Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Überstunden gemacht hatte, als sie ihm den Kasten letztes Weihnachten schenkte. Er hatte fast achtzig Dollar gekostet, inklusive der acht Tuben Ölfarbe, vier Pinsel und einem »So fange ich an«-Video, das er sich mit Mrs. Grannis' Erlaubnis in der Schule hatte ansehen dürfen. Er besaß keinen Videorecorder.
    Weed schraubte die Kappen von Saftgrün, Kadmiumgelb und Karminrot ab. Er schaute sich seinen Demo-College-Farbkasten an und überlegte, wie lange Ölfarben brauchten, um zu trocknen und wie viel Arbeit er damit hätte, sie wieder abzukriegen. Er wollte nicht nach Terpentin riechen. Da waren noch die Tuben mit Apple-Barrel-Acryl-Lackglanzfarben. Er hatte sechsundvierzig Stück davon zur Auswahl, doch um einen wirklich guten Effekt zu erzielen, musste er die Statue zuerst abschmirgeln und dann zweimal grundieren. Das würde ewig dauern, und in Wahrheit war es das Letzte, was Weed einer Statue antun wollte. Dafür würde ihn, wenn schon kein anderer, der liebe Gott bestrafen. Die Statue einer Berühmtheit zu beschädigen, wäre genauso schlimm, wie Graffitis an eine Kirche zu sprühen oder Maria einen Schnurrbart anzumalen.
    Plötzlich hatte Weed einen gewagten Plan. Vielleicht konnte er Plakatfarben benutzen. Er hatte ganze Tüten voll davon. Sie waren billig und machten keine Sauerei. Man konnte sie sogar mit Wasser und Seife abwaschen, das könnte Smoke allerdings nicht ahnen, wenn Weed gerade malte.
    Weed hatte noch nie mit Tempera-Wasserfarben auf Metall gemalt und versuchte es mit ein bisschen Grün auf seinem Drahtpapierkorb im Zimmer. Er war richtig aufgeregt, als er sah, dass sich die Farbe gut auftragen ließ und hielt. Er suchte alle Farbtöpfe zusammen, die er hatte, und stopfte sie in seinen Rucksack und in eine Supermarkttüte. Dann wühlte er in seiner Kiste mit den tadellos sauberen Pinseln und nahm zwei dünne für die feinen Linien und zwei breite für die großen Flächen heraus. Außerdem steckte er noch einen Rundpinsel, Größe 14, ein. Man konnte ja nie wissen.

15
    Das New Yorker Police Department war normalerweise nicht Artis Roops Kragenweite. Er hatte es erst bei der Auskunft versucht, war dann vom Bezirk Innenstadt Nord zur Notrufnummer »Vergewaltigung«, dann zur Crack-Hotline, dann zur Kfz-Verwahrstelle verbunden worden und landete schließlich bei einem Beamten in Queens, der ihm die Telefonnummer der Funkzentrale gab. Von dort aus schaffte es Roop, indem er log, einen gewissen Sergeant Mazzonelli zu überreden, mit ihm zu sprechen. »Ja, ich weiß, was COMSTAT ist. Wer, glauben Sie, hat damit angefangen?«, sagte Mazzonelli.
    »Natürlich weiß ich, dass das ihr da oben wart«, sagte Roop. Er saß an seinem überquellenden Schreibtisch in der Nachrichtenredaktion der Richmond Times Dispatch.
    »Da haben Sie verdammt Recht, das waren wir.«
    »Wir haben da leider ein Problem im Kartenzentrum«, sagte Roop.
    »Welches Kartenzentrum? Ich habe noch nie was von einem Kartenzentrum gehört.«
    »Na ja, das im NIJ.«
    »In New Jersey?«
    »NIJ. Nicht NJ«, verbesserte Roop Mazzonelli. »Also, von wo aus rufen Sie denn eigentlich an?«, fragte Mazzonelli.
    Er legte die Hand über die Muschel. »Ja, Landsberger? Du gehst zum Chinesen?« »Wer will das wissen?« »Deine Mutter.«
    »Ach nee. Was soll ich ihr mitbringen? Fisch?« Roop wurde hellhörig.
    »He, ich finde das nicht komisch«, rief einer der anderen Polizisten.
    »Pizza Stromboli. Mit extra Zwiebeln. Wie gewöhnlich«, sagte Mazzonelli.
    Er nahm die Hand wieder von der Muschel. »So, da bin ich wieder. Was haben Sie gesagt?«, fragte er Roop.
    »Wir haben da leider ein Problem mit dem COMSTAT-Netzwerk.«
    »Wer ist wir?«
    »Hören Sie, dies ist Washington. Wir haben ein Problem.« Roop sagte das, wie er es aus dem Kino kannte. »Das System wurde möglicherweise von einem Virus befallen, und wir möchten wissen, wo er überall noch zugeschlagen hat.«
    Stille.
    »Er könnte in Form von Fischen auftreten«, fügte Roop hinzu.
    »Scheiße«, sagte Mazzonelli knapp. »Hat's euch in Washington also auch erwischt? Die verdammten kleinen blauen Fische, die in 219 rumschwimmen. Wo auch immer zum Teufel das ist.«
    »In Richmond, Virginia«, informierte ihn Roop. »Wir glauben, dass dort das Schlupfloch ist, durch das der Virus reingekommen ist. Der Ursprung sozusagen.«
    »Richmond?«
    »Das nehmen wir an, Sergeant. Es ist schlimmer, als ich befürchtet habe. Wenn Ihr COMSTAT-
    Telekommunikationssystem jetzt auch noch blockiert«,

Weitere Kostenlose Bücher