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Kreuzberg

Kreuzberg

Titel: Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G. Wachlin
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Kriminalhauptkommissarin Lenz«, entgegnet Professor
Dr. Graber und zeigt auf den Wasserfall über uns. »Das Opfer kann auch von
irgendwo dort oben heruntergefallen sein. Vielleicht wurde die Frau gestoßen.
Vielleicht war sie da schon tot. Vielleicht aber wurde sie auch erst hier unten
erschlagen. Oder sie ist einfach nur gestürzt. Ein Unfall. Alles möglich. Wir
wissen derzeit noch nicht einmal zu hundert Prozent, ob die Frau überhaupt an
ihrer sicher sehr schweren Kopfverletzung gestorben ist.« Er hebt die Hand und
verabschiedet sich. »Meine Dame, meine Herren: Ich empfehle mich! Alles Weitere
morgen ab sechzehn Uhr.«
    Wir stehen
da wie die Trottel.
    Inga Lenz
schnaubt. »Arroganter Chauvi.«
    »Aber er
hat recht.« Beylich trompetet wieder in sein Taschentuch. »Er mag arrogant
sein, aber er hat recht. Wir wissen nicht, was passiert ist.«
    Hünerbein
nickt. »Wir haben eine tote Finanzbeamtin mit Kopfwunde. Das ist alles.«
    »Und sie
passt«, wende ich mich vorsichtig an Inga Lenz, »vermutlich auch nicht in das
Beuteschema Ihres Sexualtäters.«
    »Ach ja?
Und wie kommen Sie darauf?« Ihre Augen blitzen wütend.
    »Bislang
hatte der es doch eher auf junge Discomädchen abgesehen, oder? Die er zwar
brutal missbraucht, aber hinterher immer hat laufen lassen. Unsere Tote hier
ist achtundvierzig. Und sie ist tot.« Ich schüttele den Kopf. »Ich fürchte, das
hat mit Ihrem Fall wenig zu tun.«
    »Ist er
immer so schnell«, sie starrt Hünerbein an, »in seinen Schlüssen?«
    »Der
Kollege Knoop ist einer unserer besten Ermittler. Nicht ganz so genial wie ich,
aber dicht dran.«
    »Gut.« Inga
Lenz stellt sich vor uns hin und stemmt beide Arme in die Seiten. »Dann hört
ihr Genies mir jetzt mal ganz genau zu«, bellt sie drauflos. »Bevor nicht
völlig ausgeschlossen werden kann, dass dieser Fall dem Golgatha-Täter
zuzuordnen ist, arbeiten wir zusammen, klar? Ich erwarte vollständige
Transparenz zwischen unseren Abteilungen. Guten Tag!«
    Sie dreht
sich um und stiefelt von dannen.
    Beylich und
Matuschka atmen hörbar aus.
    »Unverschämt!«
Ich kann mich nicht entsinnen, Frau Lenz das Du angeboten zu haben.
    »Ach was!«
Hünerbein winkt ab. »Die hat nur zu viele schlechte Filme geguckt und hält sich
für John Wayne.« Er ruft Damaschke zu sich.
    »Wir haben
gehört, es gab einen Notruf. Habt ihr den gespeichert?«
    »Na, sicher
doch.« Der Spurensicherer greift in die Tasche seines Overalls und zieht ein
kleines Diktafon heraus. »Hier!« Er drückt eine Taste.
    »Polizeinotruf, guten Morgen«, knarzt es aus dem Gerät,
und eine andere, männliche Stimme sagt: »Hier liegt
’ne Tote. Viktoriapark am Kreuzberg, direkt am Wasserfall. Räumt sie besser
weg, bevor sich jemand erschreckt.«
    »Das
war’s.« Damaschke schaltet das Band ab. »Danach hat er aufgelegt.«
    »Merkwürdig,
oder?« Beylich und Matuschka sehen mich an. »Kann das der Täter gewesen sein?«
    Das
vermutet wenigstens Inga Lenz, denke ich. Vielleicht war es aber auch nur ein
Bürger, der möglichst abgebrüht wirken wollte.
    »Der Anruf
kam wahrscheinlich aus einer Telefonzelle.« Damaschke steckt das Gerät wieder
ein. »Wir untersuchen das später genauer im Labor.«
    »Wo ist
denn hier eine Telefonzelle?« Eigentlich kenne ich den Viktoriapark ganz gut,
eine Freundin von mir hat in der Nähe gewohnt. Wir waren oft mit ihrem Hund
hier, aber ein öffentlicher Fernsprecher ist mir nie aufgefallen.
    »Nicht
hier.« Damaschke holt das Diktiergerät wieder hervor und spielt das Band noch
mal ab. »Irgendwo draußen an der Straße. An einer Stelle ist deutlich der
Autoverkehr zu hören. – Hier! – Hört ihr das?«
    Wir hören
nur Rauschen zwischen den Worten.
    »Anfahrende
Fahrzeuge«, erklärt Damaschke, »wie wenn eine Ampel auf Grün schaltet. Wie
gesagt, wir analysieren das nachher im Labor noch genauer.«
    »Das
bedeutet, der Täter, oder wer auch immer, war nicht mehr im Park, als er
telefonierte.«
    »Bingo«,
macht Damaschke.
    »Aber warum
dann das Riesenbohei? Warum lässt sie den ganzen Park absuchen?«
    »Das
solltest du die Kollegin Lenz fragen.«
    »Hast du
ihr gesagt«, mischt sich Hünerbein ein, »dass der Anruf nicht aus dem Park
kam?«
    »Ich habe
es zumindest versucht.« Damaschke hebt hilflos die Arme. »Aber …«
    »… du
bist nur ein Mann.«
    »Richtig.«
    Ja, das ist
Pech für Inga Lenz. Manchmal sollte man sogar die Männer mal ausreden lassen.
Trotz aller möglicherweise durchaus berechtigten

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