Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
hässliche, grün gepolsterte Bänke mit unappetitlichen schmierigen Flecken darauf. Brazil ging zu einem Telefon und wählte die Pagernummer des AufnahmeBeamten. Auf einem der Tische stand ein altes Radio. Brazil stellte den Sender 98.1 ein, dann setzte er sich auf ein Pult und sah Weed an.
    »Sprich mit mir«, sagte Brazil.
    »Hab nichts zu sagen.« Weed setzte sich auf eine der Bänke. »Weshalb hast du die Statue angemalt?« »Weil ich Lust hatte.«
    »Hat dir jemand dazu den Auftrag gegeben? Einer der Hechte?«
    »Ich weiß nichts von Hechten.«
    »Blödsinn«, sagte Brazil. »Woher hast du die Tätowierung auf deinem Finger?«
    Der Radiosprecher redete ohne Ende über den Mord beim Geldautomaten. Anfangs nahm Brazil in seiner Müdigkeit und Frustration die Nachricht gar nicht wahr. Doch dann wurde er auf einmal hellhörig.
    »... konnte die Ermordete als die in Church Hill wohnende einundsiebzigjährige Ruby Sink identifiziert werden.«
    »Moment mal!« Brazil drehte das Radio laut. ». vom Geldautomaten abgehoben, wurde daraufhin entführt und in ihrem eigenen Auto erschossen. Eine Bande mit dem Namen Die Hechte hat für die Tat die Verantwortung übernommen. Es handelt sich hierbei um dieselbe Bande, die sich auch zu dem Vandalismus an der Jefferson-Davis-Statue im HollywoodFriedhof bekannt hatte.«
    Brazil war außer sich. Kochend vor Wut lief er auf und ab, die Hände zu Fäusten geballt. Ungläubig und verwirrt versuchte er sich Ruby Sink vorzustellen und sich daran zu erinnern, wann sie zuletzt telefoniert hatten. »Nein!«, schrie er. »Nein!«
    Brazil hämmerte an die Wand, trat nach dem Abfalleimer, der über den Boden schlitterte. Papierfetzen und Fastfoodverpackungen flogen durch die Luft.
    »Wie konnte das nur jemand einer hilflosen alten Frau antun!« Seine letzte Unterhaltung mit ihr kam ihm in den Sinn. Er hörte ihre Stimme. Er hatte die alte Frau dazu benutzt, West eifersüchtig zu machen. Brazil presste die Fäuste so fest zusammen, dass seine Nägel in die Handballen schnitten. Dann packte er Weed bei den Schultern.
    »Du kennst sie! Ich weiß, dass du sie kennst!«, schrie er rasend vor Zorn. »Sie haben gerade jemanden umgebracht, Weed. Jemanden, den ich kannte. Jemanden, der noch nie einem anderen was zu Leide getan hat! Ein menschliches Wesen mit einem Namen und einer Familie. Und diese Leute, die sie geliebt haben, müssen jetzt damit genauso fertig werden wie du mit Twister!«
    Weed starrte ihn schockiert an. »Und du willst diese Monster schützen?«
    Brazil ließ Weed los und wanderte durch den Raum. Er versuchte sich zu beherrschen. Er zitterte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
    »Ich hab versucht, es Ihnen per Computer mitzuteilen«, sagte Weed traurig.
    »Mitzuteilen? Was mitzuteilen?«
    »Die Karte mit den Fischen.« Brazils Gehirn hatte einen Aussetzer.
    »Per AOL. Ein Stadtplan mit Hechten darauf«, erklärte Weed. »Hechte. Wie Fisch?« Brazils Denkvermögen kehrte wieder zurück.
    »Ja. Ich habe im Kunstkurs einen Hecht aus Pappmache gemacht. Ich wollte damit sagen, wo sie sind.«
    »Moment mal.« Brazil nahm sich einen Stuhl und setzte sich. »Die Fische auf der Karte? Wolltest du damit sagen, wo sich die Hechte aufhalten?«
    Weed nickte. »Im Hintergebäude des South Side Motel. Hinter einem großen Waldstück.«
    »Warst du dort?«
    »Ich wollte nicht. Ich schwöre. Aber Smoke hat mich gezwungen. Er hat mich auch geschlagen.« Weed wagte nicht mehr aufzusehen.
    »Wer ist Smoke?«, fragte Brazil.
    »Er hat auch in die Garage eingebrochen und all die Waffen gestohlen. Er hat mich gezwungen mitzukommen, und ich hab ihm die Kissenbezüge aufgehalten. Vermutlich komme ich dafür und für alles andere ins Gefängnis, und es macht mir nichts aus, denn wenn ich auf die Straße gehe, Officer Brazil, wird Smoke mich töten. Ich weiß es. Er sucht nach mir. Jetzt. Deshalb hab ich auch gesagt, dass Sie mich einsperren sollen.«
    »Kennst du Smokes richtigen Namen?«
    »Er heißt einfach Smoke. Hab nie einen anderen Namen gehört.«
    »Er geht mit dir in die Schule?«
    »Ja.«
    »Und du kennst seinen richtigen Namen nicht?«
    »Er ist in der Oberstufe. Ich kenne keine Schüler aus der Oberstufe außer die vom Kunstkurs, und Smoke war nicht bei mir im Kunstkurs. Auch in der Band nicht.«
    »Hat er viel Ärger in der Schule?«, fragte Brazil.
    »Ich habe ihn noch nicht mal bemerkt, bis er eines Tages auf mich zukam. Das war nach der Schule im Bandraum. Er fragte mich, ob ich nicht mit

Weitere Kostenlose Bücher