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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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aussteigst, bekomme ich sie. Wenn wir beide aussteigen, bekommt niemand was«, folgerte Bubba.
    »Du hast es kapiert, alter Kumpel. Die Jagdzeit beträgt einhundertzwanzig Minuten, fünf Minuten Pause zwischen jedem Abschnitt, reguläre Wettbewerbsregeln.«
    Als Fleck den Wagen auf einem Lehmweg abstellte und ausstieg, hatte Bubba keine Ahnung, wo sie waren. Fleck ließ die Scheinwerfer eingeschaltet, damit sie etwas sehen konnten. Sie setzten sich auf die Heckklappe und zogen sich ihre Stiefel und Mäntel an.
    »Hab meinen Hirschfänger im Rucksack vergessen«, murmelte Bubba.
    Er kletterte auf den Beifahrersitz und holte, unbemerkt von Fleck, aus dem Rucksack die Perlen an den schwarzen Schnüren heraus. Er stopfte sie in seine Tasche. Dann griff er nach seinem Colt Anaconda .44. Es war nicht die Waffe seiner Wahl für diesen Abend, doch Bubba hatte keine andere mehr. Die anderen waren ihm gestohlen worden. Er steckte den riesigen Revolver in ein Holster an seinem Nylongürtel und versteckte alles unter den Schößen seines langen Mantels. »Sind wir soweit?«, fragte Fleck. »Kann losgehn«, antwortete Bubba tapfer. Sie ließen ihre Hunde aus den Käfigen, und beide fingen sofort an zu bellen, zu winseln und mit dem Schwanz zu wedeln. Bubba und Fleck banden sie an feste Leinen an. »Gutes Mädchen«, sagte Bubba und kraulte Half Shell hinter ihren langen, seidigen Ohren.
    Bubba liebte seine Hündin, trotz ihrer Defizite. Sie sah aus wie ein langbeiniger, glatter Beagle mit einem überraschend weichen Fell. Sie liebte es, Bubba die Hände und das Gesicht zu lecken. Bubba ließ sie nur widerwillig los in diesem Wald. Wenn sie von einer Schlange gebissen oder von einem Waschbären verletzt würde, würde es Bubba das Herz brechen. Fleck holte die Stoppuhr heraus. Bubba tätschelte Half Shell und ermutigte sie, dieses Mal einen Waschbären aufzuspüren. »Such!«, befahl Fleck, bevor Bubba überhaupt fertig war.
    Weed rannte durch die Dunkelheit die Cumberland Street entlang, bis er zu der Stelle kam, wo die Cherry Street über die I-95 führte. Die Grünstreifen zu beiden Seiten waren dicht mit Bäumen und Gebüsch bewachsen und zur Straße hin mit Maschendrahtzaun abgegrenzt.
    Er überquerte ein Rasenstück und schaute, als er den Zaun erreichte, verstohlen nach links und rechts. Hindurchsehen konnte er nicht, denn die Blätter standen zu dicht. Außerdem war ihm fast egal, was sich auf der anderen Seite befand. Sollte er doch fünf Meter tief mitten in den Verkehr stürzen. Was blieb ihm schon übrig, außer von Smoke gefunden zu werden? Weed kletterte auf den Zaun hinauf, schob die Zweige vor seinem Gesicht weg und kletterte auf der anderen Seite wieder runter. Als seine Füße den Boden berührten, hielt er den Atem an und kroch blind durch das hohe Gras und die Büsche und hielt sich den Arm vor das Gesicht, um die Augen zu schützen. Endlich kam er bei einer Lichtung an, auf der er ein kleines Zeltlager ausmachen konnte und eine Gestalt, die in der Mitte saß, die Glut einer Zigarette leuchtete auf. Weeds Herz schlug heftig.
    »Wer ist da?«, ertönte eine unfreundliche Stimme. »Versuch's erst gar nicht, ch kann durch die Dunkelheit sehen. Und ich weiß, dass du klein und schwach bist und keine Waffe trägst.« Weed wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte nirgendwohin laufen, außer er versuchte es wieder über den Zaun oder er sprang von der Mauer und landete auf der Schnellstraße. »Was ist los, hat die Katze deine Zunge gefressen?«, fragte der Mann.
    »Nein, Sir«, antwortete Weed höflich. »Ich wusste nicht, dass da jemand ist. Ich verzieh mich wieder.«
    »Du weißt nicht, wo du hin sollst. Deshalb bist du hier, stimmt's?«
    »Ja, Sir.«
    »Hör auf mit dem Ja-Ä'r -Scheiß. Ich heiße Pigeon.«
    »Das ist aber nicht dein richtiger Name.« Weed wagte, ein wenig näher zu treten.
    »An meinen richtigen Namen kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Wie kommt es, dass du Pigeon heißt?«
    »Weil ich sie fresse, die Tauben dieser Stadt, die Schweine der Lüfte. Das heißt, wenn ich das Glück habe, eine zu fangen.« Weed drehte sich der Magen um.
    »Wie heißt du, und warum kommst du nicht ein bisschen näher, damit ich dich besser sehen kann.«
    »Weed.«
    »Das ist aber nicht dein richtiger Name«, äffte Pigeon ihn nach.
    »Doch, das ist er wohl.«
    Weed war hungrig und durstig, und der ständige Lärm der Schnellstraße machte ihm Angst. Es war kühl geworden in der Nacht, und er fror in seiner

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