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Kreuzberg

Kreuzberg

Titel: Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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bis zum Hals. Wo hatte sie nur die Karte von dem
Hauptkommissar hingetan, diesem Herrn Knoop?
    Wenn er
wieder auftaucht, rufen Sie sofort an, hatte der verlangt, und nun war der Kerl
da und die Scheißvisitenkarte weg!
    Sie fand
sie schließlich an den kleinen indischen Spiegel geklemmt, direkt über dem
Telefon, und wählte hastig die Nummer. Das Rufzeichen ertönte, einmal, zweimal,
und noch einmal – verdammt, geht doch endlich ran!
    »Inspektion
M1, Kampeter, guten Abend.«
    »Ich wollte
eigentlich Herrn Knoop sprechen«, flüsterte sie, damit der Kerl draußen sie
nicht hörte, »es ist dringend.«
    »Bitte? Ich
habe nicht verstanden. Können Sie etwas lauter sprechen, bitte?«
    »Knoop! Der
Hauptkommissar bei Ihnen.«
    »Ah, ja.
Knoop sagen Sie? Warten Sie, Sie sind hier an der Pforte gelandet. Ich kann Sie
verbinden, oder soll ich Ihnen die Durchwahl geben?«
    »Die hab
ich doch schon gewählt.« Ankes Stimme zitterte vor Aufregung.
    »Das kann
sein«, pflichtete Kampeter bei. »Wenn oben keiner rangeht, landen Sie
irgendwann hier unten. Und ich glaube, ich hab die Kommissare vorhin auch
rausgehen sehen. Schien ziemlich eilig zu sein. Warten Sie mal!«
    Oh Gott! Er
geht weg, dachte Anke mit zunehmender Verzweiflung, was macht der denn? Sucht
er jetzt endlos den Kommissar, oder was?«
    »Hören Sie,
die sind im Einsatz«, meldete sich Kampeter nach einer Weile wieder, »das hab
ich mir schon gedacht, so wie die vorhin gerannt sind. Soll ich was ausrichten,
wenn sie zurückkommen? Notfalls kann ich die auch anpiepen!«
    »Das ist
ein Notfall!« Jetzt klang sie wirklich hysterisch. Sie war kurz davor,
draufloszuschreien: Polizei! Hilfe! Der Golgatha-Täter ist hier …
    … doch
der trat plötzlich ins Büro. Jetzt war er ihr doch gefolgt. Lächelnd zog er
sich das Oberhemd aus, und sie war am Telefon und brachte kein Wort mehr über
die Lippen.
    »Sind Sie
noch dran?«, knarzte Kampeter an ihrem Ohr. »Ich höre Sie nicht mehr.«
    Reiß dich
zusammen, beschwor sie sich, sei professionell: Lass dir nichts anmerken und
teile die Botschaft trotzdem mit. Sei clever! – Aber wie?
    »Das tut
mir leid, Frau Engel«, sagte Anke so gelassen und freundlich wie möglich in den
Hörer. »Das Padma-Aruna-Institut hat schon geschlossen.«
    »Was«,
krähte Kampeter verständnislos. »Reden Sie gerade mit jemand anderem?«
    »Aber nein,
Frau Engel.« Anke machte unverdrossen weiter. »Sie können jetzt nicht ins
Padma-Aruna-Institut kommen.«
    Verstehe
die Botschaft, beschwor sie den Portier am anderen Ende der Leitung gedanklich,
horche auf die Schwingungen in deinem Prana, es ist dringend.
    »Rufen Sie
einfach noch mal an, Frau Engel. Ja, Frau Engel. Wiederhören, Frau Engel.« Dann
legte sie auf und sah ihn entschuldigend an.
    »Das war
Frau Engel«, log sie drauflos. »Die wollte noch einen Termin, aber …«
    »Ich hab’s
gehört«, erwiderte der Mann ruhig und lächelte, bevor er mit einer kurzen, aber
sehr kräftigen Bewegung das Telefonkabel aus der Wand riss.
    Anke
starrte ihn hilflos an.
    »Es ist
alles gut.« Er lächelte noch immer. »Jetzt wird uns niemand mehr stören, Süße.«

46    MIT GEZÜCKTEN
WAFFEN stürmen wir im
Hinterhaus die Treppen zu Lothar Reinickes Wohnung hoch und stoppen an der Tür.
    »Gibt’s
hier noch einen Hinterausgang?«, keucht Hünerbein.
    »Eher
nicht.« Ich schüttele den Kopf. »Auf drei?«
    »Auf drei«,
nickt Hünerbein.
    Wir
entsichern die Heckler-&-Koch-Dienstpistolen und zählen ab.
    Eins –
zwo …
    Bei drei
werfen wir uns gemeinsam gegen die Tür. Die gibt sofort nach, aber trotzdem
kommen wir nicht in die Wohnung, weil wir im Türrahmen feststecken. Der ist
einfach zu schmal für uns zwei. Vor allem, weil Hünerbein so fett ist.
    Wir gehen
also nacheinander in die Wohnung und stoßen hinter hervorgehaltenen Waffen alle
Türen auf.
    Küche –
ist leer! Klo – ist auch leer. Und das Wohnzimmer ebenfalls. Mist!
    Wir sichern
unsere Waffen wieder und stecken sie zurück in die Holster. Der Kerl ist uns
entwischt.
    Hünerbein
schnappt sich von den fetten Telefonbüchern auf dem Fensterbrett das
Branchenbuch und sucht, heute schon zum zweiten Mal, die Telefonnummer von
Sylvie de Groots ›Het Paradijs Reizen‹ raus.
    Aber im
Reisebüro geht niemand mehr ran. Verärgert wirft Hünerbein den Hörer wieder auf
die Gabel.
    »Ist schon
geschlossen, Geschäftszeiten von acht bis achtzehn Uhr.« Er sieht auf die Uhr.
»Und jetzt ist’s gleich sieben.«
    Er nimmt
sich

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