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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Dunkelheit.
    »Lassen Sie mich in Ruhe!«, schrie er, als Brazil ihn am Sweatshirt packte. »Ich habe nichts gemacht.«
    »Nun mal mit der Ruhe«, sagte Brazil. »Beruhig dich. Warte mal, ich habe dich schon mal gesehen. Du bist doch der Junge von der Godwin, der Künstler. Irgend so 'n ausgefallener Name. Wie war er gleich...? Week? Wheez?«
    »Ich sag Ihnen gar nichts.« Der Junge atmete schwer, Schweiß glänzte auf seinem Gesicht, tropfte von seinem Kinn auf den Boden.
    Brazil sah sich um, wunderte sich, lauschte. Er sah niemanden sonst, hörte keine Alarmsirene, die Straße war dunkel, die Nacht war ruhig.
    »Weed«, erinnerte er sich plötzlich. »Genau.« »Stimmt nicht«, sagte Weed.
    »Doch, das ist der Name. Ich erinnere mich genau. Ich bin Andy Brazil.«
    »Sie sind doch der Cop, der in der Schule war«, sagte Weed vorwurfsvoll.
    »Irgendwas nicht in Ordnung damit?«, fragte Brazil.
    »Wie kommt es, dass Sie hier draußen mit einem BMW rumkurven?«, wollte Weed wissen.
    »Eine bessere Frage wäre: Wie kommt es, dass du betrunken bist und rennst wie ein Irrer?«
    Weed sah hinauf in den Himmel, wo der Mond hätte stehen müssen, wenn es nicht bewölkt gewesen wäre. »Ich bring dich heim«, sagte Brazil.
    »Sie können mich nicht zwingen«, sagte Weed trotzig mit verschwommener Sprache.
    »Natürlich kann ich das.« Brazil lachte. »Du bist betrunken in der Öffentlichkeit. Du bist minderjährig. Du kommst entweder mit in die Stadt, oder ich bringe dich nach Hause. Wenn ich du wäre, würde ich Letzteres vorziehen, Aspirin nehmen und ins Bett gehen.«
    Weed dachte nach. Ein Lastwagen fuhr vorbei, dann ein Kombi. Weed dachte immer noch nach, wischte sich das Gesicht an seinem Ärmel ab. Dann kam ein VW Golf, dann ein Jeep, der Brazil an die ABABs erinnerte. Brazil zuckte mit den Schultern und ging zu seinem Auto. Er öffnete die Tür. »Ich werde jetzt einen Streifenwagen rufen«, sagte er. »Ich transportiere keine Gefangenen im meinem Privatwagen.«
    »Sie sagten, Sie würden mich damit nach Hause fahren«, entgegnete Weed. »Jetzt sagen Sie, dass nicht.«
    »Ich sagte, ich chauffiere dich damit nicht zur Polizei.« Brazil schlug die Tür zu. Weed riss die Beifahrertür auf und glitt auf den Ledersitz. Er zog sich den Sicherheitsgurt über die Schulter und sagte kein Wort mehr. Brazil setzte zurück auf West Cary und fuhr los.
    »Wie ist dein richtiger Name?«, fragte Brazil.
    »Weed.«
    »Wie kommt man nur zu so 'nem Namen, ha?« »Weiß nicht.« Weed starrte auf seine aufgebundenen Turnschuhe. »Klar weißt du das.«
    »Mein Vater arbeitet für die Stadtverwaltung.« »Und?«, ermunterte ihn Brazil.
    »Grasmähen und so'n Zeug. Unkrautjäten. Er nannte mich Weed, weil er sagte, ich würde genauso werden wie Unkraut.« Sofort fühlte er sich nichtswürdig und hatte Panik. Es war offensichtlich, dass er kein Unkraut geworden war, und er hatte dem Cop viel zu viel erzählt. Er beobachtete, wie der Cop das Wort Weed auf einen Zettel kritzelte. Scheiße! Wenn der Cop herausbekommen würde, dass er ein Hecht war, würde er sterben. Dafür würde Smoke sorgen.
    »Und dein Familienname?«, fragte Brazil als nächstes. »Jones«, log Weed. Brazil kritzelte. »Was bedeutet die Fünf?« »Was?«
    »Die Fünf, die auf deinem Finger tätowiert ist.« Angst wich Entsetzen. Weeds Gehirn war leer. »Ich hab keine Tätowierung«, sagte er stur. »Nein? Und was sehe ich da?«
    Weed untersuchte erst die eine Hand, dann die andere, als ob er sie bis jetzt noch so nie richtig angesehen hätte. Er starrte auf die 5 und rubbelte mit seinem Daumen dran herum. »Ach, wissen Sie, das bedeutet nichts«, sagte er. »Hab ich nur so gemacht.«
    »Aber warum die Zahl fünf?« Brazil gab nicht auf. »Du musst dir doch was dabei gedacht haben.«
    Weed begann zu zittern. Wenn der Cop herausfand, dass die Fünf Weeds Sklavennummer war, könnte vielleicht eins zum anderen führen.
    »Das ist meine Glückszahl«, sagte Weed und fühlte, wie ihm unter dem Chicago-Bulls-Sweatshirt der Schweiß aus seinen Achselhöhlen die Seiten runterlief.
    Brazil spielte am CD-Player, sprang von Mike and the Mechanics zu Elton John und entschied sich dann für Enya.
    »Mann, wie kann man nur so was hören?«, fragte Weed schließlich.
    »Was dagegen?«
    »Da ist nix hinter. Weder 'n gutes Schlagzeug noch 'n gutes Becken oder 'n Text, der irgendwas bedeutet.«
    »Vielleicht hat der Text ja eine Bedeutung für mich«, antwortete Brazil. »Und vielleicht mag

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