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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Bedrohung. Körperverletzung durch eine Gefangene. Tätliche Beleidigung. Böswillige Körperverletzung. Erschwerte böswillige Körperverletzung.«
    Tittle zerknüllte jedes einzelne Blatt und warf die Bällchen in den Papierkorb.
    »Gebrauch von Schusswaffen, Gebrauch eines Messers zum Zweck der Verstümmelung, Tötungsabsicht. Missachtung einer Anordnung eines Polizeiorgans. Verrat. Verrat?«
    »Die Beschuldigte wehrte sich gegen die Ausübung des Gesetzes im Angesicht der Landesflagge«, trug Rhoad vor. »Ihr Angriff auf mich war Aufruhr gegen den Staat.«
    »Sie brauchen einen Psychiater.«
    »Ich bin ein Bürger dieses Staates, oder nicht?«, argumentierte Rhoad.
    »Warum hat Ihnen diese Frau an die Genitalien gegriffen, Officer Rhoad?« Tittle dachte, er hätte in seinem ganzen Leben noch nie einen solchen Idioten gesehen. »Aus heiterem Himmel? Wurde sie provoziert? War sie eine abgewiesene Geliebte?«
    »Sie hat versucht, mich daran zu hindern, ihr einen Strafzettel an die Windschutzscheibe zu heften«, erklärte Rhoad.
    »Das kauf ich Ihnen nicht ab.«
    »Nun ja«, meinte Rhoad, »ich hatte das vorher schon ein paar Mal gemacht.«
    Brazil war schlau genug, Gouverneur Feuer zu bitten, seine Fahrgäste bereits eine Straße vor dem Police Department abzusetzen, um dadurch eine Situation zu vermeiden, die schwierig, wenn nicht gar unmöglich zu erklären gewesen wäre.
    »Ich werde dich jetzt zur Notaufnahme ins Krankenhaus bringen«, sagte Brazil zu Weed, als sie den Bürgersteig entlangliefen, »und dann werden wir deine Mutter anrufen, damit sie dich abholt. Du wirst ja wohl nicht die ganze Nacht eingesperrt sein wollen.« »Doch, will ich«, sagte Weed.
    Brazil bemerkte, dass Weed sehr erregt war und sich immer wieder umdrehte, als ob er fürchtete, dass ihm jemand folgte.
    »Ich werde aus dir nicht schlau«, sagte Brazil. »Und weißt du, weshalb?« Er öffnete die doppelwandige Glastür am Hintereingang des Police Department. »Weil du mir nicht die Wahrheit sagst. Du verbirgst irgendetwas.«
    Weed konnte darauf nichts sagen. Brazil ließ sich einen Streifenwagen zuteilen und informierte den Funkraum, wo er hinfuhr. In der Notaufnahme des Krankenhauses durfte Weed nicht behandelt werden, solange nicht einer seiner beiden Eltern anwesend war. Weeds Mutter ging nicht ans Telefon und war auch nicht bei der Arbeit, Weeds Vater war irgendwo Gras mähen und rief nicht zurück. Hinzu kam, dass Brazils Funkgerät im Inneren des Krankenhauses nicht funktionierte. Er fühlte sich von der Welt abgeschlossen, war wütend, hilflos und unglücklich.
    Als ihm gar nichts anderes mehr übrig blieb, musste er einen Richter auftreiben, der die Erlaubnis zur Behandlung erteilte. Dies hätte die Angelegenheit erledigt, wenn nicht am Nachmittag ein Unfall mit einem Schulbus dazwischengekommen wäre.
    Weed musste bis elf Uhr nachts vor der Notaufnahme warten, bis endlich eine Krankenschwester seine Wunde säuberte und ein Pflaster darüber klebte.
    »Ich verstehe das einfach nicht«, sagte Brazil zu Weed, als sie ins Police Department zurückfuhren. »Bist du sicher, dass du eine Mutter hast?«
    Die Bemerkung verletzte Weed. Brazil konnte es an seiner Reaktion ablesen.
    »Sie geht nicht immer ans Telefon, besonders wenn sie schläft. Tagsüber schläft sie meistens.«
    »Wieso geht sie denn nicht ans Telefon?«
    »Weil Daddy immer anruft. Er sagt ihr dann immer ganz gemeine Sachen. Ich weiß auch nicht warum. Aber die Nummer braucht er, weil ich ja manchmal bei ihm bin.« Sie parkten auf dem rückwärtigen Stellplatz des Präsidiums, und Brazil brachte Weed hinein. Sie gingen am Informationsschalter vorbei, Weed schien es egal zu sein, wohin er gebracht wurde. Brazils Laune sank noch tiefer.
    »Du weißt irgendetwas«, sagte Brazil. »Irgendwas Wichtiges. Etwas so Wichtiges, dass du Angst hast, richtig Angst.«
    »Ich habe vor gar nichts Angst«, sagte Weed.
    »Wir alle haben Angst vor irgendwas«, antwortete Brazil. Verhaftete in Handschellen auf dem Weg zur Zelle wurden rein-und rausgebracht, einige brummten etwas, einige schwankten, andere taten großspurig. Einige trugen Sonnenbrillen und coole Klamotten, viele waren high oder betrunken. Es roch nach Schweiß, Alkohol und Marihuana. Brazil wandte sich nach rechts, ging durch eine weitere Doppelglastür. Dann öffnete er eine Tür, die in einen düsteren Raum führte. Entlang der einen Wand standen kleine Pulte mit Plastikstühlen davor, auf der anderen Seite waren

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