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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Elena gewandt fragte der Domherr: »Meine Liebe, möchtest du dich uns anschließen und alte, staubige Bücher wälzen?«
    »Nein, das macht ihr besser ohne mich. Ich habe noch einige Post zu erledigen.«
    Hermann Waldegg geleitete die beiden Mädchen in die Bibliothek, zog ein altes, allerdings überhaupt nicht staubiges, Buch aus einem der Regale und legte es auf den Tisch.
    »Ein Jesuit hat vor hundertfünfzig Jahren diese Kupferstiche anfertigen lassen«, erläuterte er und schlug eine Seite auf. »Seht, das ist der Grundriss. Allerdings entspricht er nicht ganz der wahren Situation. Es fehlen Gebäudeteile, etwa die Sakristei, und einige Säulen hat er ebenfalls anders dargestellt, als die gebaut wurden. Aber es liefert zumindest ein anschauliches Bild des Gesamtwerkes.«
    »Wozu hat er das zeichnen lassen?«
    »Auch er verfolgte die Idee, den Bau fertigstellen zu lassen, und warb damit um Unterstützung. Die Zeit aber war gegen ihn. Hier, das ist der Fassadenriss der Zwillingstürme. So hat man sich die Kathedrale im dreizehnten Jahrhundert vorgestellt.«
    Susanne war beeindruckter als Antonia, für die das Bild nur eine Kirche darstellte. Ihre Freundin aber, mit geschulterem Auge als sie, vertiefte sich in die Zeichnung.
    »Danach wird man nicht bauen können«, bemerkte sie schließlich. »Das ist viel zu klein, obwohl es sehr exakt ausgeführt ist.«
    »Nein, bauen wird man nicht danach. Dazu braucht es Vermaßungen und weitere Quer- und Längsschnitte. Aber die beiden jungen Männer Melchior und Sulpiz Boisserée haben es sich derzeit zur Aufgabe gemacht, bessere Pläne zu erstellen. Sie haben sich vorgenommen, die bestehenden Teile zu vermessen und die fehlenden zu ergänzen. Aber das ist langwierig und wird sicher auch nicht exakt den ursprünglichen Vorstellungen entsprechen.«
    »Die beiden Kunstsammler? Ich habe sie auf einem Ball getroffen. Werden sie die nötige Unterstützung finden?«
    »Sie sind sehr ehrgeizig und beredt. Und sie haben gute Beziehungen. Aber ihnen – und dem Vorhaben als Ganzem – wäre es dienlich, wenn es die Pläne der alten Baumeister noch gäbe. Immerhin haben wir bisher verhindern können, dass der Dom als Steinbruch benutzt wird, und die Zukunft wird zeigen, ob nicht ihre Anstrengungen von Erfolg gekrönt sind. Was sind ein paar Jahre im Verhältnis zu der Zeit, die der Dom schon in Köln steht, nicht wahr?«
    Waldegg zeigte ihnen weitere Stiche von gotischen Kathedralen und erklärte ihnen voller Begeisterung deren Konstruktionsweise, bis er bemerkte, dass seine Zuhörerinnen glasige Augen bekamen.
    »Oh, es ist genug, scheint mir. Ich vergaß mich ganz in meiner Leidenschaft. Es ist wohl an der Zeit, eine kleine Erfrischung kommen zu lassen.«
     
    Antonia und Susanne hatten sich in den Wochen, die sie sich nun kannten, angefreundet. Es war für Antonia eine neue Erfahrung, mit einer fast Gleichaltrigen Vertraulichkeiten auszutauschen. Auch Susanne war immer wieder aufs Neue fasziniert davon zu hören, welch ungewöhnliches Leben ihre Freundin geführt hatte. Es gab unerschöpflich viele Themen, die sie miteinander zu bereden fanden, und als sie sich, nach Waldeggs Ausführungen zum Dom, mit einem Krug Limonade wieder in die Gartenlaube zurückgezogen hatten, um die letzten warmen Stunden zu genießen, kam Susanne erstmals auf einen höchst faszinierenden Gegenstand zu sprechen.
    »Sag mal, Antonia, warst du schon mal verliebt?«
    Antonia blinzelte verdutzt. »Ich? Wahrhaftig nicht. Müsste ich das?«
    »Nun, es erweitert den Horizont. Und es ist aufregend.«
    »Ich bin da nicht sicher. Ich habe Frauen erlebt, die hinter den Männern her waren, aber den meisten ging es um Geld oder um Unterstützung.«
    »Das meine ich nicht. Es ist dieses Gefühl, weißt du? Dieses Prickeln. Und ein Heißwerden der Wangen, ein Herzklopfen und so.«
    »Nein, kenne ich nicht. Es gab Männer, die ich ganz gern hatte. Renardet beispielsweise. Oder Nikolaus.« Sie verstummte plötzlich, denn es fiel ihr da noch jemand anders ein. Ja, ein seltsames Prickeln hatte es gegeben. »Der Leutnant David... Er hat mich geküsst. Das war ganz nett.«
    »Er hat dich geküsst? Erzähle! Wann? Wie war es?«
    »Nichts Besonders. Nur eben ein Abschiedskuss. Aber er hatte schöne blaue Augen. So wie der Domherr.«
    »Ich habe ihn nie kennengelernt. Wie schade! Aber Cornelius, du weißt schon, der andere...«
    »... Sohn von ihm. Was ist mit dem?«
    Susanne seufzte: »Der war meine allererste Liebe.«
    »Das

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