Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzberg

Kreuzberg

Titel: Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
Vom Netzwerk:
wird nachhaltige Konsequenzen für Sie haben.«
    »Schon
möglich«, erwidere ich. Ich bin nicht halb so gelassen wie er und laufe unruhig
auf und ab. »Sie sind Anwalt, Sie kennen Ihre Rechte. Es steht Ihnen frei, sich
jederzeit zu beschweren –«
    Der kleine
Wandapparat unterbricht mich mit seinem elektronischen Klingelton. Hoffentlich
wurde die Browning endlich gefunden.
    »Ja, Knoop
hier?«
    Aber es ist
nur Inga Lenz. »’tschuldigung, wenn ich in die Vernehmung platze. Aber ich
warte immer noch auf die Stimmenanalyse.«
    »Die hat
sich doch der Schmittke heute Morgen abgeholt.«
    »Und warum
finde ich die dann nicht?«
    Gott,
klingt die schon wieder genervt.
    »Keine
Ahnung«, antworte ich. »Fragen Sie ihn doch mal.«
    »Schmittke
ist in diesem Padma-Aruna-Institut«, antwortet Inga Lenz. »Er interviewt gerade
die Yoga-Tussi.«
    »Dann wird
er die Analyse noch in seinem Sakko haben«, erkläre ich ihr. »Da hat er sie
nämlich heute Morgen reingesteckt.«
    »Na,
hoffentlich.« Sie legt auf.
    Zicke,
denke ich und hänge den Hörer wieder ein. Naumann beobachtet mich nachdenklich.
Sicher versucht er herauszufinden, ob der Anruf ihn betraf. Ich tue so, als
hätte ich eine höchst wichtige, für seine Verteidigung verheerende Nachricht
bekommen und setze mich ihm gegenüber.
    »So, Herr
Naumann, das sieht wirklich immer schlechter für Sie aus. Das Einzige, was
Ihnen jetzt noch helfen kann, ist ein umfassendes Geständnis, aber das muss ich
Ihnen ja nicht sagen. Sie sind Anwalt, und als Strafverteidiger kennen Sie die
Regeln: Wenn nichts mehr hilft, hilft ein Geständnis. Das kommt bei den
Richtern immer gut an. Also raus mit der Sprache!« Demonstrativ drücke ich auf
das Tonbandgerät. »Bitte!«
    Doch
Naumann lächelt nur, als hätte er mich durchschaut, und lehnt sich wortlos
zurück. Eine Weile sehen wir uns in die Augen. Minutenlang.
    »Kennen Sie
eigentlich«, unterbreche ich schließlich die Stille, »einen Dave Davids?«
    »Das geht
Sie überhaupt nichts an.«
    »Ich
fürchte doch. Denn Dave Davids hat den BMW gemietet, mit dem die
Russen vor ihrem gewaltsamen Tod auf der Heerstraße attackiert worden sind. Wir
haben seinen Pass in Ihrem Büro gefunden, was an sich schon etwas merkwürdig
ist. Noch seltsamer allerdings ist …« Ich lege ihm den gefälschten
amerikanischen Pass vor. »… es ist Ihr Foto drin. Können Sie mir das
erklären?«
    »Bin ich deswegen
hier?« Naumann sieht kurz auf den Pass und lacht. »Kriege ich jetzt eine
Anzeige wegen Urkundenfälschung?«
    »Und eine
wegen Sachbeschädigung gleich mit dazu. Wieso haben Sie den BMW im Grunewald verbrannt? Um Spuren zu vernichten?«
    »Der Wagen
wurde gestern Vormittag gestohlen«, erwidert Naumann kühl. »Ich hab das auf dem
Polizeirevier 46 gemeldet. Sie brauchen nur nachzufragen.«
    Das muss
ich nicht, denn ich bin sicher, dass er in diesem Punkt die Wahrheit sagt.
Naumann ist Profi. Natürlich wird er den Wagen als gestohlen gemeldet haben,
nachdem er ihn für sein Verbrechen missbrauchte. Das gebietet die Sorgfalt des
Killers.
    »Haben Sie
den Wagen unter Ihrem wirklichen Namen als gestohlen gemeldet oder als Dave
Davids?«
    »Natürlich
als Dave Davids«, erwidert Naumann, »als solcher hab ich das Auto ja gemietet.
Alles andere wäre Blödsinn gewesen.«
    »Verraten
Sie mir auch, warum Sie überhaupt ein Auto unter falschem Namen mieten?«
    »Vielleicht
hab ich eine heimliche Freundin?« Er bleibt völlig ungerührt. »Von der zum
Beispiel meine Frau nichts wissen darf?«
    Von außen
klopft jemand an die Scheibe des Vernehmungsraumes. Ich kann nicht sehen, wer,
denn sie ist von innen her völlig blickdicht und verspiegelt. Nur von außen
kann man hindurchschauen.
    »Entschuldigen
Sie einen Augenblick«, bitte ich Naumann und gehe zur Tür.
    Draußen
steht Kriminalrat Palitzsch. »Die Browning ist gefunden«, berichtet er,
»Damaschke untersucht sie gerade auf Fingerabdrücke.« Er sieht durch die
Scheibe. »Und? Verliert er langsam die Nerven?«
    Ich
schüttele den Kopf. »Der verliert nie die Nerven. Das ist ein Profi.«
    »Um acht
kommen die Herren Schmitt-Visselbeck und Scholten. Sollen die sich mit dem
herumschlagen.« Palitzsch klopft mir auf die Schulter. »Gut gemacht, Knoop. Die
Herren vom BND sind ganz baff, dass wir den Fall so schnell gelöst haben.« Er
sieht auf die Uhr. »In nicht mal acht Stunden, das muss uns erst mal jemand
nachmachen.«
    »Wie wär’s
mit ’ner Beförderung, Chef?«
    »Immer
schön

Weitere Kostenlose Bücher