Kreuz des Südens
huldvoll und unerschüttert, wie auch seine Frau, denn sie waren an diesen Mist gewöhnt. Roop hörte, wie die Kollegen durcheinander schrien: Herr Gouverneur dies, Herr Gouverneur das, und war froh, dass der Gouverneur keinen Kommentar abgab. Wie zufällig schlenderte Roop hinüber zu Jed, dem Fahrer des Gouverneurs.
»Ich will ihn nicht belästigen«, sagte Roop. »Irgendwie tut er mir Leid, dass ihm alle immer so hinterherrennen. Er kann noch nicht mal in Ruhe zu Abend essen, ohne dass ihn alle Welt belagert.«
»Ich wünschte, andere würden das auch so sehen«, sagte Jed. »Wie zum Teufel parken Sie diesen Schlitten eigentlich?«, fragte Roop und besah sich eingehend jedes Detail der glänzend schwarzen Lincoln-Stretch-Limousine. Jed lachte, als ob das nichts wäre.
»Also ehrlich«, fuhr Roop fort, während der Gouverneur und seine Frau flott zum Auto eskortiert wurden, »und als Chauffeur arbeiten könnte ich schon gar nicht. Ich verfahr mich dauernd. Können Sie sich vorstellen, wie schwer es ist, einen Tatort zu finden, wenn man nicht weiß, wo man ist?« Roop hatte über Jed, den alle so nannten, außer dem Gouverneur, in Erfahrung gebracht, dass er ein Orientierungsproblem hatte, das dieser aber abstritt.
»Das meinen Sie nicht im Ernst?«, sagte Jed und öffnete der First Family den Schlag. Die beiden stiegen ein. »Guten Abend, Gouverneur, guten Abend, Mrs. Feuer«, sagte Roop freundlich und beugte sich hinunter. »Das wünsche ich Ihnen«, antwortete der Gouverneur, der ein sehr liebenswürdiger Mann war, wenn man ihn denn mal zu fassen bekam.
»Wir sind uns auf der Pressekonferenz begegnet«, sagte Roop.
»Ach ja?«
»Ja, Herr Gouverneur. Sie waren großartig. Gott sei Dank macht sich jemand stark für die Tabakindustrie«, sagte Roop überschwänglich.
»Nur gesunder Menschenverstand«, sagte Feuer. »Persönlich rauche ich ja nicht. Aber ich denke, es ist jedermanns Entscheidung. Niemand zwingt einen dazu, und Arbeitslosigkeit und Schwarzmarkt-Zigaretten sind nun mal keine fröhlichen Aussichten.«
»Als Nächstes wäre dann der Alkohol dran«, sagte Roop zu Recht entrüstet.
»Nicht, solange ich was zu sagen habe.«
»Überall werden Rauchhöhlen entstehen, wie früher die schwarzen Destillen. Smokes statt Stills, Herr Gouverneur.« Roop kam auf sein Thema zurück, von dem er glaubte, er würde einst den Pulitzer-Preis dafür bekommen. »Smokes statt Stills. Das gefällt mir«, sagte Feuer. »Ich auch«, sagte die First Lady.
»Smokes.« Gouverneur Feuer setzte ein schiefes Lächeln auf. »Als ob das ATF nicht schon genug zu tun hätte. Ach übrigens«, sagte er zu Roop, »ich glaube nicht, dass wir uns schon mal begegnet sind.«
Das kleine Haus um die Ecke vom Henrico-Doctor-Krankenhaus war aus Ziegelsteinen gebaut, hatte frisch gestrichene blaue Fensterläden und einen gepflegten kleinen Vorgarten.
Die Auffahrt war mit Kies bedeckt. Es stand kein Auto darin.
Brazil fuhr hinein, kleine Steinchen spritzten unter den BMW.
Er überlegte sich, was er jetzt tun sollte.
»Wann kommt deine Mutter nach Hause?«, fragte er Weed.
»Sie ist zu Hause.« Weed war nun etwas wacher.
»Hat sie kein Auto?«
»Doch.«
»Es steht keines da«, sagte Brazil. »Es sieht mir nicht danach aus, als ob sie zu Hause wäre.«
»Oh.« Weed richtete sich in seinem Sitz auf und starrte durch die Windschutzscheibe, seine Hand am Türgriff. »Ich will ins Bett. Ich bin müde. Lassen Sie mich einfach nur aussteigen, okay?«
»Weed, wo arbeitet deine Mutter?«, fragte Brazil.
Auch er wollte nach Hause und den Tag beenden, aber er fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, diesen verschlossenen Jungen allein zu lassen.
»Sie arbeitet im Krankenhaus«, sagte Weed und öffnete die Tür.
»Im Operationssaal.«
»Ist sie eine Krankenschwester?«
»Ich glaube nicht. Aber sie könnte gegen Mitternacht zu Hause sein.« »Könnte?«
»Manchmal kommt sie später. Sie arbeitet wirklich hart, denn was sie verdient, ist alles, was wir haben. Mein Vater ist ein Spieler, er hat uns ziemlich tief in Schulden gestürzt. Ich will ins Bett. Danke fürs Mitnehmen. Ich hab noch nie in einem so schönen Auto gesessen.«
Sobald Weed die Haustür hinter sich zugemacht hatte, fuhr Officer Brazil davon. Weed sah sich im leeren Wohnzimmer um, wünschte, seine Mutter wäre da, und war doch froh, dass sie nicht zu Hause war. Es stand noch ein Rest Hackfleischbraten und Aufschnitt da, und Weed fragte sich, ob Essen seinen Zustand
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