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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Baggy-Jeans und dem Bulls-Sweatshirt. Pigeon zündete sich noch eine Zigarette an, und Weed konnte beim Aufflackern der Flamme einen Blick auf Pigeons Gesicht werfen.
    »Du bist ziemlich alt«, sagte Weed.
    »Älter als du, da kannst du Gift drauf nehmen.« Er inhalierte tief und hielt den Rauch in seinen Lungen. Weed trat etwas näher. Pigeon roch, als ob er bei lebendigem Leib verfaulen würde.
    »Wenn du lang genug im Dunkeln bist, fangen deine Augen wieder an zu sehen. Hast du's bemerkt? Ich denke, dass all die Lichter von den Autos unter uns damit was zu tun haben«, sagte Pigeon. »Du siehst aus, als ob du nicht viel älter als zehn wärst.«
    »Vierzehn«, sagte Weed empört.
    Pigeon kramte in einer Mülltüte und zog ein halb aufgegessenes Sandwich hervor. Weed kam fast um vor Hunger, aber irgendwie wurde ihm auch schlecht. Pigeon kramte wieder in der Tüte und zog nun eine halb ausgetrunkene Zweiliterflasche Pepsi heraus. Er flippte die Zigarettenkippe in die Nacht. »Willst du mal?«, fragte Pigeon.
    »Ich esse und trinke nichts, was aus der Mülltonne kommt«, sagte Weed.
    »Woher weißt du, dass das aus der Mülltonne kommt?«
    »Weil ich gesehen habe, wie Leute wie du in Mülltonnen wühlen. Ziehn mit'm Einkaufswagen rum und wohnen nirgendwo.«
    »Ich wohne hier«, sagte Pigeon. »Das ist doch wo, oder nicht? Beweg deinen Arsch rüber. Ich zeig dir was.« Als Weed zur Decke ging, auf der Pigeon saß, versuchte er seinen Geruchssinn auszuschalten. Pigeon langte in die Tasche seiner Parkajacke und zeigte Weed ein kleines Päckchen mit irgendetwas drin.
    »Erdnussbutterkekse«, versicherte Pigeon in seiner rauen, kratzigen Stimme. »Kommen nicht aus dem Müll, sondern aus der Suppenküche in der Stadt.«
    »Schwörst du's?«, fragte Weed, und sein Magen bat ihn auf Knien, das zu glauben. Pigeon nickte.
    »Ich hab noch eine Flasche Wasser, die noch niemals geöffnet wurde. Auch aus der Suppenküche. Ich denk doch, dass ich die mit einem kleinen verlorenen Jungen teilen kann.«
    »Bin nicht verloren«, sagte Weed.
    Bubba hingegen schon. In dem Augenblick, da die Hunde von der Leine waren, war Half Shell durch den Wald davon gestürzt, Fleck und Tree Buster waren in die andere Richtung gegangen. Gute zehn Minuten lang wühlten sich die Hunde durch das Unterholz, als Half Shell dreimal bellte. »HALF SHELL, FASS!«, brüllte Bubba.
    Das knackende Geräusch in Flecks Richtung verstummte. Bubba rannte, so schnell er konnte, brach dabei immer wieder Äste ab, damit er den Weg zurück finden würde, stieg über Baumstämme, watete durch Bäche, die Stirnlampe, die er sich um den Kopf geschnallt hatte, leuchtete ihm den Weg. Er stampfte und sprang umher und hoffte, dass, wenn eine Schlange in der Nähe wäre, sie es sich zweimal überlegen würde, näher zu kommen, bei all dem Lärm. Bubbas Herz pumpte, und er rang nach Luft, während er den Geräuschen seines Hundes folgte.
    Als Bubba näher kam, sah er, dass sich Half Shell mit den Vorderpfoten gegen den Stamm einer alten Pinie stützte, sie bellte und jaulte, der Schwanz ging hin und her. Bubba zweifelte keinen Augenblick daran, dass Half Shell entweder eine Spur rückwärts verfolgt hatte, dahin, wo der Waschbär einmal gewesen war, anstatt in die Richtung, wohin er gegangen war, oder Half Shell hatte wieder mal einen Baum gefunden, in dem genauso wenig Waschbär war wie Zuckerrohr in einem Eisberg. Bubba leuchtete mit seiner wasserfesten Supertaschenlampe in die Zweige, schwenkte den Strahl von oben nach unten und war enttäuscht, aber nicht überrascht.
    Er holte zwei mit Leuchtfarbe bemalte Perlen am schwarzen Faden aus der Tasche, wirbelte sie über seinem Kopf, schleuderte sie so hoch er konnte und war erleichtert, als sie auf halber Höhe in der Pinie hängen blieben. Er leuchtete mit seiner Lampe hoch, und sie glühten gelb, zwei perfekte Waschbärenaugen. Bubbas Herz schwoll vor Euphorie. Half Shell fuhr fort, ins Nichts zu bellen. Da kam auch schon Tree Buster angeschossen, Fleck folgte kurz darauf. »STELL IHN, HALF SHELL!«, schrie Bubba. »Kann nicht sein«, sagte Fleck. Er schwitzte und versuchte, zu Atem zu kommen. »Dann sieh selbst nach.«
    Bubba leuchtete mit der Lampe auf die hellen gelben Augen hoch oben in den Zweigen.
    »Wenn da oben ein Waschbär ist, wie kommt es dann, dass Tree Buster einfach nur dasitzt und nicht versucht, ihn auch zu stellen?«, höhnte Fleck, als Tree Buster nur hechelte und starrte. »Das ist dein Problem, alter

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