vorne und von der Seite. Er fragte sie nach Alias-Namen. Er sagte: auch bekannt als, für den Fall, dass sie nicht wusste, was Alias-Namen waren. Dann sperrte er sie in eine Wartezelle. Die Zelle war nicht viel größer als ein Schrank, mit einer harten Bank darin zum Sitzen und mit einem quadratischen Guckloch zum Rausschauen. Zum Mittag gab's Jell-O-Kirschgötterspeise, Hüttenkäse und Fischstäbchen.
    Das Büro des Friedensrichters der Stadt Richmond lag im ersten Stock des Police Department, gleich hinter dem Informationsschalter und in unmittelbarer Nähe von der Untersuchungshaft und Sally Port 1. Es war noch nicht ganz vier Uhr nachmittags. Vince Tittle hatte nicht das Gefühl, dass er besonders viel geleistet hatte, weder in seinem Job noch im Leben allgemein. Es war nicht schwer, zurückzublicken und zu erkennen, wo das Glas seinen Sprung bekommen, wo er die Milch hatte anbrennen lassen. Er hatte jemandem einen Gefallen getan und war damit auf die Schnauze gefallen. Er hatte seine Seele für ein Büro verkauft, das nicht besser aussah als eine Autobahn-Mautstelle. Tittle hatte nicht immer so schlecht von sich selbst gedacht. Bis vor vier Jahren hatte er ein erfülltes Leben als Fotograf im Leichenschauhaus genossen. Er war stolz darauf gewesen, immer perfekt proportionierte Bilder herzustellen. Er war ein Zauberer im Umgang mit Licht und Verschlusszeiten. Seine Kunst wurde sogar vor Gericht geschätzt. Staatsanwälte, Rechtsanwälte, Richter und Geschworene besahen seine Werke. Die Chefin der Gerichtsmedizin hatte ihn verehrt, ihre Stellvertreter und die forensischen Wissenschaftler ebenfalls. Verteidiger hatten ihn gehasst. Es war Tittles Liebe zur Gerechtigkeit, die ihn in Schwierigkeiten brachte.
    Sein Abstieg zur Hölle hatte begonnen, nachdem Tittle Mitglied im Gentleman's Bartering Club geworden war, dem Gentleman's Club zum Austausch von Gefälligkeiten. Plötzlich befand er sich unter Hunderten von Leuten, die Wissen, Fertigkeiten und Begabungen besaßen, die er sich nicht immer leisten konnte. Von nun an machte er nebenher Familienporträts, Fotos für Weihnachtskarten, für Kalender, von Schulabschluss-und Debütantenbällen und tauschte sein Können gegen virtuelle Bezahlung abzüglich einer zehnprozentigen Kommission, die an den Club ging.
    In der Realität war es ab diesem Zeitpunkt mit dem Geldausgeben praktisch vorbei. Tittle machte zum Beispiel Hochzeitsfotos und bekam dafür virtuelle tausend Dollar, die er dann virtue ll für die Reparatur seines Daches hätte ausgeben können. Tittle konnte ohne seine Kamera nicht leben. Bald war er ein virtuell wohlhabender Mann. Auf diese Weise machte er auch Bekanntschaft mit dem Bezirksrichter Nicholas Endo. Endo bekriegte sich mit seiner Frau und war dabei zu verlieren.
    Richter Endo war überzeugt, dass seine Frau eine Affäre mit dem Zahnarzt Bull Erhart hatte, und wollte sie auf frischer Tat ertappen. Tittle würde nie vergessen, was Richter Endo eines Abends beim Bourbon im Clubhaus zu ihm sagte. »Vince, theoretisch hast du alles, was ein Mann sich wünschen kann«, sagte der Richter und zahlte fünf virtuelle Dollar für einen echten Drink. »Aber es muss in diesem Club etwas geben, was du nicht kaufen kannst, und ich wette mit dir, dass ich weiß, was es ist.« »Was?«, fragte Tittle.
    »Du liebst das Gericht. Du liebst das Gesetz«, sagte der Richter. »Immer nur Fotos von Leichen zu machen, muss auf die Dauer langweilig sein. Muss es sein. Sollte es schon immer gewesen sein, Vince.«
    Tittle ließ langsam die Eiswürfel in seinem Glas kreisen. Die Wahrheit schmerzte ihn tief.
    »Komm schon. Komm schon.« Der Richter lehnte sich über den Tisch und sagte in einem Ton, dass es Tittle vorkam wie komm, komm, Miez, Miez, Miez: »Ich meine, Vince, wie befriedigend kann es schon sein, eine Leber neben einem Lineal zu fotografieren, ein Gehirn auf einem Schneidebrett, Mageninhalte, kleine Becher mit Urin oder Galle, Bisswunden oder einen Kopf, in dem eine Axt steckt?«
    »Du hast Recht«, murmelte Tittle und winkte der Cocktail-Mixerin Seunghoon zu. »Die Runde geht auf mich.«
    »Was darf's denn sein, Süßer?«, fragte Seunghoon.
    »Noch 'ne Runde. Habt ihr Booker's?«
    »Mist. Fürchte nein, Schätzchen. Aber weißt du was? Ich glaube, Mr. Mack führt welchen in seinem Restaurant. Er hat eine ziemlich gute Bar.«
    »Müssen wir uns auch zulegen.« Richter Endo verkündete sein Urteil: »Der

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